"New York Times" kritisiert Apple Retail Stores
In einem Hintergrundbericht über die Ladengeschäfte des Computerkonzerns schreibt das Blatt unter anderem über Unzufriedenheit bei den Angestellten.
Die New York Times setzt ihre "iEconomy"-Serie fort, in der sie bislang unter anderem über Apples ausgelagerte Produktion in China, die Arbeitsbedingungen bei Foxconn und anderen Zulieferbetrieben sowie über Apples Steuerstrategie berichtet hatte. Im jüngsten Teil der Reihe, der am Samstag erschien, beschäftigt sich das Blatt nun mit Apples US-Ladengeschäften und der Situation der dortigen Mitarbeiter.
Einer der Kritikpunkte: Die Angestellten verdienten zwar im Vergleich zu anderen Jobs in der Retail-Industrie relativ gut, Bezahlung und generierter Umsatz pro Mitarbeiter stünden aber in keinem Verhältnis. So nennt die New York Times das Beispiel eines Angestellten, der in drei Monaten Hardware für 750.000 US-Dollar verkauft, dabei aber nur 11,25 US-Dollar pro Stunde verdient habe. Hierzulande konnte ein "Specialist", also ein Verkäufer, laut Informationen von Mitarbeitern im Frühjahr 2012 in Süddeutschland 12 Euro brutto in der Stunde verdienen. Weihnachtsgeld und 13. Monatsgehalt werden nicht gezahlt.
Apple setzte von Anfang an darauf, seinen Mitarbeitern keine Verkaufsprovision zu bezahlen – dies soll vermeiden, dass eine zu starke Konkurrenz untereinander entsteht und Kunden nicht das erhalten, was sie tatsächlich wollen. Allerdings werde von den Chefs der Läden sehr wohl darauf geachtet, wie viele Zusatzprodukte wie etwa die "Apple Care"-Garantie Mitarbeiter verkauften, schreibt die New York Times.
Apple ziehe vor allem junge Mitarbeiter an, die gerade aus dem College kämen. Diese könnten es sich leisten, zu relativ geringen Gehältern zu arbeiten, weil sie zumeist noch keine Familie hätten. Trotzdem sei die Stimmung aktuell nicht immer gut – insbesondere, nachdem in den Läden auch dank des iPhone- und iPad-Booms mittlerweile enormer Andrang herrsche.
Support-Mitarbeiter an der "Genius Bar" kämen häufiger nicht dazu, Pausen einzulegen, schreibt die New York Times. In einer internen Umfrage hätten Angestellte die Frage, ob sie die Arbeit bei Apple Freunden und Familienmitgliedern empfehlen würden, auf einer Skala von 1 bis 10 in einem Laden beispielsweise nur mit 5 oder 6 Punkten bewertet. "Wir haben das auf unserem monatlichen Meeting besprochen und unsere Managerin hatte Tränen in den Augen", zitiert die Zeitung einen Ex-Angestellten. Als problematisch gelte außerdem, dass Angestellte zu wenig Karrierechancen hätten. So komme es extrem selten vor, dass man aus dem Retail-Bereich in die Apple-Zentrale wechseln könne.
Die potenziellen Probleme in seinen Ladengeschäften scheinen dem Computerkonzern indes bewusst zu sein. So wurde in der vergangenen Woche bekannt, dass Apple in den USA Lohnerhöhungen von bis zu 25 Prozent für einzelne Mitarbeiter vornimmt. Außerdem soll ein neues Trainingsprogramm namens "Pathways" bessere Möglichkeiten bieten, innerhalb des Konzerns aufzusteigen – zumindest im Retail-Bereich. (bsc)