Nikon 1: Details und erste Eindrücke

Bei der Pressekonferenz zu Nikons erster spiegelosen Systemkamera hatten wir bereits die Gelegenheit, einen ersten Blick auf die V1 zu werfen und uns von ihrer rasanten Geschwindigkeit zu überzeugen.

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Von
  • Peter Nonhoff-Arps

Nikon 1 V1 mit 1 Nikkor VR 10-30 mm 1:3,5-6,5

(Bild: Nikon)

Es rankten sich ja einige Gerüchte um das neue Nikon-Kamerasystem, dass den schlichten Namen "Nikon 1" trägt und von dem Nikon selbst sagt, dass es sich dabei um ihre wichtigste Neuentwicklung seit 14 Jahren handelt. Wir konnten bereits jetzt erste Eindrücke sammeln. Unser Testexemplar war das Modell V1, das gleichzeitig mit der J1 ab Ende Oktober erhältlich sein wird. Die wesentlichen technischen Daten sind schnell aufgelistet: Der CMOS-Sensor misst 13,2 mal 8,8 Millimeter – also ein 3:2-Format – und bietet eine Auflösung von 10 Megapixel. Angesichts der Sensorgröße, die zwischen der von gängigen Kompaktkameras und den konkurrierenden spiegellosen Systemkameras liegt, eine moderate Auflösung. Nikon spricht von einem optimalen Kompromiss zwischen Größe und Performance.

Nikon 1 V1: Blick auf den CX-Sensor

(Bild: Nikon)

Das Herzstück der Nikon 1 ist der neue Expeed-3-Prozessor, der sich vor allem durch seine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit auszeichnet. Zusammen mit dem Sensor soll er im Normalmodus – also bei mechanischem Verschluss – bis zu fünf Bilder pro Sekunde (fps) ermöglichen. Im digitalen Hi-Shutter-Betrieb steigt die Bildausbeute auf 10 fps bei voller Auflösung. Dabei schiebt die Elektronik jeweils 13 Bilder in den Zwischenspeicher, legt dann eine kurze Verschnaufpause ein, um dann mit unverminderter Geschwindigkeit die nächsten Bilder aufzunehmen. Das Besondere: Zwischen jeder Aufnahme kontrolliert und justiert der Autofokus die Entfernungseinstellung. Ermöglicht wird dies durch die im Sensor integrierten Phasendetektoren, die ähnlich wie der Phasendetektor-Autofokus einer Spiegelreflexkamera funktionieren. Sobald der Auslöser halb gedrückt wird, ermitteln die Detektoren quasi kontinuierlich die Entfernung. Wird der Auslöser durchgedrückt, muss die Elektronik nur noch fein nachjustieren. Erste Praxistests verliefen vielversprechend, die Ausbeute scharfer Aufnahmen war recht hoch. Während der Serienaufnahme schnurrt die Kamera wie eine leise Nähmaschine. Neben dem Phase-Detect-AF stellt die Nikon 1 V1 auch den bei Kompaktkameras sonst üblichen wesentlich langsameren Kontrast-Autofokus zur Verfügung.

Nikon 1 Serienaufnahme (5 Bilder)

Nikon 1 V1 Serienaufnahme 1/5

Nikon 1 V1 Serienaufnahme 1/5: Aus einer Serie von bis zu 20 Aufnahmen wählt die Kamerasoftware fünf "beste" Shots aus,...

Diese Eigenschaft verwendet Nikon auch gleich für zwei neue Aufnahmemodi: Smart Photo Selector und Motion Snapshot. Ersterer nimmt bereits Bilder auf, wenn der Auslöser nur angetippt wird (Pre-Post-Capture). Startet man die Aufnahme, werden gleich bis zu zwanzig Bilder geschossen. Aus dieser Serie ermittelt die Elektronik eigenständig die fünf "besten" Schüsse und präsentiert sie zur Auswahl auf dem Display. Nun kann der Fotograf noch selbst den gelungensten Schnappschuss aussuchen. Motion Snapshot kreiert aus einer Bilderserie eine kurze Zeitlupenanimation. Beide Funktionen klappten bei unserem Kurztest recht ansehnlich. Allerdings sollte man die Auswahl des Best-Shot lieber am PC vornehmen und nicht auf dem kleinen Kameradisplay.

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Nikon 1 V1: Rückseite mit dem elektronischem Sucher.

Die Empfindlichkeitsbereich reicht von ISO 100 bis ISO 3200. Die Auto-ISO-Einstellung lässt sich auf ISO 400 beziehungsweise ISO 800 begrenzen. Die Aufnahmen werden wahlweise im JPEG- oder im NEF-Raw-Format (12 Bit) auf SD-Karte gespeichert. In der V1 steckt ein elektronischer Sucher mit einer Auflösung von 1,44 Millionen Subpixeln, das Kameradisplay bietet auf einer Diagonalen von 7,5 Zentimetern eine etwas geringere Auflösung von 640 × 480 Pixeln. Es leuchet recht hell, zeigt aber Schwächen bei stärkerer Sonneneinstrahlung.

Das Menü ist klassisch eingeteilt nach Einstellungen für Foto, Video und Sonstigem und lässt sich per Drehrad, Wippe und OK-Knopf flüssig bedienen. Allerdings sind die Knöpfe etwas klein geraten und eher für Menschen mit filigranen Fingern.

1 Nikkor VR 10-100 mm 1:4,5-5,6 PD-ZOOM speziell für Videoaufnahmen

(Bild: Nikon)

Interessant könnte die Nikon 1 V1 für ambitionierte Videofilmer werden. Sie unterstützt die Full-HD-Auflösung (1080p) mit 60 Vollbildern, was ruckelfreies Filmen auch bei Schwenks ermöglicht. Passend dazu will Nikon gleich zu Beginn ein 10-fach Zoom-Objektiv (1 Nikkor VR 10-100mm) mit Motorzoom anbieten, das jedoch mit 750 Euro zu Buche schlagen soll. Eine weitere Besonderheit: Beim Filmen kann man nebenbei auch normal aufgelöste Fotos schießen, ohne die laufende Aufnahme unterbrechen zu müssen.

Das Bajonettadapter FT1 verbindet DSLR Nikkore mit der Nikon 1

(Bild: Nikon)

Besitzer eines Nikon Spiegelreflexsystems dürfte interessieren, dass ab Dezember der Bajonettadapter FT1 erhältlich sein soll, über das sich alle Nikkore für DSLR an Nikon-1-Kameras adaptieren lassen. Damit wird die Nikon 1 für eingefleischte Spiegelreflexfotografen als Zweitgehäuse interessant. Aus einem hochwertigen 300-mm-Objektiv wird so eines mit über 800 Millimetern, dass sich aufgrund der hohen Serienbildrate der Nikon 1 wunderbar für bewegte Motive wie etwa Flugaufnahmen von Vögeln eignen könnte. Allerdings lässt sich Nikon diese Möglichkeit gut bezahlen, der FT1 soll rund 270 Euro kosten.

Eine Nikon 1 J1 aufgenommen mit der VR1 bei ISO 200, f/5.6 und 1/125s. Die Kameroberfläche zeigt in der 1:1-Darstellung leichtes Rauschen.

Ansonsten zielt das Konzept der Nikon 1 eher auf ambitionierte Lifestyle-Fotografen ab, die in jeder Situation aufnahmebereit sein wollen und zugleich wert auf eine gehobene Aufnahmequalität und Ausstattung legen. Preislich liegt bereits das günstigste Kit mit rund 870 Euro auf DSLR-Niveau, was für eine Zweitkamera schon zu hoch sein dürfte. Gespannt sein darf man auf das zukünftige Objektivprogramm, viele Anwender erwarten lichtstarke Linsen, die auf gewohnt hohem Nikon-Niveau liegen sollten. Gespannt sein darf man auch auf die ersten aussagekräftigen Tests – wir werden berichten. (pen)