Noch ein Kinder-"Hack" für Apples Screen Time

Bei der "Digital Wellness"-Funktion kann der Nachwuchs beliebig lange Videos gucken, wenn er weiß wie es geht. Es ist nicht der erste Trick.

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Apple Screen Time

Screen Time trackt, wie ein iOS-Gerät genutzt wird – und erlaubt das Einrichten von Limits.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Apples neue Screen-Time-Funktion in iOS 12, in deutscher Sprache "Bildschirmzeit" genannt, soll Suchtverhalten auf iPhone und iPad vermeiden und die "Digital Wellness" verbessern. Wer mit dem Feature versucht, seinen Nachwuchs von übermäßigem Onlinekonsum abzuhalten, muss sich allerdings bewusst sein, dass es derzeit noch einige Lücken gibt. Die erste wurde bereits in der vergangenen Woche entdeckt: Sie erlaubt es, bereits erworbene Apps, die auf dem Gerät gelöscht waren, erneut herunterzuladen und sie trotz Screen-Time-Limit weiter zu verwenden – etwa Spiele. Nun ist auch noch ein zweiter Bug aufgetaucht, der diesmal den Videokonsum betrifft.

Er fiel einem Kollegen der amerikanischen Macworld im Rahmen eines Vergleichstests von Screen Time, Google Family Link und Amazon Free Time auf. Demnach sperrt Screen Time in Verbindung mit der Kindersicherung in iOS 12 zwar den normalen Videokonsum wie gewünscht – also wenn Videos sich in einer regulären Bildschirmanzeige befinden. Dann muss der Nachwuchs ein von den Eltern gesetztes Zeitlimit einhalten.

Bei aktiviertem Bild-in-Bild-Modus (Picture-in-Picture, PiP) auf dem iPad zählt Screen Time momentan die Zeit aber nicht, die Filme und andere Clips betrachtet werden. Das stellte auch der siebenjährige Sohn des Macworld-Testers schnell fest: Er schaute sich seine YouTube-Lieblingsvideos einfach per PiP unbegrenzt an und konnte dazu parallel weitere Apps verwenden. "Apple muss einen Weg finden, diese Umgehung zu verhindern", schreibt der Vater und Tester. Auf dem iPhone existiert die PiP-Funktion allerdings nicht.

Apple selbst glaubt, dass Screen Time künftig eine wichtige Rolle für iOS-Nutzer spielen wird. iOS-Produktmarketingchef Greg Joswiak sagte in einem Podcast, Nutzer sollten vor allem ein Gefühl dafür bekommen, wie sie ihr Gerät nutzen. Entsprechend wichtig ist die Datenerfassung durch Screen Time. Sie trackt unter anderem, welche App-Arten verwendet werden und wie lang entsprechende Sitzungen sind.

Joswiak betont, dass Daten aus Screen Time nicht an Apple oder Dritte gehen. Der Konzern kann allerdings feststelle, ob die Funktion aktiv ist, sofern der Nutzer Apple erlaubt, diagnostische Funktionen zu empfangen. "Die Daten gehören nur Ihnen." Joswiak glaubt, dass die Mehrzahl der Nutzer Screen Time nicht abschalten werden und die Daten nutzen, ihr Verhalten anzupassen. Für ihn selbst sei die Funktion "faszinierend". Er könne sehen, mit was er seine Zeit auf dem Gerät verbringe. (bsc)