Noplace: Social Media zwischen MySpace und dem alten Facebook

Das Beste aus beiden Welten: Bei Noplace kann man sein Profil gestalten, wie bei MySpace. Der Aufbau erinnert an das frühe Facebook.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Drei Smartphone-Bildschirme mit dunkelblauem, rosanen oder blauen Hintergrund

Screenshot Noplace im App Store.

(Bild: Noplace)

Lesezeit: 4 Min.

Fliederfarbener Hintergrund, orange und gelbe Schrift. Wer möchte, kann sein Profil bei Noplace ganz in Pastellfarben gestalten, wahlweise aber auch knallig in grellen Tönen oder schwarz und dunkel wie bei Emos. An die erinnert das neue soziale Netzwerk. Es gibt nämlich Gestaltungsmöglichkeiten, fast wie bei MySpace früher. Und wie alle neuen sozialen Netzwerke dieser Tage will auch Noplace das Soziale wieder in den Vordergrund rücken. Helfen soll: KI. In den USA landete die App bereits auf Platz eins der am häufigsten heruntergeladenen Apps.

Profile lassen sich gestalten.

(Bild: emw)

Für die Anmeldung kann man einen Invite nutzen. Solche Einladungen sind inzwischen ja ebenfalls gang und gäbe. Clubhouse als Vorbild, soll es den Hype wohl anstacheln, aber auch das Onboarding vereinfachen. Die Invites kann man nämlich gleich mit allen Freunden, freilich auch den eigenen Kontakten, teilen und abgleichen. Zack hat Noplace Zugriff auf das Telefonbuch des Smartphones – dabei versprechen sie jedoch direkt, diese nicht mit Dritten zu teilen.

Bei der Anmeldung fragt die App die Interessen ab. Als Vorschlag gibt es zum Beispiel "My little Pony", "Percy Jackson" und "Adventure time". Die Zielgruppe dürfte entsprechend wohl eher jung sein. Mindestens drei Themen muss man auswählen. Es gibt auch Technews, AI und andere Interessenfelder, die eher Erwachsene ansprechen.

Auf geht es an die Gestaltung des Profils. Das ist in einzelne Abschnitte unterteilt, die bearbeitet werden können. Alles ist ziemlich intuitiv, man möchte idiotensicher sagen. Man kann Angaben zum eigenen Alter, Geschlecht, dem Beziehungsstatus und mehr machen. Es gibt eine Statusmeldung, in der man etwas über sich schreiben kann, das andere sehen. Dieser Part erinnert stark an Facebook in den ersten Tagen. Neu ist die eingezogene Gamification. Hat man erstmal das Profil ein bisschen aufgehübscht, bekommt man ein Abzeichen: "Level 1 achieved!". Zudem lassen sich Badges sammeln.

Gamification bei noplace.

(Bild: emw)

Der soziale Charakter sind die Feeds. Es gibt einen Feed, in dem man nur die Beiträge der Freunde oder von Personen, denen man folgt, sieht. Und es gibt einen Feed mit Vorschlägen. Kennen wir auch: von X, Tiktok und Instagram. Dabei ist Noplace allerdings auf Text beschränkt – weder Fotos noch Videos lassen sich als Beiträge posten. Über die Vorschläge und Reihenfolge der gezeigten Posts entscheiden nicht etwa Algorithmen, sondern Künstliche Intelligenz. Wo da genau der Unterschied sein soll und wie das funktioniert, bleibt allerdings zunächst offen.

Gegründet wurde Noplace bereits 2023 von Tiffany Zhong. Sie ist in San Francisco eigentlich im Bereich Venture Capital aktiv, beschreibt sich selbst bei LinkedIn als "gen z whisperer". Hier hatte sie bisher den richtigen Riecher, Zhong soll unter anderem auf musica.ly gesetzt haben – das heutige Tiktok. Noplace soll all den Spaß zurückbringen, den Social Media einst brachte – "vor den Algorithmen und Anzeigen", heißt es im App-Store. Die App spricht explizit alle NPCs (Non-Playable Characters), Hauptcharaktere, Swifties (Taylor Swift Fans), Barbs (Barbies), Nerds und Stans (Stalker Fans) an. Informationen dazu, wie der Dienst sich auf Dauer finanzieren will, gibt es nicht. Bisher reicht offensichtlich das Wagniskapital.

In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Dienste angeschickt, das eine neue soziale Netzwerk werden zu wollen. Skandale bei Facebook, die Übernahme von Twitter durch Elon Musk und die Sorge, hinter Tiktok könne die chinesische Regierung stecken, lassen Gründer hoffen, entstandene Lücken nutzen zu können. Bisher konnte sich aber kein Dienst derart durchsetzen, wie es die Vorgänger bisher getan haben oder noch immer tun.

(emw)