Nord Stream: KI könnte bei Suche nach den Saboteuren helfen

Wer für die Zerstörungen an der Ostsee-Erdgaspipeline Nord Stream verantwortlich ist, bleibt auch nach Wochen unklar. Künstliche Intelligenz könnte helfen.

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(Bild: Swedish Coast Guard)

Lesezeit: 3 Min.
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Bei der Suche nach den Verantwortlichen für die Zerstörungen an den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 könnten Satellitenbilder und Künstliche Intelligenz wichtige Hinweise geben. Auf diese Möglichkeit macht ein Unternehmen aus den USA aufmerksam, das sich auf solche Satellitendienste spezialisiert hat.

Wer drei von vier Pipeline-Strängen Ende September nahe der dänischen Insel Bornholm schwer beschädigt hat, ist weiterhin unklar. Die zuständigen Behörden in Schweden und Dänemark haben lediglich erklärt, dass sich am Meeresgrund schwere Explosionen ereignet haben. Die Betreiberfirma Nord Stream AG teilte nach eigenen Untersuchungen mit einem russischen Spezialschiff vor Schweden mit, dass die Pipelines auf knapp 250 Metern Länge völlig zerstört seien und mehrere Meter tiefe Krater am Meeresgrund gefunden wurden.

Wichtige Hinweise könnten Satellitenbilder geben, die aufgrund der Vielzahl der künstlichen Trabanten zahlreich und nahezu flächendeckend vorliegen. So ist die Vermutung, dass der oder die Saboteure von Schiffen aus agiert haben, die irgendwann vor den Detonationen rund um die Schadstellen aufgetaucht sein müssen.

Allein mit einem riesigen Datenbestand der letzten Wochen und Monate ist es allerdings nicht getan. Eine Sichtung durch Menschen würde sehr viel Zeit oder Personalaufwand erfordern. Hier kommen Unternehmen wie die US-amerikanische Firma SpaceKnow ins Spiel, das nach eigenen Angaben Bilder von 300 Satelliten mithilfe von Software untersucht. Per Künstlicher Intelligenz wird ein Bildabgleich gemacht, sodass die Auswahl der Bilder, die zu sichten sind, in einem ersten Schritt signifikant reduziert werden kann. Das Unternehmen zählt per Satellit für seine Auftraggeber auch Autos oder verfolgt Veränderungen in Industrie und Umwelt.

Die Möglichkeiten von SpaceKnow gehen im Falle von Schiffen aber nach Unternehmensangaben noch weiter. Per Synthetic Aperture Radar können atmosphärische Störungen wie Nebel, Wolken und Schnee überwunden werden. Dazu wird die Erdoberfläche mit Mikrowellen elektromagnetisch abgetastet. Auf den hochauflösenden Bildern lassen sich per Machine Learning Schiffe erkennen. Im nächsten Schritt findet ein Abgleich mit AIS-Schiffspositionsdaten statt.

Als potenziell verdächtig gelten sogenannte Dark Ships, also Schiffe, die kein AIS-Signal aussenden. Militärische Schiffe gehen gelegentlich so vor, während der normale Schiffsverkehr nach internationalem Recht dazu verpflichtet ist, die Signale auszusenden. Diese dienen vor allem der Vermeidung von Unfällen, ermöglichen zum Beispiel aber auch das von vielen geschätzte Schiffstracking über Dienste wie MarineTraffic.

Im Falle von Nord Stream will SpaceKnow zwei große Schiffe entdeckt haben, die sich ohne AIS-Signal im Bereich der späteren Leckstellen bewegt haben. Ob diese tatsächlich eine Rolle spielen oder womöglich ein Ausfall des Transponders deren Auftauchen erklärt, ist ungeklärt. Auch das Wetter kann den Empfang der Signale beeinträchtigen. Möglich ist auch einfach, dass die Empfänger an Land und per Satellit die Signale schlichtweg nicht empfangen haben. Das Unternehmen habe seine Erkenntnisse deshalb an die NATO weitergegeben, berichtet Wired.

(mki)