Nordirland: Gegner des Friedens angeblich im Besitz der Polizeidaten

Offenbar wurden versehentlich publizierte Daten zu allen Polizeiangestellten in Nordirland nicht schnell genug entfernt.

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Polizist in Belfast

(Bild: Min Jing/Shutterstock.com)

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In Nordirland behaupten abtrünnige Republikaner, im Besitz der versehentlich publik gemachten Daten zu allen Angestellten der dortigen Polizei zu sein. Das teilte Medienberichten zufolge der Police Service of Northern Ireland (PSNI). Die Daten würden auf WhatsApp in Kreisen von "dissident republicans" kursieren, wird Polizeichef Simon Byrne zitiert.

Unter dem Sammelbegriff werden verschiedene Gruppierungen zusammengefasst, die das nordirische Friedensabkommen ablehnen und teilweise auch unter Anwendung von Gewalt für eine Wiedervereinigung mit der Republik Irland kämpfen. Ob Regierungsgegner tatsächlich in Besitz der Daten sind, ist unklar. Es war erwartet worden, dass mit solch einer Behauptung für noch mehr Verunsicherung gesorgt wird.

Anfang der Woche hatte der PSNI eingestanden, in einer Antwort auf eine Informationsfreiheitsanfrage versehentlich die Nachnamen, Initialen und den Arbeitsplatz aller aktuellen Polizisten und Polizistinnen sowie zivilen Angestellten veröffentlicht zu haben. Es geht um rund 10.000 Personen, für die das unter Umständen schwerwiegende Folgen haben kann. Erst im Frühjahr war in Nordirland die Terrorismusbedrohungsstufe nach einer Zunahme von Anschlägen von "substanziell" auf "ernsthaft" erhöht worden. Zuletzt war im Februar ein hochrangiger Inspektor von Maskierten vor den Augen seines Sohnes und anderer Kinder mehrfach angeschossen worden.

Nach der Datenpanne hat die Irish Times am Mittwoch erläutert, warum die Datenpanne in Nordirland besonders kritisch ist. Im Zuge des Nordirlandkonflikts seien 300 Polizeiangestellte getötet worden, seit der Bildung des PSNI 2001 wurden demnach zwei Polizisten von abtrünnigen Republikanern ermordet. Auch 25 Jahre nach dem Karfreitagsabkommen würden Polizisten und Polizistinnen immer noch unter ihre Autos schauen, bevor sie zur Arbeit fahren, einige Katholiken im Dienst der Polizei müssten den Wohnort wechseln. Einige müssten ihren Job gar vor Familienmitgliedern geheim halten. Der PSNI hat versichert, dass wegen des Datenlecks bislang noch niemand seine Wohnung habe verlassen müssen, aktuell werde geprüft, ob einige Angestellte ihren Arbeitsort wechseln müssten.

(mho)