Notar soll über T-Online-Aktien wachen

Telekom-Chef Sommer kündigt eine faire Zuteilung der T-Online-Aktie an, läßt aber noch offen, ob sie am Neuen Markt notiert werden soll.

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Von
  • Christian Rabanus

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Ron Sommer, hat eine "notarielle Prüfung" der Aktienvergabe beim bevorstehenden Börsengang von T-Online angekündigt. In einem Gespräch mit dem Stern versprach er eine faire und transparente Zuteilung der Aktien, schwieg sich aber über den Zuteilungsmodus noch aus. Die Zeichnungsfrist dauert vom 3. bis 12. April, als erster Handelstag ist der 17. April vorgesehen.

Gerüchten zufolge soll die Preis-Spanne für das am Montag beginnende Bookbuilding bei 35 bis 50 Euro pro Aktie und damit deutlich über den in früheren Spekulationen genannten Werten liegen; bei einem Bestand von über einer Milliarde Aktien würde das einer Bewertung des Unternehmens mit 35 bis 50 Milliarden Euro entsprechen. Bricht man diese Summe auf die Anzahl der Kunden herunter, wäre jeder der etwa 5 Millionen Kunden von T-Online zwischen 7.000 und 10.000 Euro wert. Zum Vergleich: Der Marktkapitalisierung von rund 164 Milliarden Euro des amerikanischen Online-Dienstes AOL entspricht bei rund 22 Millionen Kunden einem Pro-Kopf-Wert von 7.455 Euro.

Immer noch unklar ist, ob die Aktie von T-Online im amtlichen Handel an der Frankfurter Börse oder im Neuen Markt gehandelt werden soll. Die für die T-Online-Aktie sicherlich attraktivere Börse wäre der Neue Markt – allerdings müssen zur Zulassung zum Handel am Neuen Markt mindestens 20 Prozent der Aktien an die Börse gebracht werden (Regelwerk Neuer Markt in der Fassung vom 15.9.1999, Abschnitt 2, Ziffer 3.10, Satz 1). Für den amtlichen Handel dagegen reicht es aus, wenn nur 10.000 Aktien in den Handel gebracht werden (Börsenordnung für die Frankfurter Wertpapierbörse, § 58, Satz 2). Wenn die Telekom an den Ende Januar bekannt gegebenen Plänen festhält und die Anleger nur 100 Millionen Aktien, also 9,1 Prozent der Anteile, zeichnen können, wäre eine Notierung am Neuen Markt nicht möglich. Allerdings gibt es auch Tricks, wie man diese Barriere umgehen kann: Lycos Europe etwa, das am 22. März in den Neuen Markt startete, meldete einfach nur etwa die Hälfte, nämlich 1,04 Millionen Euro, seines Grundkapitals von 2,4 Millionen Euro zur Zulassung an der Börse an. Nur so genügte das Unternehmen den Bedinungungen, unter denen eine Notierung erfolgen kann.

Wie T-Online den Zulassungsbedingungen zum Handel am Neuen Markt genügen könnte, wenn der Online-Dienst tatsächlich an diese Börse gehen wollen würde, war bislang nicht zu erfahren. Eine Lösung dieses Problems wäre freilich ganz einfach: T-Online emittiert nicht 9,1 Prozent des Aktienkapitals, sondern 20 Prozent. Vor allem die Kleinanleger würde dies sicherlich freuen – zumal in Börsenkreisen davon die Rede ist, dass die Telekom die Hälfte der öffentlich gehandelten Aktien an Private ausgegeben will. (chr)