Nun steht auch WorldCom-Chef Sidgmore unter Druck

John Sidgmore verteidigt die Überlebenschancen des Unternehmens auch nach den neuen Enthüllungen über Bilanzfälschungen.

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Die Manager des bankrotten US-Telekomriesen WorldCom haben 104 Millionen US-Dollar in Form von Gehältern, Boni und Aktienverkäufen verdient, während gleichzeitig mit Bilanzfälschungen Milliardengewinne vorgetäuscht wurden. Dies berichtet die Financial Times in ihrer Online-Ausgabe. Die Enthüllung, dass der Buchführungsbetrug schon vor 2001 begonnen hatte, könnte wahrscheinlich den Druck der Gläubiger für eine Ablösung von John Sidgmore erhöhen.

Vor seiner Berufung an die Spitze des Unternehmens war Sidgmore stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender. Er war im April Bernie Ebbers gefolgt, dem langjährigen Unternehmenschef. Inzwischen wird darüber spekuliert, dass Ebbers angeklagt werden könnte. Er schuldet WorldCom 408 Millionen Dollar. Ebbers Anwalt Reed Weingarten nimmt seinen Mandaten in Schutz. In einem Unternehmen mit 60.000 Mitarbeitern könne der Chef nicht über alle Vorgänge informiert sein.

Sidgmore spricht sich von allem Betrugsverdacht frei und verteidigt die Überlebenschancen des Unternehmens auch nach den neuen Enthüllungen. "Sie beeinflussen nicht unseren betrieblichen Cashflow und auch nicht die Art und Weise, wie wir das Unternehmen führen", behauptet er laut New York Times. WorldCom will möglicherweise auch wegen des gesunkenen Werts zugekaufter Firmen Goodwill-Abschreibungen von 50,6 US-Milliarden Dollar vornehmen, sich aber dennoch unter Aufsicht des Konkursrichters sanieren. Angesichts der neuen Enthüllungen könnten aber die Gläubiger möglicherweise auch einen Verkauf der Vermögenswerte an andere Telekomunternehmen vorziehen.

Die Aktien, die 1999 noch über 100 Milliarden US-Dollar wert waren, sind jetzt praktisch wertlos. Ex-Finanzchef Scott D. Sullivan und der ehemalige Leiter der World-Com-Buchhaltung, David Myers, sind wegen Wertpapierbetrugs verklagt worden. Die US-Wertpapier- und Börsenkommission SEC hat eine zivilrechtliche Betrugsklage gegen WorldCom eingereicht. Außerdem laufen zahlreiche Klagen geschädigter Aktionäre und Anleihebesitzer.

Der weltgrößte Internet-Netzwerkbetreiber und zweitgrößte US- Ferngesprächskonzern hatte am Donnerstag erneut Falschbuchungen in Höhe von 3,3 Milliarden Dollar seit 1999 zugegeben. Zuvor schon hatte er Bilanzfälschungen in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar eingeräumt. Damit beläuft sich der Gesamtbetrag der falsch verbuchten Gewinne auf mehr als sieben Milliarden Dollar. WorldCom ging mit 104 Milliarden US-Dollar Schulden in die größte Firmenpleite der USA.

Zu der Entwicklung bei WorldCom siehe auch:

(anw)