Nur für EU: Meta prüft wohl werbefreie Bezahlabos bei Facebook und Instagram

Laut New York Times prüft Meta die grundsätzlichste Abkehr vom eigenen Geschäftsmodell: In der EU könnten Facebook und Instagram ohne Werbung angeboten werden.

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Facebooklogo vor Europazentrale in Irland

(Bild: Lloyd Carr/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Meta prüft angeblich, in Europa kostenpflichtige werbefreie Accounts auf Facebook und Instagram anzubieten, um damit unter anderem den EU-Datenschutzvorgaben Rechnung zu tragen. Das jedenfalls berichtet die New York Times unter Berufung auf drei anonyme Personen, die mit den Plänen vertraut seien. Eine Möglichkeit, die beiden sozialen Netze gegen Bezahlung werbefrei nutzen zu können, könnte Meta helfen, Datenschutz- und andere Bedenken der EU-Aufsichtsbehörden zu zerstreuen, so die Überlegung. Gleichzeitig könnte das zur Folge haben, dass Menschen in der EU und im Rest der Welt zwei komplett unterschiedliche Versionen von Facebook und Instagram zu sehen bekommen könnten.

Eine Umsetzung der Pläne würde nicht darauf hinauslaufen, dass die kostenlos nutzbaren Versionen von Facebook und Instagram aus Europa verschwinden würden, schreibt die New York Times weiter. Stattdessen könnte es sich vor allem um ein Entgegenkommen gegenüber der EU handeln, indem Versionen ohne Werbung und die dem zugrunde liegende Auswertung von Nutzerdaten und -verhalten angeboten werden – auch wenn die möglicherweise gar nicht breit genutzt werden würden. Wie viel die kostenpflichtigen Abos kosten würden und wann sie kommen könnten, ist der US-Zeitung zufolge nicht klar.

Prinzipiell erinnern die in dem Artikel nur grob beschrieben Pläne an die sogenannten "Pur-Abo-Modelle" auf deutschen Nachrichtenseiten wie heise online. Gegen Bezahlung kann dabei das Targeting beziehungsweise Tracking für profilbasierte, personalisierte und zielgerichtete Werbung abgeschaltet werden, mit dem die dort frei verfügbaren Artikel finanziert werden. Dieser Weg war im Frühjahr für Deutschland von den Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder nach einigen Auseinandersetzungen für grundsätzlich zulässig befunden worden.

Sollte Facebook tatsächlich kostenpflichtige Abos ohne Werbung einführen, wäre das wohl die grundsätzlichste Änderungen im Geschäftsmodell des fast 20 Jahre alten Konzerns. Das besteht im Kern immer noch daraus, mit kostenlos nutzbaren sozialen Netzwerken Menschen in eigene Dienste zu locken und Werbekunden gegen Bezahlung die Möglichkeit zu bieten, diese gezielt mit ihren Anzeigen ansprechen zu können. Sollte Meta davon – auch nur partiell – in Europa abrücken, würde das deutlich machen, welche weitreichenden Folgen neue Vorschriften zum Internet wie der Digital Services Act und der anstehende Digital Markets Act sowie die strengeren Aufsichtsbehörden haben können. Von Meta gab es zu dem Bericht der New York Times keinen Kommentar.

(mho)