Nvidia bringt derzeit schnellsten Grafikchipsatz für Notebooks

Der GeForce 9400M GT für Intel-Prozessoren bringt 3D-Spiele mehr auf Trab als bisherige Chipsätze mit integrierter Grafik.

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Die am gestrigen Mittwoch vorgestellten Desktop-Chipsätze mit integrierter Grafik erweitert Nvidia direkt um eine Mobilversion, den GeForce 9400M GT. Weil der Grafikkern wie in der Desktop-Variante 16 Shader-Einheiten hat, dürfte er sich als schnellster Chipsatz mit integrierter Grafik erweisen und 3D-Spiele mehr auf Trab bringen als Intels GM45 und GM47 aus dem Centrino-2-Paket oder ATIs etwas in die Jahre gekommenen Radeon Xpress 1100 und 1200. Lediglich der nur für AMD-Prozessoren geeignete AMD M780G mit dem ATI Radeon HD 3200 genannten Grafikkern könnte mit seinen von der Desktop-Version geerbten 40 Shader-Einheiten in die Nähe des neuen Nvidia-Mobilchips kommen. Den Intel-Grafikkern überholt der HD 3200 jedenfalls deutlich – die Shader-Einheiten bei ATI und Nvida arbeiten so unterschiedlich, dass ein Vergleich der Zahl der Einheiten alleine keinen Rückschluss auf die 3D-Geschwindigkeit erlaubt.

Die übrigen Eigenschaften des Nvidia 9400M GT sind ähnlich wie bei der Desktop-Version: Er unterstützt Intels Core 2 Duo mit FSB667, FSB800 und FSB1066 (FSB1333 kann der Chipsatz, aber die mobilen Core-2-CPUs noch nicht), hat ein Zweikanal-Speicherinterface für DDR2- (bis DDR2-800) oder DDR3-Module (bis DDR3-1333), ein PCIe-16x-Anschluss für Grafikchips, vier PCIe-Lanes (beispielsweise für WLAN und einen ExpressCard-Slot), sechs SATA-Ports, 12 USB-2.0-Ports, Gigabit-LAN, HDA (für Audio- und Modem-Codec) und sogar ein altes PCI-Interface. Der Grafikkern hat Ausgänge für VGA, DVI (Dual-Link-fähig), HDMI und DisplayPort. All das hat Nvidia in einen einzelnen Chip gepackt, sodass die bei Intel und AMD übliche bauliche Trennung in North- und Southbridge entfällt. Das spart auf dem Mainboard Platz, was die Produktionskosten senkt und kleinere Notebooks ermöglicht. Die maximale Leistungsaufnahme soll etwa auf dem Niveau der des Intel-Chipsatzes liegen, was etwa 12 Watt wären. Bei niedriger Systemlast kann der 9400M GT unbenötigte Funktionsblöcke abschalten, sodass die Leistungsaufnahme weit niedriger ist.

Zusätzlich kann der Notebook-Hersteller einen separaten Grafikchip einbauen, der Chipsatz unterstützt dann die Hybridtechniken HybridPower (Umschalten der Grafikkerne ohne Rechnerneustart) und GeForce Boost (in einem SLI-ähnlichen Betrieb rendern Grafikchip und Chipsatzgrafik gemeinsam). Letzteres ergab bei den bislang lahmen Chipsatzgrafiken wenig Sinn. Aber beispielsweise einen GeForce 9600M GT um 50 Prozent zu beschleunigen, erscheint durchaus verlockend.

Doch insgesamt liegen die 3D-Benchmarks der Grafikchipsätze weiter auf niedrigem Niveau. Beispielsweise dürfte der GeForce 9600M GT etwa doppelt so schnell sein, und schon der zählt nur zur Mittelklasse der 3D-Grafikchips. Die Highend-Chips GeForce 8800M GTX und 9800M GTS mit 96 Shadern sind noch mal doppelt so schnell, und beim – allerdings noch nicht lieferbaren – 9800M GTX legt Nvidia 16 Shader drauf. Zum Abspielen von Blu-ray-Filmen sind auch die Chipsatzgrafiken von Intel und AMD schnell genug, sodass der Vorsprung des neuen Nvidia-Chips sich nur bei wenigen Anwendungen bemerkbar macht; er hebt kaum ein Spiel über die Unspielbarkeitshürden hinweg. Immerhin lassen sich bei den Spielen, die auf älterer Chipsatzgrafik halbwegs passabel laufen, nun mehr Details oder größere Displayauflösungen einstellen. Beispielsweise dürften ältere Titel wie World of Warcraft, die auf Intels voriger Chipsatzgeneration auf niedrigstem Detaillevel durchaus spielbar sind, mit dem 9400M GT deutlich hübscher aussehen. Vielleicht lassen sich sogar die gestern mit dem ersten Teil des nächsten Patches eingeführten verbesserten Schatten aktivieren.

Doch mittlerweile nutzen nicht nur Spiele die Shader-Einheiten aus, sondern erste Anwendungen nutzen ihre universelle Programmierbarkeit per CUDA-Interface. So hatte Adobe auf der photokina angekündigt, dass die Creative Suite CS4 einige Funktionen an den Grafikchip auslagert.

Als Launchpartner für den 9400M GT nannte Nvidia nur Apple: Im Dienstag vorgestellten MacBook, MacBook Pro und MacBook Air kommt der Chipsatz erstmals zum Einsatz. Das MacBook Pro hat zusätzlich einen GeForce 9600M GT an Bord, nutzt aber die Hybridtechniken nur unvollständig: Das parallele Nutzen beider Kerne ist nicht möglich, beim Umschalten muss man alle Anwendungen schließen und sich abmelden. Letzteres will Apple möglicherweise mit einem Software-Update beheben. Die Shader-Einheiten lassen sich auch unter Mac OS X für etwas anderes als Spiele nutzen, die CUDA-Schnittstelle hatte Nvidia Anfang des Jahres portiert. (jow)