Nvidia und Broadcom testen Chips auf 18A-Prozess von Intel
Die Tests könnten Intel Aufträge im Wert von Hunderten Millionen US-Dollar bringen. Das Auftragsfertigungsgeschäft des Konzerns aber kämpft mit Verzögerungen.

(Bild: cherezoff / Shutterstock.com)
Die US-Chipanbieter Nvidia und Broadcom fĂĽhren Produktionstests mit Intel durch. Das berichtete am Montag zuerst die Nachrichtenagentur Reuters und beruft sich dabei auf zwei mit der Angelegenheit vertraute anonyme Quellen. Der Schritt sei Ausdruck von Vertrauen in die fortschrittlichen Produktionstechniken von Intel, heiĂźt es. Der US-Halbleiterkonzern befindet sich seit geraumer Zeit in einer schweren Krise.
Die Tests, über die Reuters nun erstmals berichtete, deuteten laut der Nachrichtenagentur darauf hin, dass Nvidia und Broadcom einer Entscheidung näherkommen, ob sie Fertigungsaufträge im Wert von Hunderten Millionen US-Dollar an Intel vergeben werden. Eine solche Entscheidung könnte dem Auftragsfertigungsgeschäft des angeschlagenen Konzerns, auch Foundry genannt, einen Schub verleihen.
Nach Angaben von Reuters sind die Tests von Nvidia und Broadcom im Gange und könnten Monate andauern. Unklar sei, wann die Tests begonnen haben. Bei den Tests, die darauf abzielen, bestimmte Komponenten eines Chips zu testen, bevor ein komplettes Design in großen Stückzahlen produziert wird, kommt der 18A-Prozess von Intel zur Anwendung. Dieser umfasst Technologien und Techniken, mit denen fortschrittliche Prozessoren für künstliche Intelligenz (KI) und andere komplexe Chips hergestellt werden können. Das 18A-Verfahren konkurriert mit einer ähnlichen Technologie des taiwanesischen Weltmarktführers TSMC. Die Produktionstests sind jedoch keine Garantie dafür, dass Intel letztlich neue Aufträge erhält, so Reuters.
MutmaĂźlich zahlreiche Interessenten
Demnach prüft auch US-Chiphersteller Advanced Micro Devices (AMD), ob Intels 18A-Fertigungsprozess für seine Bedürfnisse geeignet ist. Ob das Unternehmen Testchips hat herstellen lassen, sei aber unklar. "Wir äußern uns nicht zu bestimmten Kunden, aber wir sehen weiterhin großes Interesse und Engagement für Intel 18A in unserem gesamten Ökosystem", so ein Intel-Sprecher gegenüber Reuters.
Intel hat nach eigenen Angaben bereits Verträge mit Microsoft und Amazon.com unterzeichnet, um Chips auf 18A zu produzieren, gab dazu aber bislang keine Details bekannt. Im August vergangenen Jahres hatte Broadcom erste eigene Chips mit 18A herstellen lassen, war mit dem Ergebnis aber nicht zufrieden. Kurz darauf meldete Intel, dass seine eigenen Designs, nämlich die für 2025 vorgesehenen Architekturen "Panther Lake" und "Clearwater Forest", mit 18A bereits funktionstüchtig hergestellt werden konnten. Zuletzt gab es zudem Berichte, dass Broadcom weiter an einer Übernahme von Intels Chip-Entwicklung interessiert ist.
Auch über eine mögliche Beteiligung von TSMC an Intels Fertigungssparte wird immer wieder spekuliert. Anfang dieses Jahres trafen sich US-Regierungsbeamte mit dem CEO von TSMC in New York, um eine TSMC-Mehrheitsbeteiligung an einem Joint Venture in Intels Fabrikeinheit zu erörtern, so Reuters mit Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle. In den Gesprächen sei auch die Möglichkeit erörtert worden, dass andere Chipdesigner Anteile an dem neuen Unternehmen erwerben.
Verzögerungen bei Intels Auftragsfertigung
Intel befindet sich seit Jahren in schwerem Fahrwasser, nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen bei den modernsten Fertigungsverfahren hinter TSMC zurückgefallen ist. Das Unternehmen schreibt anhaltend tiefrote Zahlen. Um schnell die Kosten zu senken, greift der kriselnde Halbleiterkonzern zu einem drastischen Stellenabbau. Rund 15.000 Arbeitsplätze – etwa 15 Prozent der Belegschaft – sollen wegfallen. Anfang Dezember 2024 versetzte Intel seinen CEO Pat Gelsinger in den Ruhestand. Dieser hatte mit Milliardeninvestitionen den Kurs verfolgt, Intel Foundry als Konkurrenz zu TSMC zu etablieren. Die Übergangs-Co-Chefs von Intel haben den geplanten KI-Chip eingemottet.
Nun könnte es bei dem nach der Broadcom-Enttäuschung bereits auf 2026 verschobenen 18A-Prozess für potenzielle Auftragsfertigungskunden zu weiteren Verzögerungen kommen. Die Verzögerung bei Intels Fähigkeit, Chips für einige Auftragsfertigungskunden zu liefern, ist demnach auf die Notwendigkeit zurückzuführen, wichtiges geistiges Eigentum für den 18A-Prozess zu qualifizieren. Das dauere länger als erwartet. Laut Zuliefererunterlagen, die von Reuters und zwei mit der Angelegenheit vertrauten Quellen eingesehen wurden, hat Intel den Zeitplan deshalb um weitere sechs Monate nach hinten verschoben.
Intel geht davon aus, dass seine Fabriken noch in diesem Jahr Designs von Kunden erhalten werden. Auf die Verzögerung angesprochen, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber Reuters: "Wir werden die Produktion in der zweiten Hälfte dieses Jahres hochfahren und damit die Zusagen einhalten, die wir unseren Kunden gegeben haben."
(akn)