OMR: Alle für erfolgreiches Marketing

Ashton Kutcher und Quentin Tarantino sollen auf die Onlinemarketingkonferenz OMR locken. Zehntausende reden über Werbestrategien, Cookie-loses Tracking, NFTs.

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Inhaltsverzeichnis

Die Schlange der OMR-Teilnehmer vor dem Congress Center Hamburg reichte am Vormittag bis zum japanischen Garten im Park Planten un Blomen. Ursprünglich war die OMR als Online Marketing Rockstars gestartet. Neben der DMEXCO in Köln ist sie mittlerweile die große Messe mit dem Schwerpunkt Online-Marketing. Und sie wächst weiter. Die Veranstalter erwarten an den zwei Messetagen heute und morgen 70.000 Besucher, knapp 20.000 mehr als beim letzten Mal. Dicht drängen sich die Besuchermassen an Konferenzräumen und Vortragsbühnen vorbei. Kleine Buchsbäume sollen Leerstand kaschieren wie auf anderen Messen. Im Internetmarketing steckt Geld. Viel Geld.

OMR: Mehr Menschen an einem Tag treffen als in zwei Jahren zuvor.

Die ganze Bandbreite der Online-Werbewelt präsentiert sich. Dazu gehören Vermarktung von Podcasts, Platzierung von Werbespots in YouTube, Strategien für Influencer, Wege ins Metaverse und Maßnahmen, die das Interesse an NFTs steigern sollen. Natürlich geht es auch um Brot-und-Butter-Themen wie Adtech und die Frage, wie Targeting in Cookie-losen Zeiten gelingt.

Denn die großen Internetkonzerne und die Europäische Union spielen seit Jahren Katz und Maus: Die einen wollen möglichst maßgeschneiderte Werbung anbieten, die anderen sorgen sich um den Schutz personenbezogener Daten. Internetwerbung verkauft sich vor allem über „Programmatic Advertising“: Während die Webseite lädt, analysiert der Server die Daten des Kunden und bietet dessen Profil auf einer Auktionsplattform an. Wer am meisten bietet, kann dem 37-jährigen IT-Spezialisten und Indie-Rock-Fan die zu ihm passenden Sneaker anbieten. Etwa 84 Milliarden sogenannte „Bid Requests“ werden EU-weit täglich an Werbenetzwerke geschickt. Third-Party-Cookies und Tracking-IDs verfolgen die Kunden über mehrere Webseiten und Geräte, um deren Surfverhalten zu analysieren.

Dieser digitale Vierbeiner servierte Snacks.

Verschiedene Verfahren sollen die Verbraucher gegen die Datengier der Werbetreiber schützen. Apples hat in der iOS-Variante von Safari das Tracking über Third-Party-Cookies massiv eingeschränkt. Auch Google Chrome soll, statt Third-Party-Cookies zu nutzen, die Interessenprofile der Nutzer selbst verwalten. Werbeunternehmen müssen sich also neue Tricks einfallen lassen, um Surfer zu tracken. Nutzer-IDs über E-Mail-Adresse oder Handynummer zum Beispiel.

In Dutzenden sogenannten Tracks, Expert Talks, Guided Tours und Masterclasses geht es um Themen wie “YouTube und die Zukunft des Couch Commerce”, “Die Macht holistischen Influencer-Marketings” oder “Analytics für Web-Shops”. Welche Couponstrategien greifen beim Kunden? Wie funktioniert Social Commerce auf YouTube? Wie platziert man Werbung effektiv auf TikTok? Und wie präsentiert man Marken konsistent auf allen digitalen Kanälen?

Der TikToker Younes Zarou, TikToker Luis Bauer und TikTokerin Saint Linh geben in ihrem Talk Tipps dazu, wie die Plattform funktioniert und man dort Reichweite aufbaut. Die Veranstalter haben reichlich Prominenz aufgefahren. So spricht am morgigen Mittwoch Quentin Tarantino über Storytelling: „Lessons from the greatest storyteller alive“. Auch Schauspieler und Investor Ashton Kutcher ist dabei. Marketing-Professor Scott Galloway und Recode-Chefredakteurin Kara Swisher werfen morgen in ihrer gemeinsamen Session einen Blick in die Zukunft.

Die Veranstalter erwarten 70.000 Besucher für über 700 Sprecherinnen und Sprecher.

Außer um das Werbegeschäft hat sich die Messe aber für viele weitere Themen geöffnet. So geht es mit der Initiative 50/50 um Gendergerechtigkeit im Job. Weitere Themen sind New Work, New Mobility, und auch dem Thema (New) Finance hat die Messe eine Unterkonferenz gewidmet.

Bei über 700 Speakern und mehr als 500 Ausstellern an zwei Tagen gibt es hier einiges aufzusaugen. Am Abend spielen Kraftklub, Marteria, Zoe Wees, Rin, Oli P. Die OMR atmet Frischluft statt den abgestandenen Staub bundesrepublikanischer Messehallen. Sie richtet sich vornehmlich an Geschäftsleute. Aber sie fühlt sich nicht so an. (akr)