Gasverbrauch: Deutschland hat Gas-Sparziel 2022 verfehlt

Im Vergleich zum Durchschnitt in den vergangenen vier Jahren ist der Erdgasverbrauch 2022 hierzulande um 14 Prozent zurückgegangen. 20 Prozent waren angepeilt.

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(Bild: Maxx-Studio / Shutterstock.com)

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Deutschland hat seine eigenen Einsparziele bei Erdgas nicht erreicht. 2022 sei bei dem fossilen Brennstoff hierzulande zwar "viel" gespart worden, teilte die Bundesnetzagentur am Freitag im Rahmen der Veröffentlichung der Jahreszahlen zur Gasversorgung mit. Gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen vier Jahren sei der Erdgasverbrauch um 14 Prozent zurückgegangen. Der Chef der Regulierungsbehörde, Klaus Müller, hatte die Latte mit Minus 20 Prozent aber deutlich höher gelegt, um eine Mangellage in diesem Winter zu verhindern.

Die EU-Staaten einigten sich zudem im Sommer darauf, ihren Gasverbrauch zwischen dem 1. August 2022 und dem 31. März 2023 freiwillig um 15 Prozent gegenüber ihrem Durchschnittsverbrauch der vergangenen fünf Jahre zu senken. Dieses Ziel könnte Deutschland angesichts der wieder milder gewordenen Temperaturen möglicherweise noch erreichen, es dürfte aber auch hier knapp werden. So sparten Industrie, Gewerbe und Haushalten etwa in der Kalenderwoche 48 von Ende November bis Anfang Dezember, als es vergleichsweise kalt zu werden begann, nur rund 13 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Verbrauch der vorigen vier Jahre ein.

Die offiziellen Daten der Netzagentur für das ganze Jahr 2022 zeichnen allgemein ein gemischtes Bild. So schaffte es die Industrie, ihren Gasverbrauch gegenüber den Vorjahren um 15 Prozent zu reduzieren. Private Haushalte und Gewerbebetriebe sparten 12 Prozent ein. In den Monaten Oktober bis Dezember lag der Verbrauch der Industrie insgesamt sogar 23 Prozent und der von Haushalten und Gewerbe 21 Prozent unter den Vorjahren.

Einen großen Einfluss auf den Gasverbrauch hatten die Temperaturen. Sie halfen generell, den Verbrauch im Vergleich zu den Jahren 2018 bis 2021 zu mindern. Im Mittel lagen die Temperaturen 2022 1,1 Grad Celsius über dem Durchschnitt der vier Vorjahre, im Oktober sogar 2,3 Grad. Der Dezember war dagegen mit einer Durchschnittstemperatur von 1,8 deutlich kälter als in den Vorjahren (1,4 Grad unter dem Mittel).

Insgesamt importierte Deutschland im vorigen Jahr 1449 TWh Erdgas, während es 2021 noch 1652 TWh waren. Die größten Mengen kamen aus Norwegen (33 Prozent) und mit 22 Prozent anfangs noch aus Russland. Die über Nord Stream 1 gelieferten russischen Lieferungen reduzierten sich mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine erst um 60, dann um 80 Prozent und sanken bereits vor den Sabotageakten gegen die Ostsee-Pipeline Anfang September auf 0 TWh.

Die Importe etwa aus den Niederlanden, Belgien und Norwegen stiegen parallel an. Aktuell sind die Gasspeicher zu 90,72 Prozent gefüllt – vergleichsweise hoch für diese Jahreszeit. Die weitere Befüllung wird laut der Behörde aber "wegen der verbleibenden Unsicherheiten der deutschen Gasversorgung auch im Jahr 2023 eine Herausforderung".

(bme)