Olympus: Einigung mit JIP zum Transfer des Kamerageschäfts
Olympus hat sich mit Japan Industrie Partners endgültig über die Übernahme seines Kamerageschäfts geeinigt. Viele Fragen sind noch offen.
Die Olympus Corporation und der Finanzinvestor Japan Industrial Partners (JIP) haben eine endgültige Vereinbarung geschlossen. Das gab Olympus heute in einer Pressemitteilung bekannt. Damit steht nun definitiv fest, dass der Hersteller sein Kamerageschäft abgeben wird.
Die Vereinbarung sieht vor, dass Olympus seine Imaging-Sparte in eine Tochtergesellschaft unter dem Namen OM Digital Solutions Corporation überführt. 95 Prozent der Anteile an dieser Gesellschaft sollen zum 1. Januar 2021 an OJ Holdings gehen – ein von JIP eigens dafür gegründetes Unternehmen. Fünf Prozent an OM Digital Solution behält Olympus offenbar selbst. Laut Yasuo Takeuchi, Olympus-CEO, sei das erklärte Ziel, in den neuen Strukturen weiterhin hochwertige Produkte hervorzubringen. Dafür wolle man Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Service in enger Zusammenarbeit fortführen.
Die Vereinbarung erstreckt sich auf alle Entwicklungs- und Produktionsstätten, die bisher im Dienste der Imaging-Sparte standen. Marketing und Vertrieb, Entwicklungs- und Design-Abteilungen sollen in das Hauptquartier des neuen Unternehmens in Tokyo umziehen. Die Produktion werde wie bisher am Standort in Vietnam bleiben. Den Support von Geräten, noch gefertigt und verkauft von Olympus, werde OM Digital Solutions übernehmen.
Noch viele Fragen offen
Mit der getroffenen Vereinbarung steht nun der Rahmen für den Übergang. Olympus beteuert, dass das neue Unternehmen seine Produkte auf einer starken Basis rund um die Marken Zuiko (Objektive) und OM (Mittelklasse- bis High-End-Spiegellose) aufbauen könne. Der Markenname Pen, unter dem Olympus bisher seine spiegellosen Systemkameras im Einsteiger-Segment versammelte, wird mit keinem Wort erwähnt.
Einen Hinweis, wie es konkret weitergehen könnte, liefert die Übernahme von Sonys Laptop-Sparte durch JIP vor einigen Jahren. Hier hält JIP etwa 95 Prozent an dem daraus hervorgegangenen Unternehmen Vaio Corporation. Zunächst verschwanden die Produkte vom hiesigen Markt, doch mittlerweile kann man in Deutschland wieder Notebooks unter der Marke "Vaio" kaufen. Es handelt sich dabei um Modelle im höherpreisigen Segment. In einem Interview mit Toyo Keizai Online gab JIP-Geschäftsführer Shinichi Inagaki außerdem kürzlich vage Einblicke in seine Pläne für die Zukunft des übernommenen Kamerageschäfts.
So gebe es aktuell keine Überlegungen, sich mit den Produkten aus Europa zurückzuziehen. Zwar wolle man sorgfältig die Kernkompetenzen des Olympus-Systems analysieren, um sich darauf zu konzentrieren. Dennoch sei es auch wichtig, Produkte zu entwickeln, die über das bisherige Angebot hinausgingen – beispielsweise Überwachungskameras.
Micro-Four-Thirds, eine gute Idee?
Die spiegellosen Systemkameras von Olympus gehören zum Micro-Four-Thirds-System (MFT). Ob es nun noch eine gute Idee ist, ganz neu hier einzusteigen, hängt davon ab, wie ambitioniert man sich weiterentwickeln möchte. Fakt ist, MFT ist mittlerweile ein riesiges System – mit einer großen Gehäuse- und Objektivvielfalt. Gerade Letztere lässt kaum Wünsche für Entwicklungsmöglichkeiten offen.
Die aktuellen Kameras bieten in kompakten Gehäusen eine enorme Funktionsvielfalt, die für Einsteiger und ambitionierte Fotografen gleichermaßen spannend sein dürfte.
Doch gerade hier stellt sich die Frage nach der Perspektive. Ist JIP in der Lage oder gewillt, den kleineren Four-Thirds-Sensor des Systems zukunftsfähig weiterzuentwickeln, sodass er künftig gegen die stetig wachsende Konkurrenz von Vollformatmodellen bestehen und seine Legitimation auch gegenüber Smartphones halten kann? Um das abzuschätzen, ist es noch zu früh.
Eine weitere groĂźe Frage ist, wie sich Panasonic im MFT-Kosmos weiterentwickeln will. Mit den Lumix-S-Kameras hat der Hersteller selbst den Schritt hin zum Vollformatsensor vollzogen und sich dafĂĽr der L-Mount-Alliance angeschlossen. Er richtet sich mit diesen Modellen an ambitionierte Fotografen und Profis. Seine jĂĽngste MFT-Kamera zielt dagegen eher auf eine jĂĽngere Social-Media-affinie Zielgruppe ab, die vor allem Bewegtbildinhalte produzieren will.
(ssi)