Online-Pornos: Britisches Jugendschutzgesetz erfasst auch Twitter und Reddit

Ein in Großbritannien geplantes Gesetz, das Minderjährigen den Zugang zu Pornoseiten erschweren soll, könnte sich auch auf Social-Media-Plattformen auswirken.

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(Bild: Shutterstock/Empirephotostock)

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Mit der Novelle des britischen Gesetzes zum besseren Schutz von Minderjährigen bei Online-Pornografie geraten auch Social-Media-Plattformen wie Twitter oder Reddit ins Visier des Gesetzgebers. Im Falle der Verabschiedung des Gesetzes "Online Safety Bill" wäre auch für Nutzer dieser Plattformen ein Nachweis ihrer Volljährigkeit – etwa über Kreditkarten oder Drittanbieterdienste – erforderlich.

Die britische Regierung plant ein Gesetz, das Webseiten mit pornografischen Inhalten dazu zwingen soll, von Nutzern einen Altersnachweis einzuholen. Dafür arbeitet die Regierung eigenen Angaben zufolge mit der Medienaufsichtsbehörde Ofcom und Unternehmen an der "Entwicklung solider Standards", die bei der Verwendung von Altersverifikationstechnologien einzuhalten sind. Dabei soll die Zusammenarbeit mit Ofcom eine schnelle Umsetzung der neuen Regelungen sicherstellen – allerdings nicht nur für die gängigen Porno-Webseiten.

Twitter und Reddit gehören zu den wenigen großen Social-Media-Plattformen, die über verhältnismäßig schwache Filter für pornografische Inhalte verfügen. Beim Besuch eines Profils mit derartigen Inhalten wird bisher lediglich die "Warnung: Dieses Profil könnte möglicherweise sensible Inhalte enthalten" gezeigt. Diese lässt sich allerdings wegklicken. Oft sind pornografische Inhalte und entsprechende Profile ohne Weiteres zu sehen.

Meta/Facebook hatte 2020 seine Richtlinien zu Nacktheit verschärft und setzt außerdem Algorithmen ein, die explizite Inhalte herausfiltern. Darüber hinaus arbeitet Meta gerade an einem weiteren Algorithmus, der Bilder von Minderjährigen auf Instagram erkennen soll, die bei ihrer Altersangabe gelogen haben.

Bei der aus Großbritannien stammenden Plattform OnlyFans müssen Nutzerinnen und Nutzer für das Konsumieren pornografischer Inhalte beispielsweise zunächst ihr Alter verifizieren und Abonnements abschließen. Dafür ist es notwendig, eine Zahlungsmethode zu hinterlegen, was ebenfalls die Volljährigkeit garantiert. Zudem sind auch die Anbieter expliziter Darstellungen zum Einsatz eines zulässigen Jugendschutzsystems verpflichtet. Mit dem neuen Gesetz ist ein derartiges Konzept auch für die in Großbritannien lebende Bevölkerung denkbar.

"Die Regierung schlägt dies alle paar Jahre oder so vor, und es ist immer undurchführbar, da es kleinere Produzenten betrifft, während die größeren Marktteilnehmer davon profitieren", kritisiert eine anonyme Sex-Bloggerin im Guardian. Schon 2015 sei ein ähnlicher Versuch der Konservativen an legislativen Versäumnissen und Problemen bei der Umsetzung gescheitert.

Sollte das Gesetz wie geplant kommen, wäre zu klären, ob britische Bürger schon bei der Registrierung auf sozialen Plattformen wie Twitter ihr Alter verifizieren müssten oder die Ü18-Inhalte dann hinter einer Verifikationsschranke verschwinden. Andernfalls müssten Twitter und Co. entsprechende Inhalte in Großbritannien ganz ausblenden.

Kritiker der Online Safety Bill befürchten jedoch, dass die Schutzmaßnahmen Kinder nicht vom Pornogucken abhalten dürften. Die Altersverifikation würde nur dazu führen, dass Minderjährige auf dubiosen Webseiten ausweichen. "Man geht nicht mehr zu Pornhub, dann geht man zu XHamster, dann geht man zum nächsten auf der Liste. Egal, was man von diesen Seiten hält, sie haben in der Regel gewisse Standards", sagte der Chef des Altersverifizierungsanbieters AgeChecked, Iain Corby, dem Guardian. Grundsätzlich sei der aktuell leichte Zugang für Kinder zu Pornografie nicht länger akzeptabel.

(mack)