Online-Tool: Hier wachsen diese Stadtbaumarten besonders gut

Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Geht es nach Forstwissenschaftlern, vor allem mit viel Baumbestand. Welcher Baum wo ideal hilft, zeigt ein Online-Tool.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Drei Personen sitzen auf einer Bank unter einem Baum gegenüber einem Gebäude

Besonders in der Innenstadt beeinflussen Bäume die Hitzeentwicklung.

(Bild: StF-management/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Was leistet ein Baum für die Stadt und welche Art kann wo gut leben? Das soll das Online-Tool CityTree beantworten. Mit der Simulation eines Forschungsteams der Technischen Universität München (TUM) sollen vor allem Städte und Kommunen berechnen können, welche Baumart im stadteigenen Klima was leisten kann – auch bei einem sich verändernden Klima.

Besonders an heißen Tagen macht sich in der Großstadt bemerkbar, wie gut und natürlich asphaltierte Straßen und Fußgängerzonen, Vorgärten und Schulhöfe beschattet sind. Bäume reduzieren dabei nicht nur die Hitzebelastung, sondern binden auch CO₂ und produzieren Sauerstoff für ihre Umgebung. "Somit leisten sie einen entscheidenden Beitrag, bei steigender Erderwärmung die Lebensqualität in den Städten möglichst hoch zu halten", schreibt die TUM in einer Mitteilung. Mit dem Online-Tool CityTree ermöglicht ein Team rund um Forstwissenschaftler Thomas Rötzer, die Stadtbepflanzung sinnvoller zu planen: Nicht alle Bäume wachsen in allen Städten gleich gut. Das Klima in der jeweiligen Stadt ist ebenso maßgeblich wie die Wachstumsumgebung für die Bäume. Informationen, die auch für Hobbygärtnerinnen und -gärtner bei der Baumauswahl interessant sein dürften.

Anhand verschiedener auswählbarer Kriterien simuliert CityTree, welche Baumart in welcher Stadt gut funktioniert – und was sie unter den entsprechenden Bedingungen etwa an CO₂ binden kann. Auswählbar sind 34 Städte und zwölf Baumarten. Das Tool fragt nach Bodenart, Lichteinfall und der Bodenversiegelung. Dabei arbeite das Modell nicht wie viele andere mit statistischen Zusammenhängen, sondern nutzt biologische, physikalische und chemische Gleichungen als Grundlage für die Simulation.

Die Leistung und auch den Bedarf des Baums errechnet das Tool sowohl für die durchschnittlichen vergangenen Jahre von 1991 bis 2020, für das Trockenjahr 2003 und auch für zwei Klimaszenarien mit einer Erderwärmung von 1 Grad oder 4,8 Grad Celsius von 2081 bis 2090. Konkret zeigt die Simulation also, wie viel CO₂ der Baum binden kann, wie intensiv er seine Umgebung abkühlt und wie viel Wasser er verbraucht.

Das Forschungsteam hat dafür in ganz Deutschland mehr als 5600 Stadtbäume gemessen, die Umgebung analysiert und Proben genommen. "Der Fokus lag auf Linden, Robinien, Platanen und neun weitere Arten – sie machen zusammen aktuell 60 Prozent des städtischen Baumbestandes in Deutschland aus", teilt das Team mit und betont: Die Planung der Stadtbegrünung braucht eine genaue Planung. "Niederschlagsarme und warme Städte wie Berlin und Würzburg profitieren zum Beispiel mehr von Bäumen wie Platanen, die Trockenheit besser aushalten", sagt das Forschungsteam. "Eine Stadt wie München mit verhältnismäßig viel Regen kann auch Baumarten wie Winterlinde und Rosskastanie einplanen, wenn die Pflanzgrube groß genug ist."

Insbesondere die Planung von Baumbestand erfordere aufgrund der langen Wachstumsdauer einige Vorbereitungszeit. 2081 sei gar nicht so weit weg, sagt das Forschungsteam. "Bisher fehlten den Städten und Kommunen konkrete Informationen, um optimierte Baumbepflanzungen zu planen und die Leistungen vorhandener Bestände zu beurteilen." Städte sollten sich einen systematischen Überblick über ihre Bäume verschaffen. Dieser fehle vielerorts, sei aber hilfreich, um sich auf den Klimawandel vorzubereiten.

(are)