Operation First Light: Knapp 4000 Online-BetrĂĽger bei Razzien verhaftet

Eine von Interpol koordinierte Polizeiaktion in 61 Ländern hat Online-Betrügern einen schweren Schlag versetzt, 257 Millionen US-Dollar wurden beschlagnahmt.

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WĂĽrfel mit Buchstaben buchstabieren "CYBERCRIME"; ein Finge dreht gerade einige Buchstaben um, um daraus "CYBERSECURITY" zu machen.

(Bild: Dmitry Demidovich/Shutterstock.com)

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Interpol feiert einen großen Erfolg gegen Cyberkriminelle. Eine koordinierte Polizeioperation in 61 Ländern hat international operierenden Online-Betrugsnetzwerken einen schweren finanziellen Schlag versetzt. Das teilte das Interpol-Zentrum für Finanzkriminalität und Korruptionsbekämpfung (IFCACC) am Donnerstag mit. Dabei seien 6745 Bankkonten eingefroren, Vermögenswerte im Gesamtwert von 257 Millionen US-Dollar beschlagnahmt und die beteiligten transnationalen Netzwerke der organisierten Kriminalität zerschlagen worden. "Operation First Light 2024" habe auf Phishing, Anlagebetrug, gefälschte Online-Shopping-Sites sowie Liebes- und Identitätsbetrug abgezielt. Die Beamten hätten 3950 Verdächtige festgenommen und 14.643 weitere mögliche Straftäter auf fast allen Kontinenten identifiziert.

Den Ermittlern fielen laut Interpol bei den zwischen März und Mai durchgeführten Razzien umgerechnet insgesamt auch etwa 2 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen in die Hände. Es seien weitere Vermögenswerte im Wert von über 120 Millionen US-Dollar beschlagnahmt worden. Darunter Immobilien, hochwertige Fahrzeuge, teurer Schmuck und viele andere Wertgegenstände und Sammlerobjekte. Mithilfe des Systems "Global Rapid Intervention of Payments" (I-GRIP) von Interpol, das auf das Aufspüren und Stoppen illegaler Erträge aus Straftaten ausgerichtet ist, hätten die beteiligten Polizeikräfte allein bei einem Betrugsversuch mit geschäftlichen E-Mails 331.000 US-Dollar abfangen. Ein spanisches Opfer habe diese Summe nach Hongkong überwiesen.

In einem anderen Fall gelang es den Behörden in Australien, im Namen eines Opfers eines Identitätsbetrugs umgerechnet 3,7 Millionen US-Dollar sicherzustellen. Diese Gelder seien auf Bankkonten von Cybergaunern in Malaysia und Hongkong transferiert worden. Als weitere bemerkenswerte Resultate der Operation führt Interpol die Zerschlagung eines "ausgeklügelten internationalen Betrugsnetzwerks in der Hauptstadt Namibias", Windhoek. Dabei seien 88 einheimische Jugendliche aus den Händen einer Mafia gerettet worden, die zu Betrügereien gezwungen worden seien. Die Fahnder beschlagnahmten 163 Computer und 350 Mobiltelefone und übergaben die darauf gespeicherten Daten zur Analyse an das Hauptquartier des Generalsekretariats von Interpol.

In ähnlicher Weise verhinderte dem Verbund zufolge die Koordination zwischen dem Betrugsbekämpfungszentrum der Polizei von Singapur und dem Anti-Täuschungs-Koordinationszentrum der Ordnungshüter von Hongkong sowie den örtlichen Banken einen Betrugsversuch im Bereich des technischen Supports. Hier sei ein 70-jähriges Opfer vor dem Verlust von Ersparnissen im Wert von umgerechnet rund 281.200 US-Dollar bewahrt worden. Gemeinsame Ermittlungen der brasilianischen und portugiesischen Behörden hätten ferner mehrere weltweit operierende Betrugsnetzwerke zerschlagen.

"Die Ergebnisse dieser globalen Polizeioperation sind mehr als nur Zahlen", betonte Isaac Kehinde Oginni, Direktor des Interpol-Zentrums für Finanzkriminalität. "Sie bedeuten, dass Leben gerettet und Verbrechen verhindert wurden." Auch die Weltwirtschaft werde durch solche, viele Nationen umfassenden Aktionen gestärkt. First Light ist vom Start im Jahr 2023 an hauptsächlich vom chinesischen Ministerium für öffentliche Sicherheit finanziert worden. Beteiligt waren auch die zentralen Polizeiämter für Europa, Europol, sowie etwa die Pendants für Afrika und Asien. "Die Welt hat mit den schwerwiegenden Herausforderungen des Social-Engineering-Betrugs zu kämpfen", erläuterte Yong Wang, Leiter des nationalen Zentralbüros von Interpol in Peking. "Organisierte Verbrecherbanden sind von Südostasien bis in den Nahen Osten und Afrika aktiv, mit Opfern auf allen Kontinenten." Schätzungen zufolge entstehen allein der deutschen Wirtschaft pro Jahr 206 Milliarden Euro Schaden durch Cybercrime.

(usz)