Oracle sucht Verständnis, Peoplesoft einen weißen Ritter

Der kalifornische Datenbankhersteller Oracle sieht die Übernahme des Unternehmens-Softwarehauses Peoplesoft noch lange nicht als gelaufen an. Mit gutem Grund.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Der kalifornische Datenbankhersteller Oracle sieht die Übernahme des Unternehmens-Softwarehauses Peoplesoft noch lange nicht als gelaufen an. Mit gutem Grund. Aus der Oracle-Leitung sind Kommentare zu hören, die umworbenen Peoplesoft-Anteilseigner gäben dem versuchten Deal kaum Chancen, solange sich nicht auch der Peoplesoft-Vorstand dafür ausspräche. Neben der angestrengten Antitrust-Klage hat der Übernahmekandidat um den Oracle-Abtrünnigen Craig Conway nämlich noch weitere Mittel zur Hand, die Fusionswünsche von Oracle-Chef Larry Ellison zu stören: Zum einen sehen Peoplesofts Aktienbeschreibungen vor, dass Anteilseigner ihre Papiere im Falle feindlicher Übernahmeversuche gegen Zuzahlung als Ausgangsbasis für eine immense Kapitalerhöhung nutzen dürfen. Diese sogenannte Giftpille könnte den Kaufpreis des Unternehmens so weit steigern, dass auch die gut bestückte Oracle-Kriegskasse überfordert wäre.

Zum anderen verkündete Peoplesoft am Freitag in einer Mitteilung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC, man werde sich womöglich einen weißen Ritter suchen, um Oracles Attacke abzuwehren. Allerdings scheinen bislang noch keine konkreten Verhandlungen in diese Richtung gelaufen zu sein. Unter Insidern herrschen auch Zweifel, wer als rettender Aktienaufkäufer in Konkurrenz zu Oracle in die Peoplesoft-Bresche springen könnte -- bei den Mitbewerbern SAP und Microsoft sind passende Interessen nicht zu beobachten.

Last not least haben sowohl Peoplesoft als auch dessen jüngster Zukauf, die gleichfalls auf Unternehmenssoftware spezialisierte Programmschmiede J. D. Edwards, mittlerweile Beschwerde gegen Oracles vermeintlich geschäftsschädigendes Verhalten eingelegt: Edwards verlangt vor Gericht Schadenersatz von der Ellison-Company, und Peoplesoft hat sich bei der SEC über Oracles Geschäftspraktiken verwahrt. Allein die lautstarken Ankündigungen, Oracle wolle das Peoplesoft-Produktangebot nach einer Übernahme einstampfen, sorgten für eine erhebliche Verunsicherung in der Peoplesoft-Kundschaft, legen die Beschwerdeführer dar.

Im Oracle-Hauptquartier scheint man sich der Lage durchaus bewusst zu sein: Nicht nur, dass man das Kaufangebot an die Peoplesoft-Aktionäre inzwischen deutlich nachgebessert hat, sondern auch die jüngsten Äußerungen von Ellison und Co deuten auf eine zahmere Gangart. Ursprünglich hatte es geheißen, J. D. Edwards wolle man nicht mitübernehmen, und mehr als die zuerst gebotenen 16 US-Dollar je Aktie sei Peoplesoft gar nicht wert. Jetzt hingegen verkündet Ellison, er würde stolz sein, auch J. D. Edwards unter dem Oracle-Dach zu begrüßen, und von einer Einstellung der Peoplesoft-Programmreihe könne keine Rede sein -- schließlich sei ja auf "beest of breed"-Software wie die von Peoplesoft angewiesen, wenn man dem Erzrivalen SAP Konkurrenz machen wolle. Notfalls sei man sogar bereit, noch mehr zu zahlen. (hps)