Oracle gegen Peoplesoft: schweres Geschütz, kerniger Rückstoß

Das feindliche Übernahmeangebot von Oracle an die Aktionäre des Mitbewerbers Peoplesoft kommt in Begleitung harter Worte. Doch was Peoplesoft als Zirkusnummer bezeichnet, schadet Oracle und macht SAP zum lachenden Dritten.

"Wir fangen da ein fallendes Messer", erklärte Oracle-Vizechef Charles Phillips in einem Presseinterview. Bei seinem Brötchengeber habe man Peoplesoft schon lange beobachtet, fügte er hinzu, und mehr als die gebotenen 5,1 Milliarden US-Dollar sei das Unternehmen einfach nicht wert. "Im nächsten Quartal könnte es sogar noch weniger wert sein", folgerte Phillips aus der Beobachtung, dass Peoplesoft zuletzt einen 40-prozentigen Rückgang der Lizenzeinnahmen zu verbuchen hatte. Doch Oracles Vize mag seinen wortgewaltigen Chef Larry Ellison noch so energisch imitieren -- bislang haben Oracles Kaufgelüste lediglich den Peoplesoft-Aktienkurs in die Höhe getrieben.

Ob die heutige Ankündigung des Übernahmekandidaten, man werde vorerst nicht mit kartellrechtlichen Bedenken gegen Oracle vor Gericht ziehen, die Börsennotierung anders herum beeinflussen wird, wird sich zeigen müssen. Doch einen Gewinner haben die Streitigkeiten des zweit- und drittgrößten Unternehmens-Softwarehauses auf jeden Fall schon produziert: den größten Spieler am Markt. Nach Presseberichten arbeitet SAP schon an einer Anzeigenkampagne, um noch in dieser Woche mit dem Versprechen stabiler Produkte auf Neukundenfang zu gehen. Laurie Doyle Kelly aus dem SAP-Vorstand sprach von einer erkannten Gelegenheit für ihr Unternehmen und davon, dass bei den Verkaufsleuten schon jetzt die Telefone klingelten. Und an der Börse hat der Walldorfer Riese in den letzten Tagen größere Fortschritte gemacht als das jüngst so umworbene Unternehmen Peoplesoft. (hps)