J. D. Edwards klagt gegen Oracle-Sprüche

Der jüngst mit Peoplesoft zusammengegangene Softwareproduzent J. D. Edwards hat den Mitbewerber Oracle auf 1,7 Milliarden US-Dollar Schadenersatz plus Strafe verklagt.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Der jüngst mit Peoplesoft einvernehmlich zusammengegangene Softwareproduzent J. D. Edwards hat den Mitbewerber Oracle auf 1,7 Milliarden US-Dollar Schadenersatz plus Strafe verklagt.

Larry Ellison, der wortgewaltige Chef des Datenbankspezialisten, hatte ein feindliches Übernahmeangebot an die Aktionäre von Peoplesoft ausgesprochen und durchblicken lassen, im Erfolgsfalle wolle er die 1,7 Milliarden Dollar schwere, einvernehmlich zwischen Peoplesoft und J. D. Edwards ausgehandelte Fusion verhindern und die Peoplesoft-Programme vom Markt verschwinden lassen. Anscheinend interessiert er sich nur für den Kundenstamm des Übernahmekandidaten.

Ellisons provokativ ungünstiges Kaufangebot von 16 US-Dollar je Peoplesoft-Aktie hatte deren Börsennotierung schlagartig von etwa 15 auf zeitweise über 18 US-Dollar hochkatapultiert und damit auch den vorhersehbaren Wert der Edwards-Aktien um 20 Prozent gesteigert. Diesen Wertzuwachs können die Edwards-Anteilseigner freilich nur realisieren, wenn der Handel mit Peoplesoft tatsächlich zustande kommt -- wenn also Ellisons Plan scheitert.

Beide Übernahmekandidaten sind sich einig, dass das Oracle-Angebot keinem anderen Zweck dient als der Verhinderung ihres Zusammenschlusses -- und damit der Sicherung von Oracles als Zweiter auf dem Markt für Unternehmenssoftware. Nach einem Aufkauf des Mitbewerbers aus Denver würde nämlich Peoplesoft auf diese Position vorrücken und Oracle umso mehr Konkurrenz machen. Bei dieser Marktsituation nimmt es keine Wunder, dass Peoplesoft-Chef Craig Conway mit Hilfe des Kartellrechts gegen Ellisons Pläne zur Konkurrenzbeseitigung vorgeht.

Doch die Schadenersatzklage aus Edwards-Hauptquartier setzt noch eins drauf: Wie die heißblütige Äußerungen der Kontrahenten belegen, entwickelt der Streit einiges Potenzial zur Unternehmensschädigung. Und dafür haben die Edwards-Strategen jetzt in Colorado Klage über 1,7 Milliarden Dollar Schadenersatz und einen nicht näher umrissenen Strafzuschlag eingereicht. In Kalifornien strengt das Unternehmen zusätzlich einen Prozess gegen Oracle sowie Larry Ellison und dessen Vize Charles Phillips an. Diese haben sich nach Ansicht der Kläger unangemessen aufgeführt und unfaire Geschäftspraktiken an den Tag gelegt. "Oracles Angebot vernichtet bloß Werte unserer Anteilseigner, Kunden und Angestellten sowie der Technologie-Gemeinde insgesamt" erläuterte Edwards-Vorstand Bob Dutkowsky. Bei Oracle hieß es dazu, Peoplesoft und J.D. Edwards wollten offenbar nicht ihre Aktionäre entscheiden lassen, sondern sich lieber vor Gericht streiten. Ein neues Angebot, das mit dem aktuellen Peoplesoft-Aktienkurs wenigstens mithält, hat die Ellsion-Company indes noch nicht ausgesprochen. (hps)