Oxfam: Jeff Bezos sollte Corona-Impfungen finanzieren anstatt ins All zu reisen

Die Hilfsorganisation Oxfam meint, mit einer Sonderabgabe für Superreiche könnten alle Menschen der Welt mit einer Corona-Impfung versorgt werden.

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COVID-19-Impfdosen

(Bild: WHO)

Lesezeit: 4 Min.

Mit einer einmaligen Abgabe auf die Vermögensgewinne von Milliardären könnten Impfungen gegen das Coronavirus für alle Menschen auf der Welt finanziert werden. Davon geht die Hilfsorganisation Oxfam aus. Jeff Bezos allein könne genügend Impfstoffe für die ganze Welt bezahlen, aber gebe sein Vermögen lieber für eine Reise ins All aus, meint Oxfam.

Eine einmalige COVID-19-Milliardärssteuer in Höhe von 99 Prozent auf die Zugewinne an Reichtum in der Pandemie könne 5,4 Billionen Dollar einbringen, die 2690 Milliardäre der Welt würden dann immer noch um 55 Milliarden US-Dollar reicher werden als vor dem Ausbruch des Virus, heißt es in einer Mitteilung. Zudem könnten alle Arbeitslose weltweit einen Zuschuss von 20.000 Dollar bekommen. Das geht aus einer Analyse hervor, die von Oxfam zusammen mit der Fight Inequality Alliance, dem Institute for Policy Studies und den Patriotic Millionaires vorgelegt wurde.

Der Kampf gegen SARS-CoV-2 werde durch Armut und Ungleichheit untergraben, meint Oxfam, weil Regierungen überall die reichsten Menschen und große Unternehmen zu wenig besteuerten. Einen Sonderweg begehe Argentinien, das im Dezember 2020 für Reiche eine einmalige Sonderabgabe für die Bekämpfung der Pandemiefolgen beschlossen habe. Dabei seien 2,4 Milliarden US-Dollar zusammengekommen.

In Argentinien müssen Menschen, die umgerechnet mehr als 1,9 Millionen Euro besitzen, einmalig eine Abgabe von bis zu 3,5 Prozent auf ihr inländisches Vermögen zahlen und bis zu 5 Prozent auf ihr Vermögen im Ausland. Das Geld soll unter anderem kleineren Unternehmen sowie sozial Schwache zugutekommen.

Oxfam sieht sich mit seiner Forderung nicht allein. Politiker, Ökonomen, Organisationen der Zivilgesellschaft, die UN, der IWF und die Weltbank forderten einmalige "Solidaritätssteuern" und längerfristige Vermögensabgaben für Superreiche, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu mildern und Ungleichheiten abzubauen.

Die Milliardäre der Welt besitzen laut Oxfam zusammen netto 13,5 Billionen Dollar; vor der Pandemie seien es noch 8 Billionen Dollar gewesen. Beispielsweise sei das Vermögen des Amazon-Gründers Jeff Bezos während der Pandemie um 79,4 Milliarden Dollar gestiegen und betrage nun 192,4 Milliarden Dollar. Das Vermögen der Milliardäre habe in den vergangenen 17 Monaten mehr zugenommen als in den 15 Jahren vorher. Seit Beginn der Pandemie seien 325 neue Milliardäre hinzugekommen.

Dem gegenüber habe die COVID-19-Krise über 200 Millionen Menschen in die Armut getrieben und Frauen weltweit im Jahr 2020 mindestens 800 Milliarden Dollar an Einkommensverlusten gekostet. Gleichzeitig würden jede Minute 11 Menschen an Hunger und Unterernährung sterben, mehr als an COVID-19. Oxfam sieht historische Beispiele für eine Reichen-Sonderabgabe. Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg seien in europäischen Ländern und Japan einmalige Vermögenssteuern erhoben worden, um den Wiederaufbau zu finanzieren.

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Bezos war im Juli mit einer Raumkapsel seiner Firma Blue Origin ins Weltall geflogen. Die Patriotic Millionaires kommentierten kurz darauf: "Vor sechzig Jahren schickten wir den ersten Amerikaner ins All, der höchste Einkommensteuersatz betrug seinerzeit 91 Prozent. Heute startete ein Milliardär ins All, nachdem er jahrelang einen echten Steuersatz von weniger als einem Prozent gezahlt hatte." Die Patriotic Millionaires sind in den USA eine Gruppe von Einzelpersonen mit einem Jahreseinkommen von über einer Million Dollar oder einem Vermögen von über 5 Millionen Dollar. Sie setzt sich für die Anhebung des Mindestlohns, die Bekämpfung des Einflusses von Geld in der Politik und die Förderung einer progressiven Steuerstruktur ein.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bis September einen Bedarf von einer Milliarde Impfdosen in den ärmeren Regionen Afrikas, Asiens, Ozeaniens, Südamerikas und Europas angemeldet. Dort seien etwa ein Prozent der Menschen einmal geimpft. In Deutschland haben mittlerweile gut 60 Prozent der Menschen mindestens eine Impfdosis erhalten.

(anw)