PC-Wasserkühlung wird immer häufiger eingesetzt

Die Flüssigkeitskühlung hat den Sprung aus der Übertakter- und Case-Modding-Szene in die Großserien-Computer geschafft.

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Die Hitachi-Sparte "Ubiquitous Platform Systems" liefert ein Flüssigkeitskühlsystem für eine kommende Variante der Opteron-Workstation HP xw9400. Damit kommt diese Kühltechnik erstmals in einer kommerziellen Workstation eines großen Herstellers zum Einsatz. Kürzlich hat Dell mit dem 5000 Euro teuren XPS 710 H2C den ersten eigenen PC mit Flüssigkeitskühlung vorgestellt, bei der zusätzlich ein Peltier-Element die Temperatur absenkt; diese "Black-Ice"-Kühlung hat Dell in Kooperation mit der kanadischen Firma CoolIT Systems entwickelt.

Bei der Flüssigkeitskühlung von Desktop-Rechnern gehörte – wie auch auf anderen Gebieten – Apple zu den Vorreitern: Um die recht hohe Verlustleistung der zwei PowerPC-970-Prozessoren im Power Mac G5 zuverlässig und leise abzuführen, setzte Apple 2004 als einer der ersten Hersteller eine Wasserkühlung in einem in großen Stückzahlen gefertigten Serienrechner ein. Die G5-Flüssigkeitskühlung mit geschlossenem Kreislauf fertigte eine Abteilung des großen US-Automobilzulieferers Delphi, der zuvor mit einer externen PC-Wasserkühlung zum Nachrüsten (Corsair HydroCool200) erste Erfahrungen im Computerbereich gesammelt hatte; die Pumpe für die Apple-Rechner stammte übrigens vom deutschen Hersteller Laing. Seit Herbst 2005 verkauft aber etwa auch NEC in Japan die Powermate DL T Series mit Wasserkühlung. Auf der CeBIT 2006 war am Intel-Stand ein PC von Velocity Micro zu sehen, in dem das ebenfalls von CoolIT Systems entwickelte LiquiCool-System steckte. Die Dell-Tochter Alienware und die HP-Tochter VoodooPC bieten wassergekühlte Gaming-PCs ebenso an wie einige deutsche Hersteller (etwa Lahoo).

Bevor sich Apple an den Einsatz einer Wasserkühlung in großen Stückzahlen gewagt hat (die zurzeit bei Apple übrigens nicht mehr zum Einsatz kommt), gab es Rechner mit Flüssigkeitskühlung für einzelne Komponenten fast ausschließlich bei kleinen Spezialfirmen oder zur Nachrüstung im Eigenbau. Außerdem gibt es Flüssigkeitskühlsysteme für Rechenzentren zur Entlastung der zentralen Klimatechnik.

In der industriellen Großserien-PC-Fertigung kommen hauptsächlich Flüssigkeitskühler mit geschlossenem Kreislauf zum Einsatz; etablierte Zulieferer wie Thermacore oder Sanyo Denki versuchen, auch in diesem Bereich Fuß zu fassen. Auch kleinere Firmen, die – wie Alphacool, Aqua-Computer, Innovatek oder Kailon – oft zunächst modulare Wasserkühlsysteme zum Nachrüsten entwickelt hatten, stellen jetzt häufiger geschlossene Komplettkühlungen für die Serienfertigung vor, etwa Asetek. Auch asiatische Firmen drängen auf den Nachrüst-Markt, etwa Aucma, Thermaltake, Xigmatek oder Zalman.

Die Wiederentdeckung der früher üblichen, dann aber lange Zeit im Computerbereich verpönten Flüssigkeitskühlung ist aus der Not geboren, die hohe Leistungsdichte heutiger Haupt- und Grafikprozessoren zuverlässig in den Griff zu bekommen. Viele andere PC-Baugruppen – Netzteil, Speicher, Chipsatz, Festplatten, Spannungswandler – benötigen dabei allerdings weiterhin zirkulierende Kühlluft; letztlich führt die Kühlflüssigkeit die Abwärme ja ebenfalls an die Umgebungsluft ab. Doch per Flüssigkeit lässt sich die überschüssige Wärmeenergie gut an Stellen transportieren, wo sie weniger stört, oder auf größere Wärmetauscherflächen verteilen. Dazu eignen sich auch Heatpipes, die aber nicht so lange Wege überbrücken und weniger flexibel sind. Mainframes wie die IBM System z arbeiten noch heute mit Kältemittel-Kreisläufen, die etwa auch in Militärcomputern zum Einsatz kommen.

Für die Wasserkühlung im PC haben sich zuerst vor allem Übertakter interessiert, die damit ihre Prozessoren kühler halten konnten als mit Luftkühlung und so auf höhere Taktfrequenzen kamen. Extreme Übertaktungswerte lassen sich mit (kaskadierten) Kältemittelkreisläufen zur (Tief-)Kühlung des Prozessors erreichen oder – eher kurzfristig – durch den Einsatz von flüssigem Stickstoff oder Kohlensäureeis. (ciw)