PHS-Mobilfunk gedeiht

Weltweit nutzen inzwischen über 90 Millionen Menschen ein Handy nach dem PHS-Standard. Ende 2001 waren es gerade 5 Millionen.

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Die Nutzerzahl des PHS (Personal Handyphone System) wächst trotz rückläufiger Kundenzahlen in Japan kräftig weiter. Laut einer offiziellen Statistik der Volksrepublik China wurde zur Jahresmitte die Schwelle von 80 Millionen Nutzern erreicht. Davon sind etwa 65 Prozent Kunden bei China Telecom und rund 35 Prozent bei China Netcom. Im ersten Halbjahr 2005 wurden in dem Land pro Monat durchschnittlich netto 2,42 Millionen neue User gezählt. Dieser Wert liegt deutlich über dem vorangegangenen Halbjahr (1,6 Millionen monatlich), aber unter dem Wert des ersten Halbjahres 2004 (2,92 Millionen je Monat). Gemeinsam mit den Kunden in Japan (4 Millionen), Taiwan (1 Million), Thailand, Vietnam und einer Reihe kleinerer Netze auf allen Kontinenten außer Europa und der Antarktis dürften weltweit inzwischen über 90 Millionen Menschen ein PHS-Handy nutzen. Ende 2001 waren es gerade 5 Millionen.

Die Steigerung des chinesischen Wachstums ist zum Teil auf technische Neuerungen zurückzuführen. Etwa 30 Prozent der 2005 verkauften Mobiltelefone sind Modelle mit PIM, dem PHS-Pendant einer SIM-Karte. War bisher jede Rufnummer fest mit einem Endgerät verbunden, ermöglichen PIM-Karten die Nutzung verschiedener Handys. PIM-Geräte sind derzeit aber nur im oberen Preissegment (umgerechnet 50 bis 100 Euro) verfügbar und kosten etwa 7 Euro mehr als vergleichbare herkömmliche Modelle. Weltweit funken mehr als zehn Prozent aller verkauften Mobiltelefone im PHS-Standard. Kombinierte PHS/GSM-Geräte befinden sich in der Testphase.

Wie sich die Nutzerzahlen weiter entwickeln, ist offen. Beide chinesischen Netzbetreiber haben angekündigt, die Endgerätesubventionen zu reduzieren. Auch die Investitionen in den Netzausbau könnten zurückgehen. China Telecom hatte ursprünglich angekündigt, 2005 umgerechnet 860 Millionen Euro in PHS zu investieren. Nun hofft das Unternehmen jedoch auf die Spaltung des Mobilfunkers China Unicom, über die schon lange spekuliert wird. China Telecom möchte das Unicom-GSM-Netz übernehmen und das CDMA-Netz dem Konkurrenten Netcom überlassen. Außerdem haben die Behörden den Netzbetreibern untersagt, ihren PHS-Kunden die Nutzung von PHS-Netzen außerhalb ihrer Wohnsitzstadt zu ermöglichen. Damit sollen die GSM-, CDMA- und Fest-Netzbetreiber vor Wettbewerb geschützt werden.

Allerdings werden gleichzeitig mit "Fixed Line PHS"-Boxen, die Haushalten breitbandigen Internet-Zugang ermöglichen, neue User-Segmente erschlossen. Auch der seit einigen Monaten mögliche Austausch von SMS zwischen PHS- und klassischen Mobilfunknetzen erhöht die Attraktivität. China Netcom hat zudem den kommerziellen Testbetrieb einer Datenpaket-orientierten PHS-Weiterentwicklung in Qingdao aufgenommen.

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(Daniel AJ Sokolov) / (anw)