Panasonics Stock-Flop und gut gekühlte R5 II – die Fotonews der Woche 22/2024

Werbebilder für die S9 kamen nicht aus der S9, und eine lang erwartete Canon lässt sich nicht mehr geheim halten. Eine andere kommt sogar schneller als gedacht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 15 Kommentare lesen

Canons Ankündigung einer Cine-Kamera macht Hoffnung auf einen 3:2-Sensor, das Bild ist hier leicht aufgehellt.

(Bild: Canon / X , Bearbeitung: heise online)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

War es in der vorherigen Woche noch eine angenehme Überraschung, dass Panasonic seine Lumix S9 bis zur Ankündigung geheim halten konnte, so wird das nun für das Unternehmen richtig unangenehm. Denn der Geheimhaltung ist offenbar die Professionalität beim Marketing zum Opfer gefallen: Einige der ursprünglich auf der japanischen Produktseite der Kamera gezeigten Bilder wurden nicht mit dieser aufgenommen. Sondern unter anderem mit einer Nikon.

Herausgefunden haben dies japanische Fotoenthusiasten, welche die Bilder bei Stockfoto-Diensten entdeckten. Über Social Media schaukelte sich das Thema hoch, landetet schließlich sogar im japanischen Fernsehen, und Panasonic veröffentlichte ein Statement (japanisches PDF). Die ganze Chronique scandaleuese besteht aus mehreren Quellen und ist bei Petapixel nachzulesen. In unserer Kolumne soll es darum gehen, warum das nicht nur peinlich, sondern schlimm ist.

Es wäre kein Problem, mit dem üblichen Vermerk "Symbolbild" etwa auf den Charakter der Darstellung eines kleinen Hundes im vollen Sprint hinzuweisen. Panasonic nutzte das Foto – das nicht mit der S9 aufgenommen wurde – aber mit einer Bildunterschrift, die auf deren "fortschrittlichen Echtzeiterkennung" von Motiven hinwies. Die Assoziation, die da beim Leser entstehen soll, ist: Mit der Kamera kann ich auch meine Haustiere knackscharf fotografieren. Das geht ja vielleicht sogar, aber eben auch mit anderen modernen Kameras mit KI-Autofokus, vulgo: Motiverkennung.

Warum man ausgerechnet Stockfotos verwendet hat, die jeder leicht finden kann, erklärt das Statement von Panasonic nicht. Die naheliegendste Erklärung, weil auch sonst im Mediengeschäft oft der Fall: Es sollte schnell gehen, und das Budget tendierte gegen null. Um noch etwas weiter zu spekulieren: Vielleicht war die S9 so geheim, dass nicht mal die Marketingabteilung Bilder aus der Kamera bekam. In einer Zeit, wo unter anderem durch KI gefälschte Fotos ein Problem sind, darf sich ein Kamerahersteller als Letzter solche Aktionen erlauben.

Weitgehend im Feld der Spekulationen ist auch, was Canonrumours in dieser Woche mit neuen Angaben zur Canon R5 II vorlegte. Das Gerücht steckt ja schon im Namen der Webseite, aber in der Vergangenheit lag sie sehr oft richtig. Das war vor allem dann der Fall, wenn sie den Wahrheitsgehalt ihrer inoffiziellen Angaben mit "100%" beschrieb, wie auch dieses Mal. So wird berichtet, man habe Bilder der R5 II gesehen, die man aber nicht veröffentlichen könne. Da der Ursprung von Fotos mit gleich welcher Bearbeitung heute bisweilen zu identifizieren ist, stellt das ein übliches Verfahren für den Quellenschutz dar.

Während viele der bisherigen Gerüchte wie ein 45-Megapixel-Sensor mit Stacking und rückwärtiger Beleuchtung sowie der per Auge gesteuerte Autofokus sich laut Canonrumours bestätigt haben sollen, ist vor allem das Gehäuse jetzt eine Neuheit. Angeblich hat Canon sowohl im Body zusätzliche Kühlöffnungen eingebaut als auch einen optionalen Handgriff mit Lüfter vorgesehen. Sollte sich das bewahrheiten, so hat der Hersteller die neue R5 stark aufs Filmen ausgelegt. Überhitzte Sensoren und somit entweder kurze Aufnahmezeiten oder zunehmendes Rauschen sind ein häufiges Problem. Glaubwürdig ist das auch, weil Canon Patente für externe Kühllösungen für Systemkameras besitzt.

Noch zwei Schritte weitergedacht: Wenn Canon die R5 II wirklich so konzipiert haben sollte, so vielleicht mit dem Ziel, dass die zahlreichen Nutzer der Spiegelreflexkamera 5D IV endlich auf das spiegellose R-System umsteigen. Diese vor bald acht Jahren vorgestellte Kamera kann nämlich schon mit 4K und 30 fps filmen, was für die meisten auch professionellen Produktionen voll ausreicht. Eine höchstwahrscheinlich mit 8K filmende R5 II mit KI-Autofokus, anderen Dateiformaten, Farbräumen und LUTs könnte selbst für überzeugte Nutzer der unverwüstlichen 5D IV ein Argument sein. Mit der Vorstellung der R5 II wird derzeit im Juli 2024 gerechnet.

Doch dieser Termin ist nicht bestätigt. Ein anderer dagegen schon, ganz direkt von Canon selbst auf der Plattform X: Am 5. Juni soll es die Vorstellung einer neuen Kamera der C-Serie geben, was für "Cinema" steht. Ob damit eine neue Produktlinie startet, oder die C30 oder C70 einen Nachfolger erhalten – alles völlig offen. Eigentlich wird hier nichts besonders dringend erwartet, oder vielmehr: wurde. Nach Nikons Übernahme von Red und dem lauten Nachdenken über Cine-Nikkore wird sich Canon wohl sputen, schnell noch ein paar Segmente zu besetzen.

Die Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende ist diesmal gar nicht so lang – aber sehr gehaltvoll. Bei DPReview ist ein bereits im Februar 2024 auf der Messe CP+ geführtes Interview mit dem Sigma-CEO Kazuto Yamaki erschienen. Er erklärt unter anderem, wie sein Unternehmen in letzter Zeit immer wieder sehr leichte und kompakte, aber lichtstarke Objektive baut. Ein klares Bekenntnis spricht Kazuto zu APS-C aus. Dieses Segment wächst seit letztem Jahr wieder, sodass weiterhin auch mit Optiken von Drittanbietern dafür zu rechnen ist, und das ist für die Vielfalt des Fotomarktes ja mal eine gute Nachricht.

(nie)