Parler: Amazon will rechtes Netzwerk von seinem Cloud-Dienst ausschlieĂźen

Dem rechten sozialen Netzwerk Parler wird die technische Grundlage entzogen: Amazon will wegen nicht moderierter Gewaltverherrlichung das AWS-Konto sperren.

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(Bild: lensmen/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Amazon hat angekündigt, die vor allem in rechten Kreisen zunehmend genutzte Social-Media-App Parler von seinem Cloud-Hosting-Dienst AWS (Amazon Web Services) auszuschließen und ihr damit die technische Grundlage zu entziehen. Der Hoster wandte sich per E-Mail an das Unternehmen Parler und drohte mit der Abschaltung des Nutzerkontos, weil man in dem sozialen Netz massenhaft unmoderierte Aufrufe zu Gewalt beobachte, was Amazons Geschäftsbedingungen verletze. Zuerst berichtete BuzzFeed über das Thema.

In der E-Mail schreibt Amazon, in jüngster Zeit gebe es immer mehr Aufrufe zu Gewalt in dem sozialen Netz, die offensichtlich nicht hinreichend moderiert würden. Solche Inhalte seien eine klare Verletzung von Amazons Nutzungsbedingungen. Parlers Plan, solche Inhalte durch Freiwillige moderieren und gegebenenfalls löschen zu lassen, überzeuge Amazon nicht. Daher werde man zu Sonntag Mitternacht (Ortszeit der US-Westküste) das AWS-Nutzerkonto von Parler sperren und damit die Cloud-Hosting-Dienste einstellen, heißt es in der E-Mail, die BuzzFeed vorliegt.

Daraufhin kündigte der CEO von Parler, John Matzke, auf seinem sozialen Netz an, um Mitternacht werde Parler offline gehen. Man arbeite aber bereits daran, den Dienst bei einem anderen Hoster aufzubauen, was ungefähr eine Woche dauern werde. Zudem habe man für so einen Fall schon vorgesorgt, weil man sich nicht auf Amazons Infrastruktur verlassen wollte, und eigene Server bereitgestellt. Angeblich wetteiferten bereits mehrere Hosting-Anbieter um Parler, schreibt Matzke. Er beklagt außerdem Amazons Schritt als Versuch, freie Meinungsäußerung und Wettbewerb zu unterbinden; auf den inhaltlichen Vorwurf der Gewaltaufrufe geht Matzke jedoch nicht ein.

BuzzFeed dokumentiert auch erste Reaktionen auf die Ankündigung auf Parler selbst: Wie zur Bestätigung der Vorwürfe gibt es gleich Wortmeldungen, die Amazons Schritt als "Krieg" bewerten und dazu aufrufen, den AWS-Rechenzentren "einen Besuch abzustatten" – die Adressen seien öffentlich einsehbar. Seit der Erstürmung des US-Kapitols durch einen bewaffneten Mob fanatisierter Trump-Anhänger am Mittwoch wird Parler mit Todesdrohungen gegen Kritiker und Jubel über die Gewaltakte überflutet. Sich selbst als "Patrioten" bezeichnende Parler-Nutzer stacheln sich dort gegenseitig zu einem "Marsch auf Washington" am 19. Januar an – der Tag vor der Amtseinführung des neu gewählten Präsidenten Joe Biden.

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Die Parler-App ist auch in den großen App-Stores unter Druck geraten. Aus denselben Gründen wie Amazon – Gewaltverherrlichung verstößt gegen die Nutzungsbedingungen – haben gerade erst Google und anschließend Apple die App aus ihren jeweiligen Stores verbannt. Der scheidende US-Präsident Trump hatte seine Anhänger schon früher dazu aufgerufen, als Alternative zu Twitter zu Parler zu wechseln; mittlerweile ist Trumps Twitterkonto dauerhaft gesperrt.

(tiw)