Patienten telefonieren teuer -- Krankenhäuser lockern Handy-Verbot
Vielerorts ist die Benutzung von Handys für Patienten verboten -- obwohl mobile Kommunikation beim medizinischen Personal üblich ist. Doch diese strikte Regelung, die mit möglichen Störungen von empfindlichen Geräten begründet wird, fällt nach und nach.
Krankenhauspatienten telefonieren teuer. Grundgebühren von ein bis zwei Euro pro Tag und Kosten von zwölf Cent und mehr pro Einheit sind üblich. Vielerorts ist die Benutzung von Handys für Patienten verboten – obwohl mobile Kommunikation beim medizinischen Personal üblich ist. Doch diese strikte Regelung, die mit möglichen Störungen von empfindlichen Geräten begründet wird, fällt nach und nach, ergab eine dpa-Umfrage in Hamburg und Schleswig- Holstein. So gestatten die Universitätskliniken in Kiel und Lübeck ihren Patienten inzwischen die Benutzung des eigenen Mobiltelefons – außer natürlich auf Intensivstationen.
Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist der Griff zum Handy zwar noch nicht erlaubt, Verstöße werden je nach Station aber mehr oder weniger toleriert. Das komme auf die Schwestern an, sagte die Leiterin des UKE-Call-Centers, Christina Sohl. Für einen Festnetzanschluss müssen Patienten eine Telefonkarte für 20 Euro aus einem Automaten ziehen. Die Anmeldegebühr beträgt 2 Euro, der tägliche Grundpreis 1,90 Euro. Pro Einheit werden 12 Cent fällig. Wer einen Patienten anrufen will, kann ihn über eine normale Nummer erreichen.
"Wir würden das Handy-Verbot gerne aufheben", sagte UKE-Sprecher Mathias Goyen. In den Benutzerhandbüchern einiger Geräte – zum Beispiel für die Narkose – werde aber darauf hingewiesen, dass der Betrieb von Mobiltelefonen in der Nähe die Garantieleistung ausschließe. Das müsse zunächst geklärt werden.
In der Gebrauchsanleitung für das Beatmungsgerät "EvitaXL" von Dräger Medical heißt es zum Beispiel: "Keine Mobiltelefone innerhalb einer Entfernung von zehn Metern zum Gerät benutzen! Mobiltelefone können die Funktionen elektromedizinischer Geräte stören und Patienten gefährden." Die Sprecherin von Dräger Medical, Sonja Magnussen, sagte, das Unternehmen sei als Hersteller von Medizintechnik nach der Norm EN 60601 (IEC 60601) verpflichtet, einen entsprechenden Hinweis in der Gebrauchsanweisung zu geben. Im eigenen Testcenter würden diese Daten regelmäßig überprüft.
In der Rheuma-Klinik Bad Bramstedt gilt das strikte Mobiltelefon-Verbot noch. Dort wird auch der Anrufer zur Kasse gebeten. Telefonate rein und raus laufen nur über eine 0180er-Nummer, Patienten zahlen 20 Cent pro Einheit, für Anrufer kostet eine Einheit nach Auskunft der Klinik 14 Cent. Die Länge der Einheiten variiert nach der Tageszeit, der Preis für Gespräche hänge auch von der Distanz ab. Die Tagespauschale beträgt einen Euro, Karten werden an einem Automaten aufgeladen. Im Westküstenklinikum Heide gilt das Handy-Verbot noch, es gibt ebenfalls Telefonkarten aus dem Automaten, die Tagespauschale beträgt 82 Cent. Erreichbar sind Patienten über eine normale Telefonnummer.
In den vergangenen Jahren war das Handy-Verbot bereits an den Universitätskliniken Gießen und Hannover gefallen. Die Zeitung "die Welt" berichtete, dass sich auch die Uni-Klinik in Frankfurt dieser Linie angeschlossen hat. In der so genannten Majo-Studie (USA) aus dem Jahr 2005 werde ein notwendiger Sicherheitsabstand zwischen Handy und Medizingeräten von einem Meter genannt. Ein ähnliches Ergebnis liege auch aus einer deutschen Studie vor. (dpa) / (axv)