Paypal vs. Crowdfunding: Gelder für Protonmail vorübergehend eingefroren
275.000 US-Dollar an Crowdfunding-Spenden hatte das Startup Protonmail auf seinem Paypal-Konto bereits angesammelt. Dann sperrte der Bezahldienst das Konto ohne Vorwarnung.
Zahlungsdienst Paypal hat wieder Gelder für ein Crowdfunding-Projekt eingefroren: Diesmal hat es das schweizerische Startup Protonmail getroffen, das über die Plattform Indiegogo Geld für einen verschlüsselten E-Mail-Dienst sammelt. Insgesamt 275.000 US-Dollar befanden sich auf dem ohne Vorwarnung gesperrten Paypal-Konto, teilten die Protonmail-Macher mit. Laut Bericht von Ars Technica hat Paypal die Sperre nach rund einem Tag schon wieder aufgehoben, eine Begründung blieb das Unternehmen aber dennoch schuldig.
Hinter Protonmail stehen Forscher vom CERN und dem MIT – geplant ist ein E-Mail-Dienst, der die Privatsphäre seiner Nutzer unter anderem durch Einsatz von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung schützen soll. Offenbar hat jedoch genau dies Paypals Missfallen erregt. Laut Darstellung von Protonmail soll ein hochrangiger Paypal-Mitarbeiter bei einem Telefongespräch in Frage gestellt haben, ob der geplante Dienst überhaupt legal sei und ob man eine Erlaubnis der US-Regierung für das Verschlüsseln von E-Mails habe.
Gegenüber Ars Technica erklärte Protonmail-Mitgründer Andy Yen, dass Paypal inzwischen auch Dokumente darüber angefordert habe, welche Produkte in welchen Ländern das Startup verkaufen wolle. Ebenfalls habe der Zahlungsdienst Informationen über die Herkunftsländer der Unterstützer verlangt – dem sei man aber nicht nachgekommen, betonte Yen. Ob Protonmail weiterhin Paypal für das Crowdfunding nutzen werde, sei noch offen. Per Kreditkarte und Bitcoin kann das bis zum 17. Juli laufende Indiegogo-Projekt aber auf jeden Fall unterstützt werden.
Käuferschutz killt Crowdfunding
Es ist nicht das erste Mal, dass Paypal Crowdfunding-Projekten den Hahn zudreht: 2013 erwischte es unter anderem das Spielestudio Nyu Media, die für ein Spieleprojekt 118.000 US-Dollar einsammelten – Paypal wollte erst nach Erscheinen des Spiels die ganze Summe auszahlen. Den Machern des verschlüsselten Mailclients Mailpile wollte der Bezahldienstleister erst nach Vorlage eines Businessplans das Geld zukommen lassen.
Dieses Gebaren rief heftige Proteste hervor, worauf Paypal eine Lockerung seines Umgang ankündigte. Der Ex-Paypal-Chef David Marcus begründete das Problem gegenüber heise online mit dem Käuferschutz: Demnach können Verbraucher entschädigt werden, wenn sie die bezahlte Leistung nicht erhalten. Das gelte auch bei Crowdfunding-Projekten, deren Fertigstellung oftmals unsicher sei. Im März dieses Jahres stellte Paypal neue Crowdfunding-Regeln vor, die unter anderem die Projektmacher zu expliziten Hinweisen auf Lieferrisiken verpflichten.
Ob solche Käuferschutz-Erwägungen aber auch zur Sperre gegen Protonmail führten, ist noch unklar. Eine Antwort Paypals auf die Anfrage von heise online steht zur Stunde noch aus.
[Update: 01.07.2014, 18:20]
Paypal hat inzwischen zur Sache Stellung genommen: Laut einer Sprecherin des Unternehmens "hat ein technisches Problem dazu geführt, dass das PayPal-Konto eingeschränkt wurde". Zur Natur des Problems machte Paypal keine weiteren Angaben. Man habe sich mit Protonmail in Verbindung gesetzt, um dieses zu lösen, mit dem Erfolg dass das Startup nun wieder Geld via Paypal senden und empfangen könne. Protonmail bestätigte die Aufhebung der Sperre inzwischen auch via Twitter und Blogeintrag.
Generell wolle PayPal die Initiatoren einer Crowdfunding-Kampagne früh mit einbeziehen, "um deren Kampagnen-Ziele besser zu verstehen", erklärte die Sprecherin. Man wolle helfen, das Crowdfunding in Einklang mit den eigenen Bestimmungen und geltendem Recht zu bringe. (axk)