Pelé kämpft im Umfeld der WM gegen "Piraten"

Im Auftrag der Film-Lobby Hollywoods macht sich die brasilianische Fußball-Legende gegen Urheberrechtsverletzungen im Internet stark. Aktivisten gehen derweil nun auch in den USA gegen DRM auf die Straße.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 186 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Die brasilianische Fußball-Legende Pelé wird gegenwärtig nicht nur von TV-Sendern im Rahmen ihrer WM-Berichterstattung als "Team-Mitglied" geführt, sondern auch von der Film-Lobby Hollywoods. So hat die Motion Picture Association of America (MPAA) pünktlich zum Start des sportlichen Großereignisses einen Spot mit Pelé in mehreren einschlägigen TV-Kanälen der USA gestartet. Das kurze Video ist auch über die Website der Lobby-Vereinigung zu bewundern (MOV-Datei). Es knüpft zunächst an die ruhmvollen Zeiten des Brasilianers an, der letztlich "seine Freunde" dazu ermuntert, "ein Tor gegen die Piraterie zu schießen". Pelé begründet seine Aufforderung mit dem Hinweis, dass Urheberrechtsverletzungen die Arbeit tausender Menschen im Filmgeschäft gefährden würden.

Der brasilianische Spieler "hat eine Reputation für Fairplay", freut sich der MPAA-Chef Dan Glickman über die Unterstützung des Ball-Helden. Mit diesem Ruf würde sich Pelé nun direkt an die Zuschauer wenden und sie dazu bewegen, Filme auszuleihen, zu kaufen oder legal aus dem Netz zu laden. Die MPAA vergisst auch nicht darauf hinzuweisen, dass der 2004 veröffentlichte Dokumentationsstreifen "Pelé 2004" ebenfalls raubkopiert und auf den Straßenflohmärkten in Lateinamerika verscherbelt worden sei. Als den geeigneten Mann für die Anti-Raubkopiererwerbung bezeichnet die Hollywood-Lobby Pelé überdies, weil er angeblich bei den männlichen 16- bis 24-jährigen in Stadtgebieten breite Sympathien genieße. Diese Computernutzer hat eine Studie im Auftrag der MPAA als die "typischen Piraten" ausgemacht. Selbst dürften die Heranwachsenden die ruhmreichen Zeiten des Torjägers aber wohl kaum bewusst wahrgenommen haben.

Eine andere von der US-Film-Lobby mit angeregte Aktion im Kampf gegen Urheberrechtsverletzer ging derweil anscheinend nach hinten los. Nach Agenturberichten hat die kurzfristige Schließung der "PirateBay" durch die schwedische Polizei erst die Aufmerksamkeit vieler Nutzer auf die BitTorrent-Tracker-Seite gezogen. So sind die Zugriffszahlen laut dem Statistikdienst Alexa.com Anfang Juni zunächst sprunghaft gestiegen und haben sich inzwischen wieder auf dem Niveau vor der Server-Verlagerung eingependelt.

Auch in den USA wächst gleichzeitig der Widerstand gegen Systeme zum digitalen Rechtekontrollmanagement (DRM). Der Ärger von Kunden entlud sich am Wochenende vor zahlreichen Apple Stores im ganzen Land, unter anderem in Cambridge, Chicago, Dallas, Long Island oder San Francisco. Die in schwere Schutzanzüge gekleideten "Freiheitskämpfer" wollten am Beispiel von Apples DRM zur Absicherung von Musikstücken auf der Plattform iTunes zeigen, dass die als "fair" vermarkteten Kopierblocker versteckte Gefahren enthalten. Sie beklagten vor allem die mangelnde Interoperabilität der erstandenen Songs, die sich nicht auf allen Abspielgeräten nutzen lassen und so den Wettbewerb behindern würden. Einer der Demonstranten zitierte bei den Protestaktionen Apple-Chef Steve Jobs, der 2002 auf einer Hausmesse erklärte: "Wenn Sie legal Musik kaufen, müssen sie das Recht haben, sie auf allen anderen Geräten zu verwenden, die Sie besitzen".

Organisiert hatte die Anti-DRM-Aktionen die Free Software Foundation (FSF) über die Plattform "Defective by Design". Der lokale Ableger der FSF in Frankreich war auch die treibende Kraft hinter einer ersten größeren Demo gegen technische Kopierschutzmaßnahmen in Paris Anfang Mai im Umfeld der Lobbyschlacht um die französische Urheberrechtsreform. Die FSF befürchtet, dass mit den weit gestrickten Klauseln gegen P2P-Software im Entwurf für die Novelle auch freie Software illegal wird.

Zu den Diskussionen um das geistige Eigentum, zu den juristischen Streitigkeiten um das Urheberrecht und zur Novellierung des deutschen Urheberrechtsgesetzes siehe den Online-Artikel in "c't Hintergrund" (mit Linkliste zu den wichtigsten Artikeln aus der Berichterstattung auf heise online und zu den Gesetzesentwürfen und -texten):

(Stefan Krempl) / (jk)