Peoplesoft: Bei Übernahme -- Geld zurück

Das durch eine feindliche Übernahme bedrohte Softwarehaus Peoplesoft setzt sich mit Umsatzsteigerungen zur Wehr, doch Kaufinteressent Oracle wittert dahinter billige Tricks.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Das durch eine feindliche Übernahme bedrohte Softwarehaus Peoplesoft setzt sich mit Umsatzsteigerungen zur Wehr, doch Kaufinteressent Oracle wittert dahinter billige Tricks. Kaum hat sich der Übernahmekandidat durch überraschend gute Quartalszahlen einen wertvolleren Anstrich gegeben, hagelt es Kommentare aus dem Oracle-Hauptquartier. Pressesprecher Jim Finn sprach von "Einmaltricks", mit denen das Peoplesoft-Management besondere Zahlen aufgestellt hätte, die nur dieses eine Quartal in ein günstiges Licht stellen sollten. Wie die Truppe um Peoplesoft-Chef Craig Conway im Detail getrickst haben soll, erklärte Finn nicht.

Die eindringlichen Bitten der Peoplesoft-Verkäufer, Kunden mögen das Softwarehaus durch planmäßig durchgezogene Programmkäufe unterstützen, werden wohl kaum das nötige Mitleid ausgelöst haben. Vielmehr könnte des Rätsels Lösung in einem Kundenschutzprogramm liegen, das den Käufern von Peoplesoft-Lizenzen eine Rückerstattung des Kaufpreises -- sogar in doppelter bis fünffacher Höhe -- verspricht, wenn das Softwarehaus innerhalb eines Jahres den Besitzer wechselt und der neue Besitzer innerhalb von zwei Jahren die Pflege von Peoplesoft-Programmen einstellt.

Nach Äußerungen von Peoplesofts Finanzchef Kevin Parker haben solche Verkäufe etwa die Hälfte des schmeichelhaften Quartalsumsatzes verursacht. Mit Engelszungen beschreibt er die Maßnahme als eine Art Versicherung, die Käufern das Risiko abdecken soll, auf einmal keinen Support mehr für ihre Neuerwerbung angeboten zu bekommen. Mehr Bedeutung dürfte allerdings dem Effekt zukommen, dass dadurch Verbindlichkeiten in Höhe von einer halben bis eineinhalb Milliarden US-Dollar für Oracle entstehen könnten, wenn die Übernahme zustandekommt. Ob auch deutsche Kunden in den Genuss solcher Konditionen kommen können, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen.

Die Truppe um Oracle-Chef Larry Ellison spricht angesichts solcher Geschäftspraktiken von einer versteckten Giftpille. Der Ausdruck bezeichnet normalerweise die Option, dass eine Unternehmensleitung von ihr nicht unterstützte Aktien-Aufkäufe durch eine Erhöhung des Firmen-Eigenkapitals torpediert. Kann man die Zahl der ausgegebenen Vermögensanteile deutlich erhöhen, nach Möglichkeit gar durch verstärktes Engagement von Übernahme-Gegnern, wird es für einen Kaufinteressenten schwieriger, die erforderliche Aktienmehrheit zum Sturz des widerspenstigen Managements zusammenzubekommen.

Eine solche traditionelle Giftpille verbirgt sich ebenfalls in den Peoplesoft-Erklärungen gegenüber der US-Börsenaufsicht: Der dort auf Seite 74/75 referierte Peoplesoft Rights Plan gewährt Anteilseignern mit Ausnahme eines eventuellen Großaktionärs das Recht, im Falle eines Übernahmeversuchs etwa ein Prozent ihres Anteilswerts zusätzlich unter solchen Bedingungen zu investieren, dass sie bei Erfolg der Übernahme den doppelten Wert ihrer Einzahlung in Form von Peoplesoft-Aktien ausgehändigt bekommen. (hps)