Philologen-Verband wettert gegen Schulbewertungsforum

Das neue Internet-Portal schulradar.de, auf dem Eltern die Schulen ihrer Kinder bewerten sollen, sei zutiefst manipulationsanfällig und deshalb für eine faire Schulbeurteilung nicht geeignet, hält der nordrhein-westfälische Philologen-Verband fest.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Das neue Internet-Angebot schulradar.de, das am heutigen Dienstag von den Machern der Lehrerbewertungsseite spickmich.de ins Netz gestellt wurde, findet wie erwartet nicht nur Zustimmung. Der nordrhein-westfälische Philologen-Verband beispielsweise bezeichnet das Portal, auf dem registrierte Nutzer Noten für Lehrkräfte, die Schulleitung, das Klima an der Schule oder das Schulgebäude abgeben können, als "untaugliches Mittel zu einer fairen Schulbeurteilung".

Diese Form von Bewertung sei eine "Pseudokommunikation", kritisiert der Verband. Statt Gespräche zwischen Eltern, Lehrern und Schulleitern zu fördern, verliere sich der Informationsaustausch im virtuellen Raum. Nach Angaben der Betreiber ist schulradar.de vor allem für Eltern gedacht, die sich einen Überblick über Schulen in ihrer Umgebung verschaffen wollen, wenn ihre Kinder auf eine weiterführende Schule wechseln.

Kontrollieren, ob es sich bei einem Schulradar-Nutzer, der "Elternbewertungen" in insgesamt sechs Kategorien abgeben (Individuelle Förderung, Lehrkräfte, Unterrichtsbegleitende Aktivitäten, Gebäude/Ausstattung, Schulleitung, Schulklima, Noten jeweils von 1 bis 6) und die Frage "Würden Sie gerne auf diese Schule gehen?" mit Ja oder Nein beantworten kann, tatsächlich um ein Elternteil handelt, kann indes niemand. Mit ein bisschen Energie und bösem Willen lassen sich zudem gleich mehrere Schulen nach Gutdünken benoten – denn erst nach der fünften Bewertung ist derzeit Schluss.

Schulradar suggeriere Objektivität und sei doch zutiefst manipulationsanfällig, hält denn auch der Philologen-Verband fest. Statt eines offenen und ehrlichen Dialogs führe Schulradar "zu einer gefährlichen Vereinfachung, baue Blockaden auf und verfestige Vorurteile". Möglicherweise sollten die erfolgsverwöhnten Spickmich-Macher an ihrem neuen Projekt wirklich noch ein wenig Feintuning betreiben, wollen sie nicht Gefahr laufen, dass die bereits investierte Energie durch anhaltende Vorwürfe der Unseriösität verpufft. (pmz)