Pixelpark-Aufsichtsrat tritt komplett zurück

Gegen den entlassenen Pixelpark-Gründer Paulus Neef sowie weitere frühere Vorstände soll in den nächsten Tagen Klage auf Schadenersatz erhoben werden.

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  • dpa

Der seit Monaten durch interne Machtkämpfe geschwächte Berliner Internet-Dienstleister Pixelpark kommt nicht zur Ruhe. Alle drei Mitglieder des Aufsichtsrates erklärten überraschend ihren Rücktritt. Mit Ablauf des 30. April 2003 würden sie ihre Mandate niederlegen, teilt die Pixelpark AG mit, ohne Gründe zu nennen. Weder Aufsichtsrat noch der bis zum 15. April 2003 amtierende Vorstandchef Jürgen Richter würden derzeit Namen für eine Neuberufung des Kontrollgremiums vorschlagen.

Wie gleichzeitig mitgeteilt wurde, soll unter anderem gegen den entlassenen Pixelpark-Gründer Paulus Neef sowie weitere frühere Vorstände in den "nächsten Tagen" Klage auf Schadenersatz erhoben werden. Hintergrund ist der umstrittene Kauf der Schweizer ZLU-Gruppe im März 2000. Gegen die Verkäufer der ZLU-Gruppe sei beim Landgericht Berlin bereits jetzt Schadenersatzklage eingereicht worden.

Pixelpark hatte in einer späteren Sonderprüfung nach eigenen Angaben "erhebliche Unregelmäßigkeiten" bei dem Kauf festgestellt. ZLU hatte damals dem Vater von Neefs Lebensgefährtin gehört. Neef soll der Sonderprüfung zufolge einen zu hohen Preis gezahlt haben. Der Gesamtumfang der Forderungen beläuft sich nach früheren Angaben auf mindestens 23 Millionen Euro. Der ZLU-Kauf hatte eine maßgebliche Rolle bei der Kündigung Neefs im vergangenen Dezember gespielt.

Hintergrund für die jetzigen Rücktritte der Aufsichtsräte Manuel Cadmus (Vorsitzender), Edwin Eichler und Bernhard Falkenstein dürfte der Gesellschafterwechsel sein. Neue Miteigentümer sind seit einigen Wochen Wolf-Dieter Gramatke und Axel Fischer, die wiederum dem Umfeld von Neef zugerechnet werden.

Die neuen Gesellschafter hatten auf eine rasche Ablösung des Alleinvorstandes und Neef-Gegners Richter sowie Veränderungen im Aufsichtsrat gedrängt. Richter, der die Sonderprüfung zum ZLU-Kauf in Auftrag gegeben hatte, legt nun nach nur vier Monaten zum 15. April sein Amt nieder. Zum neuen Vorstandschef wurde vom jetzt scheidenden Aufsichtsrat der IT-Manager Michael Riese ernannt. In Branchenkreisen wird seit längerem vermutet, dass Miteigentümer Neef nun den Vorsitz des Aufsichtsrats anstrebt.

Der frühere Mehrheitseigner Bertelsmann hatte sich bei Pixelpark bis auf einen Anteil von 20 Prozent zurückgezogen. Die Internet-Firma Pixelpark gehörte einst zu den Stars am Neuen Markt. In den vergangenen Monaten machte sie aber vor allem durch rote Zahlen und einen Machtkampf um die Unternehmensführung von sich reden. (dpa) / (anw)