Pleite von Saphir-Hersteller: Apple soll Gelder zurückgehalten haben

Angeblich hat Apple eine Kreditrate von 139 Millionen US-Dollar nicht an GT Advanced Technologies gezahlt. Dessen Chef soll unterdessen kurz vor der Vorstellung des iPhone 6 Aktien verkauft haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 53 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die Insolvenz des Apple-Partners GT Advanced Technologies (GTAT), der in einer Großanlage im US-Bundesstaat Arizona Saphir für Displayabdeckungen produzieren sollte, wirft weiter Fragen auf. Laut der Wirtschaftszeitung Wall Street Journal hat Apple angeblich eine Zahlung in Höhe von 139 Millionen US-Dollar zurückgehalten. Warum es dazu kam, sei nicht geklärt.

Insgesamt wollte Apple 578 Millionen Dollar an GTAT verleihen, damit die Firma die Fabrik aufbauen konnte, die für große Kapazitäten ausgelegt war. Offenbar gab es eine Vereinbarung, laut der Apple die Rückzahlung von rund 440 Millionen Dollar verlangen konnte, sollte der Bargeldbestand bei dem Saphir-Spezialisten unter 125 Millionen Dollar fallen. Zuletzt habe dieser bei nur noch 85 Millionen gelegen, berichtet die Zeitung. Das habe GTAT gezwungen, Insolvenz anzumelden.

Solche Saphirblöcke verkauft GT Advanced Technologies.

(Bild: Hersteller)

In einem weiteren Bericht schreibt das Wall Street Journal, dass GTAT-Chef Thomas Gutierrez einen Tag vor der Vorstellung des iPhone 6 immerhin 9000 Anteilsscheine aus seinem Aktienpaket verkauft haben soll. Dies ergab die Summe von rund 160.000 Dollar. Apples iPhone 6 und 6 Plus waren trotz anderslautender Gerüchte ohne Saphir-Abdeckung auf den Markt gekommen. Allerdings soll der Verkauf der Gutierrez-Aktien Teil eines genehmigten Aktienverkaufsplans gewesen sein. Zuvor nahm Gutierrez darüber mehr als 10 Millionen Dollar ein. Mittlerweile ist die GTAT-Aktie um über 90 Prozent abgestürzt, nach der iPhone-Ankündigung allein um 13 Prozent.

Welche Auswirkungen die GTAT-Pleite auf Apples Hardwaregeschäft haben wird, ist noch unklar. Das üblicherweise gut informierte Investmentbankhaus KGI glaubt, dass es bei der Apple Watch, von der einige Modelle mit Saphir ausgeliefert werden, keine Probleme geben werde, da die Bildschirme eher klein seien. Gleiches gelte für Touch-ID-Sensor und Kameraabdeckungen im iPhone. Apple könne hier von anderen Firmen zukaufen. Allerdings werde sich die Ausstattung von iPhone und iPod touch mit einer Saphirabdeckung wohl verzögern. Es gibt auch Spekulationen, wonach Apple die Anlagen von GTAT selbst weiterbetreiben könnte. Die Vorgänge wurden von dem Konzern bislang nicht kommentiert.

[Update 09.10.14 09:36 Uhr:] Das Wall Street Journal hat einen dritten Bericht nachgelegt. In diesem heißt es unter Berufung auf informierte Kreise, Apple habe die 139 Millionen Dollar zurückbehalten, weil GTAT zuvor abgesprochene "technische Meilensteine" nicht erreicht habe. Apple habe dennoch mit der Firma zusammengearbeitet, um sie solvent zu halten. Dafür spricht, dass Apple die ihm laut Vertrag zustehenden knapp 440 Millionen an Rückzahlungen nicht abgefragt haben soll. (bsc)