CES

Polar kombiniert GPS-Sportuhr und Aktivitätstracker

Das finnische Unternehmen setzt bei dem neuen Topmodell zudem erstmals auf eine Anbindung externer Sensoren mittels der stromsparenden Funktechnik Bluetooth Smart. Alle weiteren Polar-Modelle sollen diesem Beispiel folgen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Nico Jurran

Polar hat auf der CES mit der V800 nicht nur einfach ein neue GPS-Sportuhr angekündigt (erhältlich weltweit ab April), sondern vielmehr das erste Gerät dieser Produktkategorie, das außerhalb des Trainings rund um die Uhr als Aktivitätstracker fungiert.

Zudem nimmt das finnische Unternehmen bei der V800 eine drastische Kurskorrektur bei der Einbindung externer Sportsensoren vor: Statt dem eigenen, proprietären Funksystem W.I.N.D. kommt hier erstmals Bluetooth 4.0 Low Energy (LE) alias Bluetooth Smart zum Einsatz. Auf Nachfrage von heise online erklärte Polar, dass dies keine Ausnahme bleiben soll – ganz im Gegenteil: Alle künftigen Sportuhren des Unternehmens sollen mit LE-Funk arbeiten.

Die V800 nutzt das Rund-um-die-Uhr-Tracking, um Fitness und Erholungszeiten genauer zu berechnen.

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Sportuhr

Im Training bietet die rund 400 Euro teure Uhr (ohne externe Sensoren) typische Funktionen einer Sportuhr der Oberklasse, darunter neben der Erfassung der Herzfrequenz über einen Brustgut die Geschwindigkeitsermittlung über GPS beziehungsweise einen Sensor am Schuh. Radfahrer können über weitere Sensoren Geschwindigkeits- und Trittfrequenz ermitteln lassen und sogar professionelle Leistungsmesser (Preis rund 2000 Euro) nutzen. Die aktuelle Höhe wird über ein eingebautes Barometer ermittelt.

Die Uhr ist zudem bis zu einer Wassertiefe von 30 Meter dicht; Polar gibt sie ausdrücklich zum Schwimmen frei. Dank Multisportfunktion lässt sich auf Knopfdruck zwischen verschiedenen Sportarten wechseln, was etwa Triatlethen schätzen. Laut Polar kann die Uhr für diese Zielgruppe auch die Übergangszeiten von einer Sportart zur nächsten erfassen. Nutzt man GPS mit hoher Genauigkeit (Erfassung und Speicherung der Position im 1-Sekunden-Takt), soll die V800 bis zu 14 Stunden, im Langzeitmodus (1-Minuten-Takt) bis zu 50 Stunden am Stück laufen.

Die Nutzung von Bluetooth Smart als Funkprotokoll ist ein gewaltiger Schritt: Die bislang mit den Polar-Uhren ausgelieferten Sensoren lassen sich nicht mehr nutzen. Dafür kann man die neuen Modelle auch in Verbindung mit Fitness-Apps auf Smartwatches einsetzen, die BT 4.0 LE unterstützen. Der neue Brustgurt wird parallel noch ein analoges 5-kHz-Signal aussenden, dass die Uhr ebenfalls auswertet. Der Herzfrequenzmesser lässt sich somit auch beim Schwimmen verwenden und auf professionellen Trainingsgeräten (wie Laufbändern) in Sportstudios, die oft noch passende Empfänger eingebaut haben.

Aktivitätstracker

Das Design derV800 entspricht eher dem einer gewöhnlichen Armbanduhr als dem der zuletzt erschienenen Polar-Sportuhren.

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Verlässt man den Trainingsmodus, fungiert die V800 automatisch als Tracker, die Schritte und Ruhe- beziehungsweise Schlafzeiten erfasst. Laut Polar will man dadurch vor allem die Berechnung der Erholungsphase und die Fitness des Trägers genauer ermitteln. Konkurrenten wie Suunto bieten ebenfalls eine Berechnung der Erholungsphase; als Datengrundlage dient hier aber nur das Training. Unbeachtet bliebe etwa, dass man den ganzen Tag über eine Messe gehetzt ist.

Auch die Uhr selbst nimmt über Bluetooth Smart Verbindung zu einem Smartphone auf und überträgt die Trainings- und Aktivitätsdaten an eine kostenfreie Polar-eigene App. Diese übermittelt sie zur weiteren Auswertung an Polars Online-Fitnessportal. Als reiner Aktivitätstracker soll die V800 mit einer Akkuladung einem Monat durchhalten.

Konkurrenzverhalten

Garmins erster Aktivitätstracker soll mit einer Akkuladung bis zu einem Jahr laufen.

Konkurrent Garmin hat zuletzt mit den Modellen Forerunner 220 und 620 zwei Sportuhren auf den Markt gebracht, die sich ebenfalls über Bluetooth Smart mit Smartphones verbinden können. Bei der Anbindung externer Sensoren bleibt das Unternehmen aber beim proprietären ANT+, das auch andere Sportelektronikhersteller nutzen. Das hat einen guten Grund: ANT+ stammt von einer Garmin-Tochter und dürfte Lizenzgebühren einbringen. Ein Absprung würde da ein schlechtes Zeichen setzen.

Eine Aktivitätstrackingfunktionen bieten die Sportuhren von Garmin nicht, auf der CES zeigt das Unternehmen aber sein erstes Fitnessarmband Vivofit, das im ersten Quartal für rund 130 Dollar erhältlich sein soll. Das mit einem kleinen Display ausgestattete Gerät hebt sich in zwei Punkten von der Konkurrenz ab: Über ANT+-Funk lässt sich bei Fitnesstraining ein Herzfrequenzmesser anbinden, zudem soll eine Akkuladung für eine Laufzeit von bis zu einem Jahr reichen. (nij)