Polizei schlieĂźt Drogen-Marktplatz und DDoS-Booter

Zwei Männer werden beschuldigt, illegale Waren und Dienstleistungen online angeboten haben. Sie sollen ganz unterschiedliche Plattformen betrieben haben.

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Das Beschlagnahmebanner ist alles, was es auf den geschlossenen Domains noch zu sehen gibt.

(Bild: BKA)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Ernst

Seit 2022 läuft die von internationalen Polizeibehörden betriebene "Operation Power Off", bei der Webseiten mit illegalen Angeboten abgeschaltet werden. In dieser Woche gab es dabei einen neuen Erfolg: Zwei 19 und 28 Jahre Männer wurden in Hessen festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, sowohl einen Drogen-Marktplatz namens "FlightRCS" im offenen Internet (Clearweb) als auch die DDoS-Plattform "Dstat.CC" betrieben zu haben. Mit letzterer sollen Überlastungsattacken auf fremde Infrastruktur als "DDoS-as-a-Service" angeboten worden sein. Beide Domains wurden beschlagnahmt.

Federführend bei der Aktion war laut Mitteilung des BKA die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT), die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Hessische Landeskriminalamt. Bei Operation Power Off sind jedoch auch internationale Behörden beteiligt, das Logo des amerikanischen Justizministeriums (DOJ) ist neben anderen Ämtern auf dem Beschlagnahmebanner zu finden. Details zum Weg der Ermittlungen bleibt das BKA bisher schuldig. Es sollen jedoch "umfangreiche Beweismittel sichergestellt worden" sein. Auch dürften die beiden Männer die Plattformen kaum alleine betrieben haben.

Das Bundeskriminalamt macht jedoch Angaben zu den kriminellen Aktivitäten auf den beiden Plattformen. Bei FlighRCS sollen vor allem synthetische Drogen auf Basis von Cannabinoiden vertrieben worden sein. Dem BKA zufolge sollen diese bei jungen Menschen zum Konsum durch Verdampfungsgeräte (Vape Pens) zunehmend beliebt sein. Der Vergleich mit dem realen Fall "Shiny Flakes" in Deutschland drängt sich auf.

Komplexer ist offenbar, was die beiden Beschuldigten mit DStat.cc betrieben haben sollen. Das BKA bezeichnet den Dienst als "zentrale Szeneplattform" für DDoS-Dienstleistungen. Die verschiedenen Möglichkeiten, fremde Server unerreichbar zu machen, sollen von den Beschuldigten wie in einem Vergleichsportal gelistet worden sein. Das wiederum erinnert an einen ähnlichen Fall im Rahmen von Operation Power Off aus dem Jahr 2022. Damals sagten die Beschuldigten, sie hätten nur Vergleiche unter anderem von "Stresser-Diensten" angeboten.

Dem widersprachen die Behörden jedoch entschieden: Der Dienst soll damals ermöglicht haben, dass "jede gering qualifizierte Person mit einem Mausklick DDoS-Angriffe starten, die ganze Webseiten und Netze ausschalten" könne, sagte Europol. Im aktuellen Fall meint das BKA: "Durch die Plattform war es einem breiten Nutzerkreis möglich, auch ohne eigene tiefergehende technische Fähigkeiten, eigene DDoS-Angriffe durchzuführen."

Solche Angebote werden auch als "DDoS-Booter" bezeichnet. Erst vor einem halben Jahr wurde ein wiederum ähnlicher Fall öffentlich, bei dem 2023 mittels der Tools eines Booters Webseiten der sächsischen Polizei angegriffen worden sein sollen.

(nie)