Profilbildung an Büroarbeitern

Eine neue Monitoring-Software erstellt digitale "Charakterprofile" von Angestellten. Sie soll aber nicht nur der Überwachung dienen, sondern produktive Mitarbeiter fördern und vor Mobbing schützen, versichern die Entwickler.

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Im Zeitalter der Dauerkommunikation ist die Arbeitsproduktivität in Büros eigentlich permanent bedroht: Gelangweilte Mitarbeiter tummeln sich auf Facebook oder chatten, Diskussionen per Mail versickern. Die amerikanische Firma Cataphora will diesem Schlendrian nun mit einer neuen Software ein Ende machen: Sie erstellt aus sämtlichen Dokumenten digitale "Charakterprofile" der Mitarbeiter und des gesamten Unternehmens, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Die sollen dann dem Management helfen, ihre Mitarbeiter produktiver zu machen.

Verwendet werden so banale Daten wie Mails, Terminplanereinträge, Texte oder Listen von Telefongesprächen. Die Cataphora-Software kann beispielsweise erfassen, welche Schriftfarben Mitarbeiter in Emails benutzen, wie sie Ausrufezeichen setzen oder mit Hilfe von anderen Satzzeichen Flüche formulieren, wie sie ihre Emails beenden und ob sie "bitte" häufiger als üblich verwenden.

Inflationär benutzt, könne es auf Ohnmacht und Frustration hindeuten, weil vorherige Mails unbeantwortet blieben, erläutert Elizabeth Charnock, CEO von Cataphora. Firmen seien gut beraten, frustierte Mitarbeiter im Auge zu behalten, bevor sie ihrem Ärger Luft machen und größeren Schaden anrichten. Ähnlich wichtig sei es, diejenigen zu identifizieren, die sich vor Entscheidungen drücken. "Solche Leute wollen Sie wohl kaum in Führungspositionen haben", sagt Charnock.

Die Software basiert auf Erfahrungen, die die Firma über Jahre mit Datendiensten für Anwaltskanzleien gesammelt hat, wenn die große Datenbestände zu analysieren hatten. Die Grundidee sei, nicht nur das Verhalten von Angestellten am Arbeitsplatz zu beobachten – etwa ob jemand in der Pause am Büro-PC Porno-Webseiten aufruft –, sondern herauszufinden, wie ein Angestellter tatsächlich tickt, sagt Daryl Nord, Professor für Management-Informationssysteme an der Oklahoma State University. Die Cataphora-Software soll in Kürze auf den Markt kommen. Ob sie in Europa rechtlich haltbar wäre, ist bislang ungeklärt.

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(bsc)