Während blutiger Niederschlagung von Protesten: Internet im Iran erneut gesperrt
Die Islamische Republik geht immer gewalttätiger gegen die anhaltenden Proteste im Land vor. Nun wurde erneut das mobile Internet blockiert.
Im Iran hat das Regime offenbar erneut das mobile Internet stundenlang blockiert, während mit zunehmender Gewalt gegen die seit Wochen andauernden Proteste vorgegangen wird. Wie die mit Internetanalyse befasste Organisation Netblocks auf Mastodon mitteilte, dauerte der weitgehende Ausfall etwa dreieinhalb Stunden.
Parallel dazu hatten sich die Spieler der iranischen FuĂźballnationalmannschaft vor ihrem Auftaktspiel bei der WM geschlossen geweigert, die Nationalhymne mitzusingen. Vor allem im Nordwesten des Landes geht das Regime seit einigen Tagen noch einmal deutlich blutiger gegen die massiven Proteste vor, die bereits seit September anhalten.
Mit den Streitkräften gegen Protestierende
Am Montagabend hatte Netblocks eine "großangelegte Unterbrechung des Internetzugangs" im Iran bemerkt, für viele Menschen war das mobile Internet nicht zu erreichen. In der Nacht folgte dann die Mitteilung, dass der weitreichende Blackout dreieinhalb Stunden angehalten hat. Was es damit auf sich hat, ist unbekannt. Möglich ist, dass das Regime in Teheran dazu zurückkehrt, periodisch das mobile Internet zu drosseln oder zu sperren, um die Demonstrationen zu erschweren und zu untergraben. So war zu Anfang der aktuellen Protestwelle verfahren worden. Damals hatte es aber bereits auch im Land Kritik an den Einschränkungen gegeben, die Wirtschaft ist auf den Internetzugang angewiesen, vor allem für kleine Betriebe ist es ein Problem, wenn die Kundschaft online nicht erreicht werden kann.
Im Iran wird seit Wochen gegen das Regime protestiert, ursprünglicher Auslöser war der Tod der 22-jährigen Mahsa (beziehungsweise Jina) Amini in Polizeigewahrsam. Die junge Frau war wegen eines Verstoßes gegen die Bekleidungsvorschriften von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen worden.
Längst richten sich die Proteste aber nicht mehr nur gegen die Unterdrückung der Frauen, sondern das Regime insgesamt. In den vergangenen Tagen hat das Regime nun merklich eskaliert, vor allem in den kurdischen Städten im Nordwesten des Iran gehen verschiedenen Berichten zufolge inzwischen die Streitkräfte gegen die Menschen vor. Dort waren die Internetsperren einem BBC-Journalisten zufolge besonders ausgeprägt. Beim US-Thinktank ISW geht man davon aus, dass die sogenannten Revolutionsgarden dort wahllos auf Protestierende schießen, um die Demonstrationen zu beenden.
(mho)