Prozess gegen FTX-Gründer beginnt: Bankman-Fried drohen 110 Jahre Haft

Mit Sam Bankman-Fried steht ein zuvor erfolgreicher junger Unternehmer vor Gericht. Dieser Prozess wirft ein Schlaglicht auf die gesamte Kryptowährungsbranche.

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FTX-Logo hinter Gerichtshammer

(Bild: Sergei Elagin/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
  • mit Material der dpa
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Knapp zwölf Monate nach dem dramatischen Zusammenbruch der Kryptowährungsbörse FTX hat der Gerichtsprozess gegen ihren Mitbegründer Sam Bankman-Fried (kurz: SBF) begonnen. US-Ermittler werfen dem 31-Jährigen Betrug vor, indem er Gelder von Kunden ohne deren Wissen abgezweigt und für persönliche Bereicherung genutzt haben soll. Diese Anschuldigungen wurden in der Anklage erhoben. SBF bestreitet die Vorwürfe, der FTX-Gründer hält sich weiterhin für unschuldig.

Der Prozess begann in New York mit der Auswahl der Geschworenen und ist für etwa sechs Wochen angesetzt. Es wird erwartet, dass Bankman-Fried ungewöhnlicherweise selbst als Zeuge aussagen könnte. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm mehr als 100 Jahre Haft. Die Anklage umfasst insgesamt sieben Punkte, von Betrug bis zur Beteiligung an Geldwäsche-Verschwörungen. Laut CNN könnten es 110 Jahre Gefängnis werden, sollte SBF in allen Punkten für schuldig befunden werden und jeweils das maximale Strafmaß bekommen.

FTX war eine der größten Kryptowährungshandelsplattformen, die Währungen wie Bitcoin anbot. Gleichzeitig hatte FTX eine eigene Kryptowährung namens FTT eingeführt. Im Herbst des letzten Jahres kamen Bedenken über die finanzielle Lage der Kryptobörse auf, woraufhin Kunden begannen, ihre Guthaben abzuziehen. Es stellte sich heraus, dass bei FTX ein Milliardenloch klaffte.

Die Staatsanwaltschaft wirft SBF vor, dass Kundengelder heimlich an den Hedgefonds Alameda Research abgezweigt wurden, um Bankman-Frieds luxuriösen Lebensstil zu finanzieren. Die FTX-Führung teilte sich ein Luxus-Penthouse auf den Bahamas und führte teure Werbekampagnen mit Prominenten wie dem Football-Star Tom Brady durch. Überdies soll Bankman-Fried entwendete Gelder an US-Politiker gespendet haben.

Mehrere ehemalige Weggefährten haben sich mit den Ermittlern zusammengetan und könnten belastendes Material gegen SBF liefern. Nach seiner Festnahme auf den Bahamas und seiner Auslieferung in die USA war er zunächst unter Hausarrest in seinem Elternhaus an der kalifornischen Stanford-Universität gestellt worden. Doch im August wurde Bankman-Fried aus dem Hausarrest in Haft verlegt, nachdem er Zeugen eingeschüchtert haben soll und private Notizen der früheren Alameda-Chefin Caroline Ellison, die zeitweise seine Freundin war, mit der New York Times geteilt hatte.

Im Dezember 2022 wurde Bankman-Fried auf den Bahamas verhaftet, wo FTX seinen Hauptsitz hatte. Nach seiner Verhaftung hatte er zunächst von einem Buchhaltungsfehler gesprochen. Die Ermittler behaupten, dass in der Software Mechanismen deaktiviert waren, die normalerweise verhindert hätten, dass Gelder abfließen konnten. Alameda konnte ohne Gegenleistung beliebig viel Geld von FTX erhalten. Eine offene Frage ist, ob die Staatsanwaltschaft Bankman-Fried direkt damit in Verbindung bringen kann.

Bankman-Fried hatte Alameda Research vor der Gründung von FTX ins Leben gerufen, um von Preisunterschieden im Kryptowährungshandel zwischen Asien und den USA zu profitieren. Die Geschäfte liefen zuletzt schlecht und laut Anklage mussten die Finanzlücken mit FTX-Geldern gestopft werden.

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Der Aufstieg der Kryptobörse FTX war einst beeindruckend. In weniger als drei Jahren erreichte das Unternehmen eine Bewertung von 32 Milliarden US-Dollar und verwaltete Milliardenwerte im Auftrag seiner Kunden. Auch Bankman-Fried selbst hatte auf dem Papier ein Milliardenvermögen.

Das Strafverfahren heißt USA v. Samuel Bankman-Fried und ist am US-Bundesbezirksgericht für das südliche New York unter dem Az. 22-Cr-673 anhängig.

(fds)