FTX-Gründer Bankman-Fried: "Ich bin unschuldig"

SBF bekennt sich nicht schuldig, im Unterschied zu seinen engsten Mitarbeitern. Endgültig ist das aber nicht. Dem Cryptozocker droht lebenslange Haft.

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Schwarz-Weiß-Porträt Samuel Bankman-Frieds

(Bild: FTX Foundation)

Lesezeit: 4 Min.

FTX-Gründer Sam Bankman-Fried bekennt sich in seinem US-Strafverfahren nicht schuldig. Das hat er am Dienstag vor einem US-Bundesbezirksgericht in New York City zu Protokoll gegeben. Daraufhin hat der Richter den Beginn des Gerichtssaalverfahrens für 2. Oktober angesetzt. Dass es tatsächlich dazu kommt, ist damit aber nicht gesagt.

Bankman-Fried, oft SBF genannt, ist Gründer der Kryptowährungsbörse FTX und des Kryptowährungs-Spekulationsfonds Alameda Research. Das mit vielen Milliarden Dollar bewertete Geflecht aus 135 Firmen rund um FTX ist Anfang November insolvent geworden. FTX, damals geleitet von SBF, hatte Kundeneinlagen heimlich an Alameda weitergereicht, das damit Wetten auf Kryptokurse abgeschlossen hat. Diese Wetten gingen zu oft verloren. Der Schaden geht in die Milliarden, US-Behörden schätzen bis zu acht Milliarden US-Dollar.

Die US-Bundesstaatsanwaltschaft hat mehrere Verantwortliche angeklagt. Mit Alameda-Chefin Caroline Ellison und FTX-CTO Zixiao "Gary" Wang haben sich zwei Manager schuldig bekannt. Sie kooperieren mit der Anklage sowie mit den US-Kapitalmarktbehörden SEC und CFTC, die zivilrechtliche Klagen gegen die drei Personen angestrengt haben.

Durch die achtfache Anklage drohen Sam Bankman-Fried bis zu 115 Jahre Haft – also lebenslänglich. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Am Dienstag musste sich SBF vor Gericht äußern, wobei er auf unschuldig plädierte. Ob er tatsächlich vorhat, auf ein Gerichtssaalverfahren mit Freispruch zu setzen, ist daraus nicht ablesbar. Viele Angeklagte bekennen sich vor US-Gerichten anfangs unschuldig, um sich alle Optionen offenzuhalten, und ändern ihr Bekenntnis später.

Hinter den Kulissen laufende Verhandlungen zwischen SBF und der Staatsanwaltschaft über einen Deal mit (teilweisem) Schuldbekenntnis wären keine Überraschung. Eine Übereinkunft würde das teure Gerichtssaalverfahren erübrigen; die Staatsanwaltschaft würde dem Gericht dann eine kürzere Haftdauer vorschlagen. Für den Fall, dass es zu einem Gerichtssaalverfahren kommt, erwartet eine mit dem Fall befasste Staatsanwältin eine Verfahrensdauer von vier Wochen.

Strittig ist, welche Massewerte welcher der 135 Firmen zuzurechnen sind. Davon hängt ab, auf welchen Bruchteil ihrer Einlagen die jeweiligen Kunden hoffen dürfen; SBF vertritt den Standpunkt, dass die US-Abteilung von FTX zum Zeitpunkt der Schließung genügend Geld hatte, um alle Kundeneinlagen auszuzahlen. Der Masseverwalter sieht das offenbar anders.

Zwischen den Jahren sind 30 Kryptowallets von Alameda Research plötzlich zum Leben erwacht. Jemand hat Kryptomünzen im Gegenwert von mehr als 1,7 Millionen US-Dollar abgezogen. Theoretisch könnten das legale Überweisungen sein, um die Kosten des Konkursverfahrens zu decken.

Allerdings haben sich die Täter diverser Krypto-Mixer bedient, wie Arkham Intelligence beobachtet hat. Krypto-Mixer werden genutzt, um Spuren zu verwischen – wozu der Masseverwalter keinen Anlass hätte. ChangeNOW, einer der Kryptomixer, entblößte sich daraufhin mit einer öffentlichen Stellungnahme "gegen betrügerische Unterfangen".

Das Strafverfahren gegen die bislang drei Angeklagten ist am US-Bundesbezirksgericht für das südliche New York unter dem Az. 22-Cr-673 anhängig. Es heißt USA v. Samuel Bankman-Fried, Caroline Ellison et Zixiao (Gary) Wang. Am selben Gericht anhängig sind zivilrechtliche Klagen der Commodity Futures Trading Commission (CFTC v. Samuel Bankman-Fried, FTX Trading Ltd. Alameda Research, Caroline Ellison et Zixiao (Gary) Wang, Az 22-cv-10503) sowie der Securities Exchange Commission (SEC v. Bankman-Fried, Az. 22-cv-10501 nebst SEC v. Caroline Ellision et Zixiao "Gary" Wang, Az. 22-cv-10794). Darüber hinaus laufen Klagen geschädigter FTX-Investoren und Krypto-Spekulanten bei diversen Gerichten.

(ds)