Lunar Lake: Intel kontert Qualcomms lange Notebook-Akkulaufzeiten

Das Asus ZenBook S 14 schafft dank Intels neuem x86-Chip Core Ultra 200V so lange Akkulaufzeiten wie Snapdragon-Notebooks und bringt alles für Copilot+ mit.

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Asus Zenbook mit Lunar Lake Prozessor auf weißem Untergrund

Asus' Zenbook S 14 mit Lunar-Lake-Prozessor.

(Bild: c't)

Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Florian Müssig
Inhaltsverzeichnis

Seit Jahresmitte gibt es etliche Notebooks mit besonders langen Laufzeiten, nämlich die mit Qualcomms Neueinsteiger-Prozessor Snapdragon X. Microsoft stellt als Alleinstellungsmerkmal dieser Notebooks, die das Marketinglabel Copilot+ tragen, wiederum neuartige KI-Funktionen in den Vordergrund, die auf integrierten, leistungsstarken KI-Beschleunigern (Neural Processing Units, NPUs) laufen. AMD hat den Snapdragon-Konter schon mit Ryzen AI 300 (Strix Point) angetreten, nun folgt Intel mit Core Ultra 200V (Lunar Lake).

Das erste damit bestückte Notebook im c’t-Labor ist das ZenBook S 14 (UX5406) von Asus. Im Testgerät arbeitet der Core Ultra 7 258V, der 32 GByte Arbeitsspeicher mitbringt. Ja, er bringt ihn mit: Bei Lunar Lake sind die LPDDR5X-Chips unabdingbarer Teil des CPU-Trägers, was einer von vielen Kniffen ist, die Energieaufnahme zu reduzieren und besonders lange Akkulaufzeiten zu ermöglichen. Dieselbe Bauart nutzt Apple seit dem M1, während bei AMD und Qualcomm die Speicherchips separat auf die Hauptplatine gelötet werden. Die Bauart verdoppelt bei Intel übrigens die Anzahl an Modellvarianten: Eine bis auf 16 GByte Arbeitsspeicher identisch spezifizierte CPU trägt nicht dieselbe Bezeichnung, sondern heißt Core Ultra 7 256V.

Intel hat Lunar Lake speziell für dünne und leichte Notebooks entworfen, die selbst unter Rechenlast leise bleiben. Doch während das Design ursprünglich einmal als Außer-der-Reihe-Sonderling angedacht war, lastet jetzt Intels gesamte mobile Zukunft darauf: Als einziges Design im Intel-Portfolio hat es eine NPU, die stark genug ist, um Microsofts Voraussetzungen hinsichtlich Copilot+ und den neuen KI-Funktionen von Windows 11 zu erfüllen. Als Microsoft diese Vorgabe im vergangenen Jahr seinen engsten Partnern mitteilte, hat Intel die Entwicklung massiv beschleunigt. Nach dem ursprünglichen Zeitplan wäre Lunar Lake nämlich wohl erst Ende 2025 dran gewesen, statt schon jetzt in Notebooks im Handel zu stehen.

Intels Lunar-Lake-Prozessor: Er besteht aus drei Chiplets (von Intel Tiles genannt) und setzt zwei LPDDR5X-Bausteine direkt auf den CPU-Träger (auch Package genannt).

(Bild: c't / mue)

Die verschobenen Machtverhältnisse im Notebookmarkt führten dazu, dass Notebooks-Hersteller Lunar-Lake-CPUs jetzt mit höherer Abwärme (Thermal Design Power, TDP) fahren können: Zulässig sind bis zu 37 Watt, was aufwendige Kühlsysteme fordert beziehungsweise deren unabdingbaren Lüfter hörbar werden lässt – nichts für schlanke Notebooks, die wie das MacBook Air eine rein passive Kühlung verwenden. Am unteren Ende der TDP-Bandbreite stehe 8 Watt, doch wir haben noch keine Systeme gesehen, wo der Chip so untertourig gefahren wird.

Asus betreibt den Core Ultra 7 258V beim ZenBook S 14 im Werkszustand (Windows: Ausbalanciert, MyAsus: Standard-Modus) mit gemäßigten 17 Watt (Spitzen bis 22 Watt), was der nominellen TDP entspricht und noch mit dem ursprünglichen Konzept des Chips in Einklang zu bringen ist. Diese Festlegung fördert allerdings auch zwangsläufig den Pferdefuß zutage: Intel hatte sich ursprünglich einmal für eine Kombination von nur vier Effizienz- mit vier Performance-Kernen entschieden; letztere müssen obendrein ohne Hyper-Threading auskommen. So etwas lässt sich nachträglich nicht mehr ändern – erst recht nicht, wenn ein Chipdesign wie hier auch noch schneller fertig werden muss.

In konkreten Zahlen: Der Core Ultra 7 258V schafft im Multithreading-Test des Render-Benchmarks Cinebench 2024 nur knapp 500 Punkte. Das ist zwar alltagstauglich, aber weniger als das, was der erst neun Monate junge Vorgänger Core Ultra 7 155H (Meteor Lake) auf den Boden brachte (über 570 Punkte im ZenBook-Schwestermodell UX3405). Meteor Lake darf nominell 28 Watt verheizen und hat obendrein mehr Kerne, nämlich bis zu sechs P-Kerne (inklusive Hyperthreading), bis zu acht E-Kerne plus zwei Low-Power--E-Kerne. So etwas kann auch der modernste Fertigungsprozess – Lunar Lake nutzt für die CPU TSMCs 3-Nanometer-Prozess N3B – und neue Kernarchitekturen für P- wie E-Kerne nicht wettmachen. Apples ebenfalls in N3B gefertigter M3 schafft übrigens gut 600 Punkte.

Man kann dem ZenBook in höheren Energieprofilen mehr Leistung entlocken, doch dann wird es laut. Im Werkszustand bleibt sein Lüfter zwar nicht unhörbar, aber doch durchgängig so unauffällig, dass man sich nie gestört fühlt.

An die Konkurrenz von AMD und Qualcomm kommt Lunar Lake hinsichtlich CPU-Leistung nicht heran: Sowohl Ryzen AI 300 als auch Snapdragon X Elite sind Zwölfkerner, und das ohne stark abgespeckte E-Kerne. Dass manche leicht abgewandelte Implementierungen sind, die zulasten des Spitzentakts mit weniger Transistoren auskommen, spielt für die Maximalperformance in TDP-limitierten Notebooks keine Rolle. So ziehen solche denn auch je nach gewählter TDP mit 700 bis 900 Punkten davon. Und HX-Prozessoren von AMD und Intel, die in ausladenden Gaming-Notebooks viel mehr Energie verheizen dürfen, liefern vierstellige Ergebnisse bis über 1300 Punkte.

Bei Last auf nur einem Rechenkern liegen alle CPUs für Windows-Notebooks grob auf dem gleichen Niveau um die 120 Cinebench-Punkte, einzig Qualcomms Snapdragon-Varianten ohne Turbo landen unter 110 Punkten. Gegen Apple kommt in dieser Disziplin niemand an, denn der M3 schafft 140 Punkte.

Anmerkung: Inmitten der laufenden Tests teilte Intel kurz vor Redaktionsschluss mit, dass das Windows-11-Update KB5043080 vom September-Patchday Notebooks mit Core Ultra 200V ausbremse; vor allem Singlethreading-Tests seien betroffen. Der Aufforderung, das Update für die Tests zu deinstallieren, sind wir nicht nachgekommen: Es erscheint fragwürdig, ein offiziell freigegebenes Update zu deinstallieren, nur um Benchmark-Ergebnisse zu schönen. Das Update wird schließlich weiterhin an alle Systeme mit Windows 11 24H2 und somit auch an alle Erstkäufer von Lunar-Lake-Notebooks verteilt, um bekannte und bereits ausgenutzte Sicherheitslücken zu schließen.

Microsoft arbeitet laut Intel an einem Fix, nennt aber keinen Zeitplan zur Veröffentlichung. Wir testen gerne nach, sobald der Fehler behoben ist und sich größere Verschiebungen offenbaren. Davon ist Stand heute nicht auszugehen: Unsere oben genannten qualitativen Einschätzungen zur Performance passen auch zu Benchmark-Ergebnissen ohne KB5043080, die Intel als Referenzwerte zum Abgleich bereitgestellt hat.