Lunar Lake: Intel kontert Qualcomms lange Notebook-Akkulaufzeiten

Seite 2: Akkulaufzeit auf ARM-Niveau

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Für lange Akkulaufzeiten ist weniger mehr: Bei geringer Systemlast sollen möglichst viele Kerne schlafen und die verbliebenen dann möglichst wenig Energie schlucken – zusammen mit dem restlichen Rumpfsystem, wo ebenfalls nur so wenige Funktionseinheiten wie möglich aktiv sind.

In dieser Hinsicht hat inbesondere Qualcomm vorgelegt: Nicht die Aussicht auf neue KI-Funktionen sind das Highlight von Notebooks mit Snapdragon X und Copilot+, sondern ihre schon heute nutzbaren, irre langen Akkulaufzeiten. Selbst wenn zwischenzeitlich Rechenleistung gefordert ist, kommt man problemlos einen ganzen Arbeitstag ohne Netzteil aus. Während AMDs rechenstarker Strix Point in dieser Hinsicht nicht mithalten konnte, schafft Lunar Lake den Ausgleich: Mit im Optimalfall gut 24 Stunden spielt das ZenBook S 14 in der allerobersten Liga, die Geräte mit Snapdragon X erst jüngst eröffneten.

Auf der Habenseite verzeichnet Intels Neuling zudem eine deutlich verbesserte Grafikeinheit namens Arc 140V. Anhand ihrer Spezifikationen und erster Benchmark-Ergebnisse schickt sie sich an, die schnellste integrierte GPU zu werden. Sie schafft im 3DMark Solar Bay über 15.000 Punkte, während die Konkurrenz bei 12.000 (AMD Radeon 880M) beziehungsweise rund 10.000 Punkten (Qualcom Adreno X1-85) rangiert.

Das ist nett, wenn man abends im Hotelzimmer auf dem Arbeitsgerät noch was Zocken möchte, macht Gaming-Notebooks aber nicht obsolet. Gegen das, was etwa Nvidias RTX-40-GPUs an 3D-Grafik auf Notebookbildschirme zaubern, ist die Arc 140V machtlos: Die mobile GeForce RTX 4070 etwa schafft im Solar Bay je nach Notebook 50.000 bis 60.000 Punkte. Auf Geräten mit integrierter Grafikeinheit muss man deshalb dann doch häufig die Auflösung runterdrehen und die Detailregler aufs Minimum schieben, um flüssige Bildwiederholraten zu erreichen. Und weil die CPU-Leistung bei Lunar Lake tendenziell schwächer ausfällt, ist das Risiko höher, dass diese den Flaschenhals darstellt und die GPU ihre theoretische Rohleistung gar nicht auf den Schirm bringen kann.

Pikant: Gaming-Notebooks rangieren sowohl hinsichtlich Performance als auch bei Akkulaufzeit und Gewicht am jeweils anderen Ende des Spektrums wie Lunar-Lake-Notebooks. Nur preislich nehmen sie sich wenig: Für die 1700 Euro, die das hier getestete ZenBook S 14 kostet, bekommt man auch schon ungleich stärkere 16-Zöller mit rasanter GeForce RTX 4070. Aktuell listen Preisvergleiche ein einziges Lunar-Lake-Notebook unterhalb von 1400 Euro (ab 1199 €).

Die meisten Anschlüsse befinden sich beim Asus-Notebook auf der linken Seite: HDMI 2.1, zweimal Thunderbolt 4 und eine Headset-Klinke. Auf der rechten Seite ist ein einsamer USB-A-Port mit 10-Gbit/s-Geschwindigkeit (USB 3.2 Gen 2).

(Bild: c't)

Damit muss man die von Lunar Lake gebotene Kombination aus langer Akkulaufzeit, zukunftssicherer NPU und im Gegensatz zu Qualcomm uneingeschränkter x86-Abwärtskompatibilität trotz vergleichsweise schwacher CPU-Leistung teuer bezahlen. Weil Lunar Lake durch seine Sonderbauform mit integriertem Arbeitsspeicher frische Notebooks erfordert, deren Entwicklung wiederum teuer ist, wird sich daran auch mittelfristig wenig ändern.

Dieses hochpreisige Schicksal teilt sich Lunar Lake mit AMDs Ryzen AI 300: Damit bestückte Notebooks starten im ähnlichen Preisbereich, und besser ausgestattet liegt bei AMD wie Intel die 2000-Euro-Marke in Griffweite. Wer also schon beim Snapdragon-X-Debüt die hohen Startpreise ab 1200 Euro als K.O.-Kriterium ausgemacht hat, wird in der x86-Welt noch weniger fündig.

In der ARM-Welt bröckeln die Preise wiederum schon: Der zur IFA eingeführte Snapdragon X Plus mit acht Kernen und abgespeckter GPU ist in Notebooks ab knapp 900 Euro zu haben. Die Tendenz ist fallend, denn so manches Modell mit Elite-Zwölfkerner ist inzwischen bereits für 1000 Euro zu haben. Wer sicherstellt, dass all seine Apps schon unter Windows on ARM laufen, bekommt irre lange Akkulaufzeiten und eine starke NPU also schon für viel weniger Geld, wenn man Qualcomm statt AMD oder Intel wählt.

Das wird sich so schnell auch nicht ändern, denn unterhalb von 1000 Euro verkaufen AMD, Intel und die Notebookhersteller gerne noch ältere Modelle mit betagten CPU-Jahrgängen wie der 12. Core-i-Generation. Deren Laufzeiten fallen deutlich kürzer aus und eine NPU fehlt gänzlich. So eine gibt es erst bei Ryzen 7040/8040 und Core Ultra 100. Die gehört dann aber noch zur ersten Generation von KI-Beschleunigern, die für Microsoft Vorgaben hinsichtlich Copilot+ nicht ausreicht – und damit wohl auch von anderen Softwareherstellern links liegen gelassen wird, bevor sie sich überhaupt ernsthaft damit beschäftigt haben.

Selbst Microsoft braucht noch: Der vollen Funktionsumfang von Copilot+ wird für AMD Ryzen AI 300 und Intel Core Ultra 200V erst im November per Windows-Update nachgeliefert. Wer schon jetzt eines davon kauft, muss also immer noch auf Funktionen wie Cocreator und übersetzte Live-Untertitel warten, die Snapdragon-X-Notebooks schon seit Jahresmitte bieten.

Ein ausführlicher Testbericht des Asus ZenBook S 14 (UX5406) mit allen Benchmarks und Eindrücken vom Gerät folgt zu einem späteren Zeitpunkt.

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(mue)