Quam: Ein kurzes, aber seltsames Gastspiel auf der Mobilfunkbühne

Die Verträge mit den bestehenden Kunden werden aber nach Angaben von Quam nicht aufgelöst.

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  • Von Daniela Wiegmann
  • dpa

Der Mobilfunk-Spätstarter Quam verabschiedet sich nach einem Gastspiel voller Pech und Pannen wieder von der Bühne. Trotz einer millionenschweren Werbekampagne und luxuriöser Geschäfte in den deutschen Metropolen hatte Quam seit dem Start vor rund einem halben Jahr nur rund 200.000 Kunden gewonnen. Die Gesellschafter Telefonica Moviles und Sonera verloren angesichts dieser Zahlen und hoher Verluste die Geduld mit ihrem deutschen Projekt und legten das Neugeschäft auf Eis. Damit hat das milliardenteure UMTS-Abenteuer wohl sein erstes Opfer gefunden.

Mehr als die Hälfte der rund 900 Mitarbeiter, die fast alle erst innerhalb der vergangenen Monate angeheuert wurden, verlieren nach Informationen aus Branchenkreisen den Job. "Die Nachricht aus Spanien war ein Schock für die Beschäftigten", sagte ein Quam-Sprecher am Donnerstag. Aus heiterem Himmel kam die Nachricht nicht. Quam-Chef Ernst Folgmann hatte bereits vor rund zwei Wochen seinen Hut genommen. Er hatte von Anfang an einen schweren Stand, die Kunden in Deutschland für einen weiteren Mobilfunkanbieter zu begeistern. Branchenkenner räumten Quam kaum Chancen ein, sich neben den Telekommunikationsriesen T-Mobile (D1), Vodafone (D2) und zahlreichen anderen Anbietern zu behaupten.

Den Markt hatten sie sich längst untereinander aufgeteilt, als Quam im November an den Start ging. Nach nur drei Wochen stellte Quam den Verkauf dann bereits aus Protest wieder ein, weil sich das Unternehmen von den Branchenriesen D1 und D2 behindert fühlte. Eine millionenschwere Werbekampagne zum Start ging damit weitgehend ins Leere -- und brachte Quam den "Anti-Oscar" der Werbebranche für einen besonders gelungenen Marketingflop ein.

Die Verkäufer in den noblen Quam-Shops durften die Kunden zwar während der Protest-Pause bei einem Kaffee beraten, aber keine Verträge anbieten. In den Medien wurde Quam dafür als "teuerste Cappuccinobar Deutschlands" verspottet. Nach diesem Fehlstart nahm Quam den Verkauf erst Anfang Januar wieder auf -- und überließ das lukrative Weihnachtsgeschäft damit der Konkurrenz. Die Kunden lockte Quam beim Abschluss eines Vertrages zum Teil mit Gratis-Handys an. Damit hat sich Quam nach Einschätzung von Experten aber vor allem Kunden ins Boot geholt, die es auf ein neues Handy abgesehen hatten, damit aber kaum telefonierten.

Die Verträge mit den bestehenden Kunden werden nach Angaben von Quam nicht aufgelöst. Das Unternehmen will nach Angaben eines Sprechers versuchen, den Betrieb mit einer Kernmannschaft aufrecht zu erhalten und beim Start des neuen Mobilfunkstandards UMTS neu durchzustarten. Von den 200.000 Kunden dürften aber nach Einschätzung von Experten bis dahin nicht mehr viele übrig bleiben. Dann würde Quam wieder ganz am Anfang stehen. Nach Informationen aus Branchenkreisen könnten die Gesellschafter aber versuchen, das Geschäft mit dem bisherigen Partner E-Plus zu verschmelzen und beim UMTS-Start gemeinsam zu arbeiten. (Daniela Wiegmann, dpa) / (jk)