RWE Powerline will 300.000 Kunden in drei Jahren

Der Geschäftsführer der RWE-Tochtergesellschaft Powerline ist optimistisch, was die Kundenzahlen für das Internet aus der Steckdose betrifft.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Für Michael Laskowski ist der 2. Juli ein besonderer Tag: Der Geschäftsführer der RWE-Tochtergesellschaft Powerline machte wahr, worüber die Branche bereits seit Jahren redet – das Internet aus der Steckdose. Anfang dieser Woche hat die RWE Powerline GmbH den kommerziellen Betrieb der neuen Technik in den Ruhrgebietsstädten Essen und Mülheim aufgenommen. Das Unternehmen ist damit bundesweit der erste Anbieter in einem Geschäft, von dem sich künftig auch andere Stromversorger zusätzliche Gewinne versprechen.

Bis zum Jahresende will das Unternehmen rund 20.000 Kunden gewinnen. Das ist bei 40 Millionen ans Stromnetz angeschlossenen Haushalten zwar wenig, aber ein Anfang. In drei Jahren sollen es im gesamten Versorgungsgebiet der RWE zehn Prozent oder 300.000 Kunden sein, sagt Pressesprecher Andreas Preuss. "Wir werden bis Ende 2001 noch in weiteren Städten den Internet-Zugang über die Steckdose anbieten."

In Konkurrenz steht Powerline vor allem mit dem TV-Kabelnetz, das die Telekom unlängst an die US-Gruppe Liberty Media verkauft hat. Doch die Aufrüstung des maroden Netzes zu einem hochmodernen und multimediafähigen Breitbandnetz wird nicht nur Milliarden-Summen verschlingen, sondern auch Zeit in Anspruch nehmen. Gernot Koch, Geschäftsführer der Fourier Consulting GmbH in Köln, sieht deshalb gute Chancen, dass RWE mit Powerline zu einem wichtigen Marktspieler werden könnte: "Wenn man sich jetzt aufs Gas stellt, stehen die Chancen gut."

An der technischen Machbarkeit von Powerline zweifeln nur noch die wenigsten. Nicht nur die Übertragung von Daten, auch die Telefonie über das Stromnetz soll schon bald Realität werden. Und Powerline soll noch mehr können: Nämlich die Hausgeräte über das Internet steuern – ob Heizung, Kühlschrank oder Licht. Diese Telematikdienste sind die eigentlichen Vorteile der Technik.

Auch die RWE-Konkurrenten haben diese Möglichkeiten erkannt. So arbeitet sowohl die E.ON-Tochter Oneline AG (Babelsberg) wie auch die EnBW an der Umsetzung von Powerline. Noch in diesem Herbst will Oneline ihren Feldversuch abschließen und in ausgewählten Städten in Norddeutschland an den Start gehen. Die EnBW plant für September in der ostwürttembergischen Stadt Ellwangen die Markteinführung. Dann werde sich zeigen, wie groß der Bedarf bei den Kunden nach der schnelle Datenkommunikation sei, meint Firmensprecher Klaus Wertel.

Unternehmensberater Koch sieht hingegen ein ganz anderes Problem auf die Branche zukommen. In Deutschland seien die Grenzwerte für die elektromagnetische Verträglichkeiten (EMV) sehr moderat ausgefallen. Diese Störfelder würden auf jeden Fall durch Powerline erhöht. Während die Hersteller beteuern, die Grenzwerte strikt einzuhalten, prophezeit Koch: "Da wird eine neue Debatte über Elektrosmog auf uns zukommen." (Peter Lessmann, dpa) / (lab)