RWE bestätigt das Aus für Powerline

Der Geschäftsführer von RWE Powerline begründet Scheitern mit besetzten Frequenzbändern.

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Von
  • Torge Löding

Am 30. September kommt das endgültige Aus für das schnelle Internet aus der Steckdose des Energieriesen RWE. Geschäftsführer Carsten Knauer bestätigte jetzt gegenüber heise online auch offiziell dementsprechende Berichte. Der Internet-Zugang für die bisherigen Kunden werde aber gewährleistet.

Den Ausstieg begründete er mit unvorhersehbaren technischen Entwicklungen. Im vergangenen Jahr seien mehr Frequenzbänder für sicherheitsrelevante Dienste reserviert worden als angenommen, damit seien für die Powerline-Technologie keine genügend großen Frequenzblöcke mehr verfügbar.

Die Financial Times Deutschland zitierte Knaur mit der Begründung, die Frequenzreservierung sei nach dem 11. September insbesondere für den Bundesnachrichtendienst und Seefunk vorgenommen worden. Diese Aussage hielt der Geschäftführer im Gespräch mit heise online nicht mehr aufrecht -- aus gutem Grund: Schließlich haben die Terrorakte des 11. September nichts mit der Vergabe neuer Funkfrequenzen zu tun. Die entsprechende Verordnung ist bereits vor dem 11. September in Kraft getreten und barg keine großen Überraschungen, wie der Sprecher der Regulierungsbehörde RegTP, Harald Doerr, gegenüber heise online betonte.

Auch technische Probleme mit den Powerline-Modems der Schweizer Firma Ascom sollen die Powerline-Einführung erschwert haben. Die Schweizer Hersteller wiesen diese Kritik allerdings stets als unbegründet zurück.

Von technischen Kinderkrankheiten der neuen Technologie abgesehen, war es nach Ansichten von Branchenbeobachtern vor allem die mangelnde Kundenakzeptanz, die das ehrgeizige, mit viel Werbeaufwand im Sommer 2001 gestartete Powerline-Projekt zu Fall brachte. Bis Ende dieses Jahres sollten eigentlich 120.000 Kunden gewonnen werden. "Kundenzahlen kommentiere ich nicht", ist Knauers Standpunkt. Aus gut unterrichteten Kreisen verlautete gegenüber heise online, die von der Firma genannte Kundenzahl von 2000 sei noch immer um den Faktor 10 zu hoch gewesen; es habe lediglich 200 zahlende Kunden gegeben. Dies würde auch die Ansicht von Forrester Research bestätigen: Bereits Mitte vergangenen Jahres prophezeiten die Marktforscher der Internet-Zugangstechnik per Stromnetz keine großen Chancen in Deutschland. Hauptprobleme seien vor allem die undurchsichtige Preisgestaltung, die nicht garantierte Geschwindigkeit und die mangelhafte Flächendeckung, hieß es damals.

Dem Aus für Powerline waren nach Informationen aus Unternehmenskreisen Verhandlungen mit der Deutschen Telekom zur Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft vorausgegangen. Diese wurden ohne Ergebnis abgebrochen. "Zurzeit beschäftigt RWE Powerline 34 Mitarbeiter. Wir versuchen eine Lösung im RWE-Konzern zu finden", verspricht Knauer. Nach dem Ausstieg von RWE sind jetzt nur noch der Karlsruher Energiekonzern EnBW und der Regionalversorger MVV mit Powerline-Angeboten am Markt. (tol)