Raketenbilder zu "intim": Mehrere Twitter-Accounts vorübergehend gesperrt

Die Pornografieerkennung von Twitter hat erneut zugeschlagen: Mehrere Accounts, die einen Raketenstart dokumentiert haben, wurden automatisch blockiert.

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Ein Raketenstarts – für Twitter zu heiß?

(Bild: SpaceX)

Lesezeit: 3 Min.

Auf Twitter sind mehrere Accounts vorübergehend gesperrt worden, nachdem darüber Fotos und Videos des jüngsten Raketenstarts von SpaceX veröffentlicht worden. Als Begründung hieß es, dass es sich um "intime Inhalte" gehandelt habe, ohne dass es eine weitere Erklärung für die offenbar automatisch umgesetzte Sperrung gab. Betroffen war etwa ein Account, der sich der Beobachtung des Stützpunkts von SpaceX in Texas widmet. Laut dem US-Portal NASASpaceflight ging es aber mehreren anderen Accounts ähnlich.

Gesperrt war auch ein Mitarbeiter des Portals, der wie die anderen nach Ablauf der Frist inzwischen wieder twittern darf. So konnte er darauf hinweisen, welcher Tweet in seinem Fall die Sperre ausgelöst hat: Es handelt sich um den Vergleich zweier Aufnahmen der hoch am Himmel fliegenden Rakete, auf die mit unterschiedlichen Techniken automatisch fokussiert wurde. Was der verantwortliche Algorithmus daran beanstandet hat, lässt sich nicht erkennen.

Von Twitter selbst haben die Betroffenen nichts gehört und den Zugriff auf ihre Accounts auch erst nach dem Ende der 24-stündigen Sperre zurückerhalten, berichtet Quartz. Und das, obwohl sich sogar der neue Twitter-Chef Elon Musk zu dem Vorfall geäußert und getwittert hat, dass die Bilderkennung des Kurznachrichtendiensts wohl "etwas Arbeit" benötige. Dazu postete er ein Bild, das auf einer Episode der US-Serie Silicon Valley basiert: Darin ging es um eine App, die Hotdogs via Bilderkennung identifiziert – und alles andere als "Not Hotdog" einstuft.

Ein ehemaliger Angestellter von Twitter hat gegenüber Quartz erklärt, dass die Algorithmen des Dienstes etwa Bilder mit vielen Hauttönen versehentlich als pornografisch einstufen könnten: "Man kann sich vorstellen, wie eine Rakete falsch eingestuft werden kann", meint er. Eigentlich gebe es aber Regeln, dass Accountsperren erst automatisch umgesetzt werden, wenn die Systeme angeben, sich bei der Identifizierung zu mindestens 95 % sicher zu sein. Wenn man aber weniger Menschen zur Prüfung einsetzt und eine Flut unerwünschter Inhalte verhindern will, könnte man diese Grenze herabsetzen. Ob das passiert ist, ist aber nicht bekannt.

Insgesamt erinnern die Geschehnisse an einen Vorfall aus dem vergangenen Jahr. Damals hat eine mehrmonatige Sperre einer Astronomin auf Twitter für Aufsehen gesorgt, die ein mehrsekündiges Video eines Meteoritenschweifs geteilt hatte. Auch der wurde als "intimate content" eingestuft. Erst als die BBC darüber berichtet und Twitters Support auch öffentlich kontaktiert hat, wurde die Sperre aufgehoben.

(mho)