Recht auf Reparatur: Waschmaschinen-Hersteller erschweren Reparaturen

Verbraucherschützer monieren, dass Ersatzteile für Waschmaschinen schwer zu finden sind, Preise stark variieren und sich nicht alle Hersteller ans Recht halten.

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(Bild: adriaticfoto/Shutterstock.com)

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2021 traten Verordnungen in Kraft, mit der die EU-Kommission auf Basis der Ökodesign-Richtlinie von 2009 dazu beitragen wollte, dass große Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen öfter repariert werden. 2023 endete die Gewährleistungsfrist für die ersten betreffenden Produkte. Die Vorgaben sind für Käufer damit relevant geworden, da sie Mängel nun nicht mehr beim Handel reklamieren können. Eine Marktanalyse, für die der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) zusammen mit Partnern aus den Ländern im Herbst die zehn meistverkauften Waschmaschinenmodelle untersuchte, hat zahlreiche und teils schwere Mängel bei der Umsetzung der Vorschriften ergeben.

Laut der jetzt veröffentlichten Ergebnisse des Marktchecks sind Ersatzteile wie Türdichtungen und Kunststoffzubehör zwar verfügbar und Lieferfristen werden eingehalten. Aber: Die für die Reparatur benötigten Komponenten sind zum Teil schwer zu finden und die Preise variieren stark. Zudem fehlen verständliche Reparaturanleitungen. Beispielsweise variieren die Kosten für einen Waschmittelbehälter zwischen 5,95 Euro bei Siemens und 72,60 Euro bei Bauknecht sowie für einen Dichtring zwischen 38,88 Euro bei Beko und 118,43 Euro bei Miele. Im Schnitt schlug ein Ersatzteil für die Tür mit 66,77 Euro zu Buche. Dazu kämen Versandkosten, die aber nicht über das Übliche hinausgingen.

Bei den meisten Herstellern – acht von zehn – waren jeweils beide geprüften Ersatzkomponenten verfügbar und konnten auch direkt auf deren Webseite bestellt werden. Die Hersteller Haier und LG erfüllten der Untersuchung zufolge hier die Vorgaben aus der speziellen Ökodesign-Verordnung für Waschmaschinen aber nicht vollständig. Der vzbv bewertet die Suche nach den gewünschten Teilen "nicht bei allen betrachteten Anbietern als verbraucherfreundlich": Bei dem Modell von Miele etwa sei es für Laien anhand der verfügbaren Herstellerinformationen "nicht ohne weiteres möglich, den passenden Dichtring zu identifizieren". Das Ersatzteil sei "mehrfach und zu unterschiedlichen Preisen aufgelistet" worden – ohne Erklärung, worin der Unterschied liegt. Erst über einen persönlichen Kontakt zu dem Produzenten habe sich die passende Türdichtung finden lassen.

Lediglich vier Hersteller stellen dem Bericht zufolge Reparaturanleitungen zur Verfügung, die Verbraucher beim eigenständigen Handanlegen unterstützen sollten. Zumindest werde die gesetzliche Vorgabe von 15 Arbeitstagen für die Lieferung von Ersatzteilen fast immer eingehalten (15 von 16 Testfällen) beziehungsweise größtenteils sogar unterschritten.

"Damit der Weg aus der Wegwerfgesellschaft gelingt", müsse sich Reparieren finanziell für Verbraucher lohnen, unterstreicht vzbv-Teamleiterin Marion Jungbluth. Faire Preise unterstützten "eine nachhaltige Reparaturkultur". Die ausgemachten Spannen für Ersatzteile seien kaum zu erklären. Abhilfe könnte ein Reparaturindex schaffen, der auch die Kosten der Ersatzteile berücksichtigt. Damit wären Verbraucher in der Lage, vor dem Kauf ein leicht und günstig zu reparierendes Produkt zu erkennen. Die neue allgemeine Ökodesign-Verordnung, die der EU-Rat im Dezember befürwortete, verlangt prinzipiell einen einschlägigen Index. Bislang schließt aber nur Frankreich dabei auch die Kosten für benötigte Komponenten ein. Bisher sind Verstöße gegen das Ökodesign ferner nur ein Fall für die Marktüberwachung. Der Gesetzgeber sollte laut vzbv künftig ermöglichen, dass auch Verbraucher ihren Schaden direkt gegenüber dem Hersteller geltend machen können.

(bme)