Rechtes Netzwerk Parler feuert den Chef

Die bei Trump-Anhängern beliebte Twitter-Alternative Parler hat ihren CEO John Matze entlassen. Parler ist nach wie vor offline.

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Parler-Sujets

(Bild: Parler Inc.)

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John Matze ist nicht länger CEO Parlers. Der Verwaltungsrat des in rechten Kreisen verbreiteten Sozialen Netzwerks hat ihn entlassen. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf eine Mitteilung Matzes selbst. Parler ist seit dem Umsturzversuch in der US-Hauptstadt Washington offline. Zu den Aufgaben des Verwaltungsrates zählen insbesondere die Setzung von Zielen sowie die Bestellung und Abberufung des Top-Managements.

"In den letzten Monaten habe ich konstant Widerstand gegen meine Produktvision erfahren, gegen meinen starken Glauben an freie Rede und gegen meine Ansicht, wie Parler gemanagt werden sollte", zitiert die Zeitung aus der Mitteilung, "Zum Beispiel habe ich mich für mehr Produktstabilität und einen meiner Meinung nach wirksameren Zugang zu Moderation der Inhalte eingesetzt." Matze soll einen Großteil der Parler-Software geschrieben haben. Nun möchte er sich offenbar beruflich Bitcoin zuwenden.

Ob und wie Parlers Verwaltungsrat die Entlassung genau begründet hat, geht aus dem Bericht nicht hervor. Laut Matze hat in dem Gremium Trump-Fan Rebekah Mercer das Sagen. Sie hat Parler finanziert und gemeinsam mit John Matze und Jared Thomson ins Leben gerufen. Mercer hat Donald Trump seit 2016 Dutzende Millionen Dollar gespendet und gilt als "First Lady of the Alt-Right". Die Frau ist unter anderem an der rechten Webseite Breitbart beteiligt, die seit Jahren Verschwörungsphantasien verbreitet. Familie Mercer war auch an Cambridge Analytica beteiligt.

Parler hatte nach den US-Wahlen im November starken Zulauf von Nutzern erhalten, die weiter ungestört Lügen über Wahlbetrug und einen Sieg Donald Trumps verbreiten wollten. Der gewalttätige Umsturzversuch am US-Kapitol am 6. Jänner wurde unter anderem über Parler organisiert.

Daraufhin verbannten Apple und Google Parler aus ihren App-Stores. Und Amazon hat das rechte Netzwerk Parler von seinem Cloud-Dienst ausgeschlossen. Seither ist der Dienst offline. Ein US-Gericht hat entschieden, dass Amazon Parler vorerst keine Cloud-Dienste zur Verfügung stellen muss.

(ds)