Red Hat und Ericsson schließen Pakt für mobilen Internet-Zugang

Der Linux-Distributor Red Hat und der Mobilfunkspezialist Ericsson wollen gemeinsam Geräte für den mobilen Internet-Zugang und entsprechende Entwicklungstools herausbringen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Linux für Server oder für professionelle Endanwender reicht dem Linux-Distributor Red Hat nicht mehr: Durch einen Pakt mit dem Mobilfunkspezialisten Ericsson, dem drittgrößten Handy-Hersteller der Welt, möchte die Firma aus North Carolina einen Fuß in den Markt mit mobiler Kommunikation und Internet-Lösungen für private Verbraucher bekommen. Die beiden neuen Freunde wollen gemeinsam Endgeräte entwickeln, die auf dem Embedded Linux von Red Hat und Java aufbauen. Natürlich sollen sie auch Breitband-Netzzugang bieten und zukünftig Bluetooth unterstützen, wie Ericsson und Red Hat betonten.

Das erste Ergebnis der Partnerschaft möchten die beiden Unternehmen schon Ende dieses Jahres der Öffentlichkeit zugänglich machen: Ericssons Screen Phone, als Prototyp schon auf der CeBIT dieses Jahres zu sehen, besteht aus einer Basis-Station und einem tragbaren, WebPad ähnlichen LC-Display zur Bedienung. Beide Teile des Geräts sollen unter Embedded Linux von Red Hat arbeiten. Weitere, vergleichbare Geräte und Internet-Zugangsmöglichkeiten sollen dem Screen Phone folgen. Offensichtlich wollen Ericsson und Red Hat die so genannten Internet Appliances aber nicht selbst an die Verbraucher bringen: Gedacht sind sie nach Angaben von Red Hat vor allem für Telekom-Firmen und Internet-Provider, die die Geräte als zusätzlichen Service für möglichst einfachen und mobilen Netz-Zugang ihren Kunden anbieten könnten.

Über die Präsentation von WebPads und Screen Phones hinaus möchten die beiden Partner die Entwicklungs-Tools für Embedded Linux vorantreiben. So will Ericsson mit Red Hat an der Weiterentwicklung der Embedded Red Hat GNU Development Tools zusammenarbeiten, die dann den über Red Hats Web-Seite frei zugänglich sein sollen. Nach Ansicht der beiden Unternehmen gibt es eine große Gemeinde von kommerziellen Firmen und Open-Source-Programmierern, die nur darauf warten, mit entsprechenden Werkzeugen Anwendungen für mobile Internet-Geräte wie die zu entwickeln, die aus der Partnerschaft von Ericsson und Red Hat hervorgehen sollen.

Der Deal mit Ericsson bedeutet das erste große Geschäft eines Linux-Distributors mit einem der großen Konzerne des Mobilfunks. Und für Embedded Linux könnte dies ein weiterer Schritt sein, sich zu einer Art Standard für den Internet-Zugang jenseits des PC und für mobile Netz-Terminals zu entwickeln: Gateway entwickelt bereits für AOL ein Surf-Terminal mit Transmetas Crusoe-Chip und wohl mit Linux; diverse Firmen forcieren die Entwicklung von Linux für Klein-Geräte, Steuerungstechnik und Mikro-Controller; und über 20 japanische Konzerne wollen Linux sogar offiziell zum Standard für elektronische Geräte erheben. Für Ericsson dagegen ist eine Kooperation mit Red Hat als einem der größten Linux-Distributoren eine gute Chance, seine eigenen Probleme mit der Handy-Vermarktung durch neue Geräte zu beheben, die auf dem erwarteten Boom-Markt für Internet-fähige Telefone und Surf-Terminals reüssieren. (jk)