Registrare machen Front gegen .com-Registry-Vertrag mit VeriSign

Sollte ICANN den .com-Registry-Vertrag mit VeriSign tatsächlich ohne Änderungen unterzeichnen, wollen die großen .com-Registrare auf die Barrikaden gehen: Vom US-Kongress über den Senat bis hin zum Handelsministerium soll die Protestwelle rollen.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) muss sich auf einen Einspruch beim US-Handelsministerium einstellen, sollte sie den umstrittenen neuen .com-Registry-Vertrag mit VeriSign unterzeichnen. Das kündigte Jon Nevett, Vice President Policy and Ethics beim US-Registrar Network Solutions, bei einem Pressegespräch in Washington an. Zu dem Gespräch hatten acht große Registrare, darunter Register.com, GoDaddy, Bulkregister, Schlund/1&1, Tucows und Melbourne IT geladen. Die Registrare, die nach eigenen Angaben zusammen rund 57 Prozent der .com-Registrierungen halten, haben sich in einem offenen Brief an den Vorsitzenden des ehrenamtlichen ICANN-Vorstandes gewandt, um ihre Bedenken gegen die VeriSign-Deal noch einmal zu unterstreichen.

Trotz aller Unterschiede in den jeweiligen Geschäftsmodellen, so heißt es in dem Brief, sei man sich einig in der Ablehnung des .com-Vertrages. Der vom ICANN-Büro nach viel Kritik Anfang des Jahres noch leicht abgewandelte Vertrag ändere insbesondere nichts an den zwei Hauptproblemen: Lockerung der Preisobergrenzen und eine praktisch unbefristete Vergabe an VeriSign. Vor allem die Möglichkeit unkontrollierter Preissteigerungen ohne Chance für ICANN, für diesen Fall einen billigeren Anbieter auszuwählen, halten die Registrare für absolut wettbewerbsfeindlich.

"Wir sind schon erstaunt, dass angesichts sinkender Preise in der Branche Preiserhöhungen und nicht Preissenkungen in Aussicht gestellt werden," sagte Tom Keller, der für Schlund/1&1 an dem Gespräch teilnahm. ICANN-Vertreter verwiesen dagegen auf weniger Regulierung durch die private Netzverwaltung. Diese Politik steht im Widerspruch zur bisherigen Politik und den Äußerungen von ICANN-Vertretern, dass aufgrund der Marktmacht von .com ein Schutz gegen mißbräuchliche Preispolitik notwendig sei, erklärte Jordyn Buchanan von Register.com. Für ICANN würde bei Unterzeichnung des Vertrages ein Ende des teuren Rechtsstreits mit VeriSign und mehr Geld herausspringen.

"Wir sind nicht dagegen, dass ICANN den Rechtsstreit beilegt," sagte Nevett. "Wir sind auch nicht dagegen, dass der Vertrag mit VeriSign verlängert wird. Aber wir sind gegen beides, so wie es in dem Vertrag vorgesehen ist." Bevor man selbst den Klageweg gegen ICANN beschreite, werde man sich an den US-Kongress, den US-Senat, ICANNs Aufsichtsbehörde, die National Telecommunications and Information Administration (NTIA) und deren vorgesetzte Behörde, das US-Handelsministerium wenden, sagte ein weiterer Registrarvertreter. Auch Einsprüche weiterer Parteien, möglicherweise auch anderer Regierungen seien möglich. "Wir hoffen, dass ICANNs Vorstand diesem Vertrag nicht zustimmen wird. Macht der Vorstand dies aber doch, werden wir von unserem Recht Gebrauch machen, beim US Handelsministerium zu intervenieren und zu fordern, dass es diesem wettbewerbswidrigen Vertrag nicht zustimmt."

Weitere Kritikpunkte wollen die Registrare in individuellen Protestschreiben an den ICANN-Vorstand vorbringen, etwa die Intransparenz über Investitionen in die .com-Infrastruktur. VeriSign hat vertraglich 200 Millionen US-Dollar zugesagt, will über deren Verwendung aber nicht öffentlich Rechenschaft ablegen. Wenn ICANN seine Transparenzpflichten erfüllen wolle, müssten auch VeriSigns Jahresberichte veröffentlicht werden, forderte Martha Johnston von GoDaddy.

Noch bis zum 20. Februar nimmt ICANN Kommentare zum .com-Vertrag entgegen. Danach finden am 21. und 28. Februar telefonische Vorstandssitzungen statt. Da VeriSign ICANN eine Frist gesetzt hat, muss der Vorstand sich dann für oder gegen den Vertrag entscheiden. (Monika Ermert) / (pmz)