Regulierer senkt Terminierungsentgelte im Mobilfunk

Die Terminierungsentgelte für Anrufe in das Netz eines Providers aus dem Netz eines anderen Netzbetreibers werden gesenkt; die neue Entscheidung dürfte für Verstimmung bei den kleineren Anbietern E-Plus und O2, aber auch für sinkende Handy-Tarife sorgen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Bundesnetzagentur hat nach Angaben aus Branchenkreisen die Grundlage für eine weitere Absenkung der Handy-Tarife geschaffen. Die vier deutschen Mobilfunkkonzerne erhalten künftig weniger Geld für Anrufe in ihr Netz, wie die Finanz- Nachrichtenagentur dpa-AFX erfuhr. Die Bundesnetzagentur hat dies mittlerweile bestätigt: Für die Anbieter sinken die sogenannten Terminierungsentgelte demnach von 8,78 auf 7,92 Cent pro Minute (T-Mobile, Vodafone) beziehungsweise von 9,94 auf 8,8 Cent pro Minute (E-Plus, O2).

Zuletzt hatte die Bundesnetzagentur im November vergangenen Jahres die Terminierungsentgelte festgelegt, nachdem sich die Mobilfunkbetreiber zuvor nicht auf eine Absenkung einigen konnten. Als die Bundesnetzagentur daraufhin eine Vorabregulierung (ex-ante) der Tarife beschloss, beantragten Mobilfunkbetreiber überraschend sogar eine Erhöhung der Terminierungsentgelte. Einen Eilantrag gegen die ex-ante-Regulierung der Terminierungsentgelte lehnte das Bundesverwaltungsgericht ab.

Matthias Kurth, Chef der Bundesnetzagentur, sparte nicht mit Kritik an den eingereichten Unterlagen der Netzbetreiber, mit der sie ihre Vorstellungen über die Entgelte begründeten. Zwar sei es erfreulich, dass sich zumindest ein Netzbetreiber – den Kurth allerdings namentlich nicht nannte – der Kritik an den Nachweisen zu Herzen genommen und seine Kostendokumentation so verbessert habe, dass der Regulierer erstmals die effizienten Kosten ermitteln konnte. Dadurch sei die Agentur in der Lage gewesen, die Entgelte der übrigen drei Mobilfunknetzbetreiber "im Wege einer nationalen Vergleichsbetrachtung abzuleiten und zu genehmigen". Die eingereichten Kostenunterlagen der drei anderen Netzbetreiber hätte allerdings "wiederum nicht als tragfähige Entscheidungsgrundlage anerkannt werden" können.

Die neue Entscheidung der Behörde dürfte in der Branche für Verstimmung bei den kleineren Anbietern E-Plus und O2 sorgen, da sie stärker als die Schwergewichte Telekom und Vodafone betroffen sind. E-Plus und auch O2 erhalten ein höheres Entgelt, da sie erst nach den beiden Marktführern an den Start gingen. Die KPN-Tochter E-Plus hatte zudem wiederholt darauf verwiesen, dass Aufbau und Betrieb eines E-Netzes teurer seien als bei einem D-Netz. Die Gesellschaft hatte daher eine höhere Spreizung der Entgelte verlangt, sich damit aber nicht bei der Netzagentur durchsetzen können. Auch bei der jetzigen Entscheidung zogen die Argumente von E-Plus nicht: "Die Tarifspreizung zwischen den Entgelten für die Terminierung in den D-Netzen und den E-Netzen ist gegenüber den Entscheidungen vom vergangenen Jahr leicht reduziert worden. Damit hat die Bundesnetzagentur zwar einerseits anerkannt, dass die Skaleneffekte der E-Netzbetreiber noch etwas ungünstiger sind, andererseits aber auch berücksichtigt, dass sich diese Nachteile mit fortschreitender Zeit verringern", kommentierte Kurth.

Die neuen Preise, die im weiteren Tagesverlauf offiziell bekanntgegeben werden sollen, gelten bis zum März 2009. Die Terminierungsentgelte sind eine wichtige Einnahmequelle für die Unternehmen, die bereits mit dem harten Preiskampf auf dem Mobilfunkmarkt zu kämpfen haben. Die vergangene Absenkung im vergangenen Jahr hatte tiefe Spuren in den Bilanzen hinterlassen. Die Terminierungsentgelte stellen eine Mindestmarke bei den Handy- Tarifen dar. Mit der verordneten Absenkung bereitet die Bundesnetzagentur also den Boden für weitere Preisabschläge. (jk)