Rentenplanung für Microsoft Exchange

Microsoft will im Dezember 2003 den Support für die Version 5.5 des Groupware-Servers Exchange einstellen.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Microsoft will im Dezember 2003 den Support für die Version 5.5 des Groupware-Servers Exchange einstellen. Bis dahin werden Anwender, die bei Problemen nicht ohne Herstellerhilfe dastehen wollen, auf andere Software umsteigen müssen. Obwohl das Softwarehaus schon vor zwei Jahren mit dem aktuellen Exchange 2000 auf den Markt gekommen ist, haben zahllose Firmen den Umstieg auf diese Release bis jetzt vermieden. Exchange 2000 verlangt nämlich anders als sein Vorgänger nach Microsofts Active Directory, funktioniert also nicht mehr in einer reinen Windows-NT-Umgebung. Außerdem organisiert Exchange 2000 seine Daten anders und legt beim Versionswechsel eine intensive Administrator-Umschulung nahe. Darüber hinaus sollten Umsteiger frühzeitig eine leistungsfähigere Hardware und die Manpower für drastisch gestiegene Sicherheits-Aufwendungen am neuen Groupware-Server einplanen, läuft doch Exchange 2000 ausschließlich im Zusammenspiel mit dem pflegebedürftigen Internet Information Server.

Microsofts Produktpolitik drängt die Kunden des Unternehmens zu einer kurvenreichen EDV-Entwicklung: Seit dem Erscheinungsdatum nötigt Exchange 2000 die Anwender zum Abschied vom leichter verwaltbaren Betriebssystem Windows NT. Das gleiche Spiel dürfte mit veränderten Vorzeichen im kommenden Jahr ablaufen, wenn die nächste Exchange-Version, derzeit noch unter dem Kodenamen Titanium geführt, auf den Markt kommt und dann einen .NET-Server voraussetzt, wenn man nicht auf einige Features verzichten will.

Dieser soeben als Release Candidate 2 erschienene, für April 2003 angekündigte Windows .NET Server wiederum wird laut Microsofts Produktchef Chris Baker kein Exchange 2000 unterstützen. Derzeit empfiehlt Microsoft Exchange-Benutzern, am besten gleich auf Titanium und .NET zu bauen, im Falle großer Netzwerke mit Hilfe eines so genannten "Swing Servers" -- sozusagen als Schwangerschaftsvertretung, während die neue Groupware für den Dauereinsatz auf der Stamm-Maschine heranwächst. Was aber, könnte man fragen, wenn es Titanium doch nicht zum vorgesehenen Datum gibt? Dann hätten die Redmonder Strategen ganz aus Versehen einen Weg gefunden, ihre Kundschaft zum gebührenträchtigen Upgrade-Marathon von Exchange 5.5 über Exchange 2000, Windows 2000 und Windows .NET zu treiben, bis sie endlich wieder einen für längere Zeit gepflegten Groupware-Server Titanium installieren können.

Man darf gespannt sein, wie bereitwillig die Exchange-Stammkunden dieser Route folgen werden. Nicht von ungefähr wächst die Zahl der Konkurrenzprodukte, die anstelle von Exchange mit dem Client-Programm Outlook kooperieren wie die Linux-Programme Samsung Contact oder SuSE OpenExchange. Dessen Entwickler rühren schon jetzt die Werbetrommel für einen leichten Umstieg von Exchange 5.5; ganz zu schweigen von einer Outlook-Ergänzung wie WorkGroupFolders, die in kleineren Netzwerken ganz auf teure Groupware-Server verzichtet. (hps)